Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
Vom Netzwerk:
schon Monate her war, seit er Lena zuletzt in seinen Armen gehalten hatte, machte es ihn nervös zu wissen, dass sie ganz in der Nähe mit Edward Blake Weihnachten feierte.
    Obwohl seine Mutter alles versucht hatte, um ihn für Selina zu vereinnahmen, hatte er Lena nicht aus seinen Gedanken verbannen können. Er hatte sich damit zu trösten versucht, dass sein Herz ohnehin für die Revolution schlug und es eine äußerst schlechte Idee gewesen war, einer Frau darin einen Platz einräumen zu wollen. Dass sie sich jetzt nicht mehr daraus verbannen ließ, war ein echtes Unglück.
    «Liebe Brüder und Schwestern», wandte Jess sich mit Erlaubnis seines Gastgebers an die gut fünfzig verbliebenen Männer und Frauen.
    Dank seiner Statur und seiner samtig dunklen Stimme schenkten sie ihm ihre sofortige Aufmerksamkeit. Möglicherweise lag es auch an der Kleidung. Der schwarze Anzug und ein gestärktes Hemd ließen ihn weitaus seriöser erscheinen als einen gewaltbereiten Rebellen aus den Bergen, der er nun einmal war.
    «Ich komme zu euch als glühender Anhänger von William Knibb und Samuel Sharpe», erklärte er mit leiser, aber eindringlicher Stimme. «Die beiden können nicht überall sein und werden außerdem von Polizei und Militär überwacht. Deshalb ist es an mir, euch ihre Botschaft zu überbringen. Am 27 . Dezember, also übermorgen, rufen sie ihre Anhänger in ganz Jamaika zu einem Generalstreik auf. Wie ihr vielleicht von den Predigten Samuel Sharpes wisst, ist bereits vor einiger Zeit ein Schreiben zur Aufhebung der Sklaverei beim Gouverneur von Jamaika eingetroffen, das die Zustimmung des Houses of Lords in London und die Unterschrift des britischen Königs trägt. Dieser Umstand wird vom Gouverneur und vom Parlament ignoriert und gegenüber der Bevölkerung Jamaikas unterschlagen.»
    Ein Raunen ging durch die Menge, und Stimmen wurden laut, die über diese unglaubliche Tatsache zu diskutieren begannen. Jess hob seine Hände und mahnte zur Ruhe.
    «Aber es reicht anscheinend nicht, mit den Plantagenbesitzern darüber zu diskutieren. Nur wenn wir uns mit aller Macht zur Wehr setzen, kann sich in diesem Land etwas ändern. Deshalb fordere ich euch hiermit auf, die Botschaft in alle Hütten, Lagerhallen und auf die Felder zu tragen, dass ab nächsten Dienstag die Arbeit niederzulegen ist. Wo man euch mit körperlicher Züchtigung droht, soll lediglich der Anschein der Betriebsamkeit gewahrt werden. Falls ihr in den nächsten Tagen auf Rebellen trefft, die gewillt sind, über den üblichen Protest hinauszugehen, und gewaltsam agieren, so bitte ich euch, diese nicht aufzuhalten, sondern sie zu unterstützen. Für die Erlangung der Freiheit sollte uns fast jedes Mittel recht sein. Erst wenn den weißen Pflanzern das Wasser bis zum Hals steht und ihre Existenzen bedroht sind, werden sie einlenken. Wir wollen erreichen, dass ihr alle – wie es in London gewünscht wird – aus der Sklaverei entlassen werdet und man euch für einen gerechten Lohn weiter beschäftigt.»
    Dass Cato in Wahrheit durch einen solchen Streich die Macht über die Insel an sich reißen wollte, sagte er nicht. Aber inzwischen gab er sich auch mit Halbwahrheiten zufrieden, um für die Sklaven etwas zum Besseren zu verändern.
    «Ich weiß, dass ich euch viel abverlange», gestand er, als er in die erwartungsvollen Blicke seiner Zuhörer schaute. «Aber seid gewiss, ihr seid nicht alleine in eurem Gram. Hinter euch steht eine mächtige Organisation, die nur darauf wartet, alles zu eurem Besten verändern zu können.»
    Jess glaubte an der sich allmählich auflösenden Menge zu erkennen, dass nicht alle Angesprochenen mit seinem Vortrag zufrieden waren. Ihre hasserfüllten Gesichter verlangten nach mehr. Einige blieben zurück und folgten ihm unauffällig nach draußen. Dort konnte man das Meer rauschen hören, und ein warmer Wind fegte über den freien Platz
    «Wir wollen mitkämpfen, wenn es so weit ist, und nicht nur Händchen halten», zischte ihm einer der kräftigen Mulatten zu, die sich in einer Gruppe um ihn versammelten.
    «Wer bist du eigentlich, dass wir dir vorbehaltlos glauben könnten?», fragte einer von ihnen misstrauisch.
    Anstatt zu antworten, zog Jess ein Stück Papier aus der Tasche und zeichnete mit einem Kohlestift, den er immer bei sich trug, eine sternförmige Blume auf.
    «Kennt ihr dieses Zeichen?», fragte er leise.
    Die Männer sahen ihn entgeistert an. Einer pfiff leise durch seine Zähne.
    «
Die Flamme von

Weitere Kostenlose Bücher