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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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gesamten Vorderfront, die eine breite Überdachung vor dem Haupteingangsportal stützten. Ein unübersehbarer Vorteil, denn so war es anfahrenden Kutschen möglich, ihre Gäste unbehelligt von Regen und Sturm ein- und aussteigen zu lassen.
    Nachdem die Pferde mit einem müden ‹Ho-ho!› von Mr. Hanson zum Stehen gekommen waren, schrak Lena auf ihrer Bank zurück, als die Tür der Kutsche unvermittelt von außen aufgerissen wurde und einzig ein paar weiße Handschuhe und eine helle Zahnreihe die Düsternis im Wagen durchbrachen. Erst als sich ihre Augen an die Umgebung gewöhnt hatten, sah sie den durch und durch schwarzen Mann, der ihr lächelnd seine weiß behandschuhte Rechte zum Aussteigen bot.
    Vom langen Fahren und der Anspannung ganz steif, kletterte Lena aus dem Wagen. In seiner Linken trug der Butler eine Fackel, mit der er ihr den Weg zum Treppenaufgang leuchtete.
    «Herzlich willkommen auf Redfield Hall, Mylady. Mein Name ist Jeremia», erklärte der Mann mit gesenktem Blick und einer tiefen, sonoren Stimme.
    Sein Englisch war vom einheimischen Dialekt gefärbt, aber nicht so unverständlich wie das der Neger in Falmouth. «Ich bin Lord Williams Butler und stehe der Dienerschaft vor. Darf ich bitten?»
    Er verbeugte sich noch tiefer und deutete zum Anwesen. Die dunkle Livree, die er trug, unterschied sich in der Farbe kaum von seiner Haut. Als Lena noch nicht reagierte, fiel sein Blick auf Maggie, die im Innern der Kutsche langsam zu sich kam.
    «Wir sind bereits über den Zustand Ihrer Gesellschafterin informiert», erklärte Jeremia. «Man wird sie in ihr Zimmer tragen. Es befindet sich direkt neben der Suite Ihrer Ladyschaft im zweiten Obergeschoss.»
    «Wo sind wir?», wisperte Maggie mit matter Stimme.
    Offenbar war sie durch die plötzliche Kühle und das einsetzende Stimmengewirr vor der Kutsche erwacht. Auch das Zirpen der Zikaden erfüllte die samtweiche Luft.
    «Am Ziel», erwiderte Lena leicht unsicher. Dann wandte sie sich an den Butler. «Miss Blumenroth benötigt dringend die Zuwendung einer Zofe», erklärte sie dem schwarzen, älteren Mann. «Jemand muss mir helfen, sie zu entkleiden und bettfertig zu machen.»
    Der Butler nickte ergeben. «Sehr wohl, Mylady, ich werde alles zu Ihrer Zufriedenheit veranlassen.» Mit wackeligen Beinen schritt Lena die Treppe zum Haus hinauf. Inzwischen hatte eine Schar schwarzer, beinahe unsichtbarer Geister mehrere Fackeln entlang der breiten Marmortreppe aufgestellt, die von der Auffahrt zum Hauptportal führte.
    Dass Edward nicht wenigstens hier das Empfangskomitee verstärkte, stürzte Lena in abgrundtiefe Enttäuschung. Ihre Hoffnung, dass er jeden Augenblick aus dem hell erleuchteten Portal heraustreten und ihr entgegeneilen könnte, verflüchtigte sich vollends, als ihr lediglich eine rabenschwarze Hausdame entgegentrat. Ihr kurzes, krauses Haar war bereits leicht ergraut, wohingegen ihr dunkelblaues, eng anliegendes Kleid den immer noch jugendlich wirkenden, schlanken Körper betonte.
    «Willkommen in Redfield Hall, Mylady», sagte sie und vollführte einen Hofknicks. «Mein Name ist Estrelle. Ich bin hier für den Haushalt zuständig und werde Sie bei allem unterstützen, was Sie für notwendig erachten.»
    Ihr Akzent war nicht weniger stark als der des Butlers, doch im Gegensatz zu ihm ließ ihre Miene nicht die geringste Gefühlsregung erkennen.
    Lena konzentrierte sich auf ihr dringendstes Anliegen. «Miss Blumenroth benötigt umgehend den Beistand eines Arztes. Gibt es jemanden auf der Plantage, der ihr helfen könnte?»
    «Unser Hausarzt sitzt in Fort Littleton», erwiderte Estrelle unbeeindruckt. «Das ist zehn Meilen entfernt. Wir könnten sofort einen Boten schicken, wenn Sie das wünschen. Aber es wird eine Weile dauern, bis er mit dem Doktor zurückkehrt.»
    «Ich wünsche es. Je eher er losreitet, umso besser.» Lena war erleichtert, dass das Personal offenbar bereit war, ihre Befehle ohne Rückversicherung bei Edward oder seinem Vater zu befolgen. Wobei es sie brennend interessierte, warum die beiden nicht vor Ort waren. «Darf ich fragen, wo sich der Herr des Hauses aufhält? Ich hatte gehofft, ihn bei meiner Ankunft hier vorzufinden.»
    «Es tut mir leid, Mylady», antwortete Estrelle kühl. «Master Edward hat die Plantage heute Nachmittag wegen dringender Geschäfte verlassen, und sein Vater befindet sich zu Verhandlungen in Kingston, wo er den Gouverneur trifft.»
    «Oh», sagte Lena, bemüht, sich die Enttäuschung nicht anmerken

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