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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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weiß, sind ferner mehrere Regimenter aus England im Anmarsch, die uns kurz vor Weihnachten erreichen werden und uns bei der Aushebung von Rebellennestern unterstützen sollen. Bis dahin sollten Sie sich noch gedulden und allenfalls die Verteidigung auf Ihren Plantagen verstärken.»
    «Auf fünf Plantagen hat es in der letzten Woche gebrannt», erklärte Edward schnaubend. «Lediglich dem andauernden Regen haben wir es zu verdanken, dass kein größerer Schaden entstanden ist.»
    «Ich weiß», wiegelte Bolton gereizt ab. «Rosenhall hat es auch erwischt.»
    «Ja», bestätigte Lord William ungehalten. «Dort wurde die Scheune, in der sie den Jamaikapfeffer trocknen, abgefackelt. Gott sei Dank musste Lady Fortesque das nicht miterleben.»
    «Lady Fortesque?» Bolton hob eine Braue und schaute ihn fragend an. «Was ist eigentlich aus ihr geworden? Ich habe mich schon gewundert, dass sie nach der Verhaftung ihres Sklaven keinen weiteren Protest mehr eingelegt hat.»
    «Dr. Lafayette hat sie nach der Verhaftung von Candy Jones ins Naval Hospital in Port Royal einliefern lassen müssen, weil sie vollkommen den Verstand verloren hat. Nun steht sie vierundzwanzig Stunden am Tag unter ärztlicher Beobachtung, weil die Gefahr besteht, dass sie sich ansonsten das Leben nimmt. Sie weiß noch nichts vom Tod ihres Dieners. Sie hat sehr an ihm gehangen und ist immer noch stark vom Laudanum abhängig. Bekommt sie es nicht, läuft sie tobend und schreiend umher. Da sie keine anderen Verwandten hat und mein Sohn als ihr alleiniger Erbe im Testament steht, habe ich bis zu ihrem Tod ihre Vormundschaft und die Verwaltung der Plantage übernommen.»
    «Möge Gott der Herr ihrer armen Seele gnädig sein», fügte Edward hinzu und setzte ein möglichst trauriges Gesicht auf.
    In Wahrheit triumphierte er regelrecht. Es hätte kaum besser für ihn laufen können.

    Nachdem Jess ins Lager zurückmarschiert war, hatte er sein treues Maultier in einem Verschlag entdeckt, in dem die Mulis der Rebellen untergebracht waren. Entweder hatte jemand das Tier gefunden, oder es war freiwillig in die Berge zurückgekehrt. Als er nach draußen trat, lief ihm ausgerechnet Selina über den Weg. Sie trug einen Korb mit verschiedenen Früchten auf dem Kopf, den sie sofort absetzte, um auf ihn zuzulaufen. Unerwartet stürmisch fiel sie ihm um den Hals.
    «Gott sei Dank, du lebst», wisperte sie an seiner Brust.
    Er sah, dass sie beinah weinte. «Hey, hey», flüsterte er und strich ihr über den Rücken. «Ich war doch nur ein paar Tage unterwegs.»
    Nun blickte sie zu ihm auf, und ihre braunen Augen waren voll ehrlicher Sorge.
    «Deine Mutter sagte mir, dass du die Frau zu den Weißen zurückgebracht hast. Als dein Maultier herrenlos zurückkam, dachten wir schon, die Soldaten hätten dich geschnappt.»
    «Ich lasse mich nicht so einfach schnappen», erwiderte er und fasste sie bei den Schultern, um den Abstand zwischen ihnen zu vergrößern.
    «Ich bin so froh, dass du heil zu uns zurückgekehrt bist», sagte sie freudestrahlend und nahm ihn wie selbstverständlich bei der Hand. «Und ich bin froh, dass sie fort ist», bekannte sie ehrlich.
    Jess wusste sofort, wen sie meinte.
    «Ja», sagte er und vermied es, ihr in die Augen zu schauen.
    Er würde ihr nicht verraten, was er in Wahrheit über Lenas Abwesenheit dachte.
    «Sie hat ihre Zwecke erfüllt», erklärte er düster, «und nun ist sie wieder dort, wo sie hergekommen ist.»
    «Wir könnten zum Teich spazieren», schlug Selina mit einem aufreizenden Lächeln vor und schaute hoffnungsvoll zu ihm auf.
    «Nicht jetzt», hörte er sich selbst sagen. «Ich muss erst zu Cato und ihm Bericht erstatten.»
    «Dann sehen wir uns danach?», fragte sie zuversichtlich.
    Jess schenkte ihr einen Moment lang seine Aufmerksamkeit. Sie war hübsch, gar keine Frage, und sie war willig, ihn in ihr Bett und ihr Herz zu lassen. Auch daran war im Grunde nichts auszusetzen. Aber sie war nicht Lena, und das war der Fehler.
    «Vielleicht», erwiderte er müde. «Ich habe noch einiges zu erledigen, und ich weiß nicht, mit welchen Aufträgen Cato mich als Nächstes versieht. Geh und berichte meiner Mutter, dass ich wohlbehalten zurückgekehrt bin.»
    «Aber natürlich», antwortete sie und himmelte ihn mit ihren großen, braunen Augen regelrecht an. «Ich kann warten», fügte sie mit leiser Stimme hinzu.

    Jess betrat die Hütte des alten Rebellenführers mit gemischten Gefühlen. Catos Auftritt gegenüber Lena war mit

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