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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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müssen Sie mir glauben. Als der Master kam und nach Ihnen fragte, habe ich nichts gesagt. Ich könne mir Ihr Verschwinden auch nicht erklären, sagte ich ihm. Daraufhin hat er mir Prügel angedroht.» Sie schnaubte verdrossen. «Mir! Einer Frau, die glatt seine Großmutter sein könnte. Aber ich bin trotzdem standhaft geblieben und habe geschwiegen. Deshalb flehe ich Sie an, verraten Sie mich nicht!»
    «Keine Sorge, Estrelle», beruhigte Lena die Sklavin leise. «Ich werde weder Sie noch Jess verraten, egal was Edward mit mir anstellt, das schwöre ich Ihnen.»
    Beiläufig betrachtete sich Lena im Spiegel. Auf Hals und Brust zeigten sich ein paar unschöne, rötliche Flecken, die auch Edward nicht entgangen sein konnten. Es waren die Überbleibsel einer äußerst wilden Liebesnacht, die sie bis an ihr Lebensende nicht würde vergessen können. Auch Estrelle fielen die Liebesmale jetzt auf.
    Ihre Blicke trafen sich, und das Mitgefühl in den schwarzen Augen der Sklavin war unverkennbar.
    «Was um Himmels willen ist mit Jess geschehen?» Estrelles Stimme bebte vor Sorge. «Die Soldaten haben ihn doch nicht umgebracht, oder?»
    «Nein», sagte Lena, «Commodore Bolton und seine Rotröcke haben ihn gefangen genommen und in einen Gefängniswagen gesteckt. Mehr weiß ich nicht. Ich habe höllische Angst um ihn», wisperte sie unter Tränen. «Sie werden ihn nach Spanish Town ins Gefängnis bringen, und dort werden sie ihn verhören.»
    Die schwarze Hausdienerin schlug die Augen nieder, was sicher kein gutes Zeichen war.
    «Heute Morgen kam die Kunde, dass Rebellen das Kensington Estate Great House in St. James angezündet haben. Im gesamten Westen des Landes herrscht inzwischen der Ausnahmezustand. Überall wird Militär eingesetzt, um die Aufständischen zurückzudrängen. Ich glaube kaum, dass der Gouverneur und die Provinzgerichte unter diesen Umständen Gnade walten lassen.» Leise fügte sie noch hinzu: «Beten Sie. Nicht dafür, dass Sie Jess lebend wiedersehen, sondern dafür, dass er nicht lange leiden muss.»
    «Heiliger Heiland, hilf!», brach es aus Lena hervor.
    Die Tränen flossen aus ihr heraus, als hätte man einen Damm geöffnet. Weinend warf sie sich aufs Bett.
    «Was hab ich nur getan?», schluchzte sie unentwegt. «Es ist alles meine Schuld.»
    «Nicht doch, Mylady. Wenn jemand Schuld hat, dann Master Edward und sein verfluchter Vater. Der Teufel soll sie alle beide holen», zischte sie leise, «bevor sie noch mehr Unheil anrichten können.»
    Lena spürte Estrelles kühle, trockene Hand auf ihrer Schulter.
    «Kommen Sie.» Ihre Stimme war mitfühlend. «Wir sollten Sie nun baden. Wenn Master Edward bemerkt, wie viel Jess Ihnen bedeutet, macht das die Sache nicht eben besser.»
    Während Estrelle ihr das Haar wusch, mischte sich die Seifenlauge mit Lenas Tränen. Alles, einfach alles war verloren, wenn nicht ein Wunder geschah. Trotziger Widerstand machte sich in ihr breit. So schnell gab eine Huvstedt nicht auf.
    «Estrelle?»
    «Ja, Mylady?»
    «Wir müssen einen Weg finden, wie wir Jess dort herausholen können, und wenn ich Edward dafür eigenhändig ins Jenseits schicken muss.»
    «Was wollen Sie tun, Mylady?», fragte die Dienerin bang.
    «Ich weiß es noch nicht, aber ich werde mich nicht eher geschlagen geben, bis ich alles versucht habe, um Jess zu retten.»
    «Selbst wenn es meinen eigenen Tod bedeutet, Mylady, ich helfe Ihnen dabei. Das verspreche ich Ihnen, so wahr ich hier stehe!»

    Edward lief ruhelos in seinem Arbeitszimmer auf und ab und grübelte verdrossen, was er von Lenas Auftritt zu halten hatte und wie er weiter mit ihr verfahren sollte. Im Augenblick hatte er leider überhaupt keine Zeit, sich ihr und ihrem seltsamen Verhalten näher zu widmen. Die Brände im Land hatten sich ausgebreitet, und die Aufständischen gewannen an Terrain.
    Im Zweifel musste er Dr. Lafayette um Hilfe bitten, Lenas merkwürdiges Benehmen zu analysieren. Notfalls sollte der Arzt sie eben wie Lady Fortesque mit Drogen ruhigstellen.
    Tom hatte behauptet, sie habe sich vollkommen natürlich und ohne fremde Hilfe bewegt, als sie in die Stallungen gekommen sei, um ihre Fuchsstute zu holen. Außerdem habe sie mit dem Priester zusammenhängende und deutlich zu verstehende Worte gesprochen.
    Ihm selbst war nicht entgangen, mit welch verzweifeltem Gesichtsausdruck Lena sich nach dem Fremden umgeschaut hatte. Und die Tatsache, dass der Commodore sie nackt aus den Fängen dieses angeblichen Baptisten geholt

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