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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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prostete zurück.
    Er trank einen beherzten Schluck Buttermilch in der Hoffnung, dass der fade Geschmack seiner abgrundtiefen Enttäuschung über Lenas Verhalten gleich mit hinuntergespült würde, doch das war ein Irrtum. Der wiederkehrende Gedanke, dass sie ihm womöglich eine Mitschuld am Tod ihrer Gesellschafterin einräumte, machte die ganze Angelegenheit nur noch grausamer, als sie ohnehin schon war.

    Der Geruch von Candy Jones verbrannter Leiche waberte noch über den Innenhof der Gefängnismauern, als Edward zusammen mit seinem Vater das Büro von Commodore Bolton im Gerichtsgefängnis von Spanish Town betrat. Der Advokat bot ihnen in linkischer Freundlichkeit einen Sessel an und setzte sich dann selbst hinter seinen monströsen Schreibtisch, der ihm für die Dauer seines Aufenthaltes vom Gouverneur zur Verfügung gestellt worden war.
    «Hat Ihre Frau inzwischen ihre Sprache wiedererlangt?», fragte er forsch.
    «Nein, leider nicht», antwortete Edward gedehnt. «Dr. Lafayette meint, das könne noch Monate dauern. Sie benimmt sich, als ob sie der Schlag getroffen hätte, dabei konnte sie bei den Rebellen wenigstens noch schreiben, wie wir alle wissen. Aber selbst das scheint sie verloren zu haben.»
    Edward blickte ratlos in die Runde.
    «Wer sagt denn, dass sie den merkwürdigen Brief selbst geschrieben hat», erwiderte Bolton mit hochgezogener Braue.
    «Ich kenne ihre Schrift», erwiderte Edward im Brustton der Überzeugung. «Sie hat mir etliche Briefe geschrieben, bevor sie aus London zu uns übergesiedelt ist.»
    «Wer weiß, was die Rebellen ihr angetan haben?», mutmaßte Lord William. «Sie müssen bedenken, meine Schwiegertochter war mehr als vier Wochen unter den Wilden, jedenfalls nehmen wir das an. Dr. Lafayette befürchtet das Schlimmste.»
    «Denkt er, dass man sie vergewaltigt hat?», fragte Bolton mit einer unbotmäßigen Neugier im Blick.
    «Äußerlich gibt es keinerlei Hinweise darauf», versicherte Edward scheinbar gelassen. Er würde vor Bolton nicht zum Besten geben, dass seine Hochzeitsnacht, was die Entjungferung der Braut betraf, ein Reinfall gewesen war. Und auch nicht, dass er seine Frau sogleich nach ihrer Rückkehr – trotz ihres erbärmlichen Zustandes – bestiegen hatte, nur um dabei feststellen zu müssen, dass er nicht der Erste gewesen war. Außerdem konnte er noch nicht einmal sagen, ob sie überhaupt jungfräulich in die Ehe gegangen war. Falls doch, musste sie mit irgendeinem dieser rebellischen Teufel das Lager geteilt haben.
    «Und was würde das schon für einen Unterschied machen», fügte er stoisch hinzu. «Sie ist traumatisiert», erklärte er und benutzte die Wortwahl des Doktors, «da gibt es nichts zu diskutieren. Wir müssen ihr nur genügend Zeit lassen, sich wiederzufinden.»
    Insgeheim hoffte er, dass sie sich vielleicht irgendwann an ihn gewöhnen, ja ihn sogar akzeptieren würde. Wobei Doktor Lafayette ihm versichert hatte, dass sie in ihrem Zustand zweifelsfrei Kinder gebären konnte. Spätestens, wenn sie ihm einen gesunden Sohn gebar, war er die größte Sorge los.
    «Und was machen Sie, wenn sie von irgendeinem Wilden geschwängert wurde?»
    Bolton ist rücksichtslos und unverschämt, dachte Edward, der eine solche Variante schlichtweg verdrängte.
    «Wenn sie ein Kind in sich trägt, das schwarz ist, wird es die ersten Stunden nach der Geburt nicht überstehen», behauptete Lord William empört.
    Offenbar gingen auch ihm die Anzüglichkeiten des Commodore zu weit.
    «Bevor Sie sich über den Nachwuchs von Redfield Hall Gedanken machen, lieber Commodore», bemerkte Edward süffisant, «was gedenkt der Gouverneur gegen die Rebellen zu unternehmen? Wir haben uns nämlich überlegt, dass wir eine Privatarmee aufstellen wollen, um die Gipfelregion der Blue Mountains zu erkunden. Wir haben den dringenden Verdacht, dass es dort etwas mehr gibt als schroffe Felsen und verlassenen Kaffeeplantagen.»
    «Mit Verlaub, Sir Edward», begann Bolton gereizt, «der Gouverneur duldet in Ermittlungsangelegenheiten keine privaten Milizen. Das müsste Ihr Vater als sein Vertrauter eigentlich wissen. Wir wollen keinen zweiten Fall ‹Brown› provozieren. Wenn überhaupt, sollten Ihre Leute in unser militärisches Personal vor Ort integriert werden und dabei helfen, die Umgebung der Plantagen sauber zu halten. Dazu ist erst kürzlich ein Aufruf ergangen, dass sich alle weißen Männer der Insel für die Aufstellung von neuen Polizeimilizen melden sollen. Soweit ich

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