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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Offizier ihm direkt in die Augen schauen konnte. Der irre Blick des Commodore brannte vor Jagdfieber.
    «Weil ich ein Wanderprediger bin», keuchte Jess immer noch völlig außer Atem. «Fragen Sie doch Ihre Soldaten … Ich wurde vor wenigen Tagen kontrolliert. In Port Maria hatte ich noch alle meine Papiere. Aber vermutlich sind sie zusammen mit meiner Bibel und meiner Kleidung verbrannt.»
    Bolton setzte eine joviale Miene auf.
    «Ausnahmsweise sprichst du die Wahrheit», erklärte er gefährlich leise. «Meine Leute haben gestern Abend bei der anschließenden Durchsuchung des Etablissements eine höchst interessante Entdeckung in den verkohlten Überresten deiner Jacke gemacht. Ich vermag mir kaum vorzustellen, dass der Fund einem der vorherigen Gäste gehört. Zumal er die in Gold gestickten Initialen der Entführten trägt. H und B – was eindeutig auf Helena Blake zutrifft. Ich hatte noch keine Gelegenheit, die Blakes zu dem Fund zu befragen, aber ich bin mir sicher, dass ich mit meinen Vermutungen richtigliege.»
    Er schnippte mit den Fingern, woraufhin einer der Soldaten einen kleinen, angesengten Lederbeutel brachte und daraus einen weiteren Beutel hervorfischte. Er war aus Samt und trug die Initialen seiner Besitzerin trug.
    Lenas Schmuck!
Jess musste schlucken, als Bolton zwei zierliche Ringe enthüllte. Der eine war aus schlichtem Gold, der andere mit einem großen, funkelnden Diamanten besetzt. Außerdem entnahm er eine wertvolle goldene Kette, die mit Süßwasserperlen und Edelsteinen bestückt war, und ein Paar passende Ohrringe.
    «Das ist alles zusammen gute 1000  Pfund wert», schnarrte Bolton. «Ich gehe nicht davon aus, dass das dir gehört.»
    «Nein», bestätigte Jess. «Der Schmuck gehört der Lady.»
    «Du hast ihn ihr also gestohlen?»
    «Nein», widersprach Jess wahrheitsgemäß.
    «Und wie kommt er dann in deinen Besitz?»
    Pass auf, was du sagst, befahl ihm seine innere Stimme. Wenn der Commodore Edward Blake mit dem Fund konfrontierte, brauchte dieser nur eins und eins zusammenzuzählen, um Lenas und Jess’ Verhältnis und ihre Pläne zu erahnen.
    «Ich habe den Schmuck an mich genommen, weil ich dachte, dass sie ihn später vielleicht gerne anlegen würde. Frauen ihres Schlages gehen nicht gerne ohne Schmuck vor die Tür. Ich dachte, ich tue ihr damit einen Gefallen.»
    Bolton brach in schallendes Gelächter aus, was ein paar unschöne Lücken in seinem Gebiss zutage brachte.
    «Ich glaube dir kein Wort», erklärte er kalt. «Du hast sie in ihrem hilflosen Zustand entführt und den Schmuck an dich genommen, nachdem sie ihn abgelegt hat. So ist es doch, oder?»
    «Nein», erwiderte Jess hartnäckig. «Ich bin ein Mann Gottes, der sich strikt an die Zehn Gebote hält.»
    «Die Zehn Gebote? So, so!», höhnte Bolton. «Und wie kommt es dann, dass du bei deiner Ergreifung nichts unversucht gelassen hast, um meine Männer zu töten?»
    «Ich dachte, es wären verkleidete Räuber.» Herr im Himmel, fällt dir wirklich nichts Besseres ein?, fuhr es Jess in den Sinn.
    «Vielleicht», zischte Bolton bedrohlich leise, «sollten wir dich einfach mal dem Jüngsten Gericht vorführen. Dort wird man dir schon beibringen, warum es besser ist, bei der Wahrheit zu bleiben!»
    Was nach einer harmlosen Redewendung klang, erwies sich schon bald als das Schlimmste, was Jess jemals widerfahren war. Bolton befahl seinen Folterknechten, ihn so lange unter Wasser zu halten, bis er das Bewusstsein verlor. Jess hatte das Gefühl gehabt, seinen Körper zu verlassen und in einem gleißenden Licht vor seinem Schöpfer zu stehen. Jedenfalls glaubte er das, als er irgendwann wieder hustend und prustend zu sich kam und sein Brustkorb so sehr schmerzte, als hätte man ihn in glühendes Eisen getaucht.
    «Und?», fragte Bolton, der mit einer Miene tiefster Genugtuung über ihm stand. «Ist dir noch was eingefallen?»
    Jess war nicht mal fähig, den Kopf zu schütteln. Er röchelte nur.
    «Bringt ihn in seine Zelle», befahl der Commodore mit einer abfälligen Handbewegung, «damit noch was für die Hinrichtung übrig bleibt.»
    Dann wandte er sich noch einmal seinem Delinquenten zu.
    «Ich werde dem Gouverneur empfehlen, die Gerichte entsprechend zu instruieren, dass sie an dir ein Exempel statuieren. Spätestens Ende der Woche sollen sie dich in Priesterkleidung stecken und wegen Entführung, Aufwiegelung und Raub in Montego Bay öffentlich hängen lassen. Die weißen Pflanzer brauchen dringend eine Genugtuung für

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