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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Nur sein Kopf hing halsabwärts über das Brett hinaus nach unten, was er ohnehin schon als äußerst unangenehm empfand.
    Der erste Peitschenhieb schnitt wie glühendes Eisen in seinen Rücken, war aber nichts, was Jess wirklich fürchtete, weil ihm diese Tortur bekannt war. Als Sklave hatte er früh lernen müssen, Schmerzen zu ertragen. Die spanische Armee hatte ihn zudem abgehärtet, was eine solche Behandlung betraf. Entsprechend trotzig biss er die Zähne aufeinander und ertrug Hieb um Hieb, ohne den Mund aufzumachen. Selbst als ihm das Blut an den Rippen hinunterrann, gab er keinen Laut von sich.
    Nach einer Weile befahl der Commodore eine Pause und setzte von neuem mit seinen Fragen an. Er versprach, von weiteren Torturen abzusehen, wenn er ihm verriete, warum er ausgerechnet die Frau von Edward Blake entführt habe. Jess reagierte trotz der quälenden Schmerzen mit einer lapidaren Erklärung, die den Offizier nur noch mehr in Rage versetzte.
    «Ich hab in der Zeitung von ihr gelesen», behauptete Jess mit verwaschener Stimme. «Man sagte mir, die weiße Lady sei sehr hübsch, aber krank und hilflos. Also habe ich mir gedacht, als Priester könnte ich ihr vielleicht helfen, neuen Lebensmut zu schöpfen. Ich wollte sie aufsuchen und mit ihr beten. Um sie auf leichtere Gedanken zu bringen, bin ich mit ihr nach Port Maria geritten.»
    «Das, was du da sagst, ist nichts weiter als ein großer Haufen Bockmist», befand Bolton mit einem sarkastischen Unterton in der Stimme und ließ ihn noch härter auspeitschen.
    Diesmal schlug man Jess zwischen die Schenkel, was die bisherigen Schmerzen in den Schatten stellte. Mit jedem Schlag biss er sich fester auf die bereits blutige Lippe, um nicht laut aufzuschreien. Irgendwann, als der Schmerz nicht mehr steigerungsfähig war, verfiel er in eine seltsame Lethargie, die ihn nun vollkommen gleichgültig werden ließ.
    «Das bringt alles nichts», stellte Bolton mit näselnder Stimme fest. «Und ich habe nicht die Zeit, hier noch länger zu sitzen. Oben erwartet mich ein Lunch mit der Gattin des Gouverneurs.»
    Jess hoffte inständig, Bolton würde endlich einsehen, dass auf diese Weise nichts aus ihm herauszubringen war, damit die Qual ein Ende hatte. Stattdessen erhob sich der Offizier mit säuerlicher Miene von seinem Stuhl und befahl:
    «Lasst ihn Wasser saufen, das hat noch bei fast jedem geholfen.»
    Natürlich wusste Jess, dass man ihm nicht seinen Durst zu stillen gedachte. Dafür war er selbst zu lange in der Armee gewesen. Mitsamt dem Tisch wurde er in Schräglage vornübergekippt. Während zwei Soldaten den Tisch mit Hebeln in seiner Position fixierten, kam ein dritter hinzu und steckte Jess’ nach unten hängenden Kopf in einen vollen Eimer mit kaltem Wasser.
    Dreieinhalb Minuten, dachte Jess, als er mit dem Gesicht vollkommen untertauchte, war bisher die längste Zeit gewesen, die er unter Wasser ausgehalten hatte, ohne atmen zu müssen. Danach wurde es eng. Obwohl er immer ein phantastischer Schwimmer und ein fast noch besserer Taucher gewesen war. Er versuchte sich zu konzentrieren, aber es half nicht. Nach einer Weile, die ihm wie eine Ewigkeit vorkam, verselbständigte sich sein Körper und begann wie wild zu zappeln, weil er nach Luft verlangte. Da man es nicht für nötig hielt, ihn zu erlösen, schnappte Jess nach Atem und schluckte eine gewaltige Ladung Wasser, die ihn ebenso gewaltig gurgeln ließ. Es tat unendlich weh, als das Wasser in seine Lungen drang. Sein gesamter Körper verkrampfte, und mehrfach rammte er seinen Kopf wie wild gegen den Eimer.
    Als man ihn hochzog, tanzten schwarze Punkte vor seinen Augen. Er hustete sich die Lunge aus dem Leib, wobei er sich gleichzeitig erbrach und zwischendrin verzweifelt versuchte zu atmen. Der anhaltende Schmerz zerriss ihm beinah die Brust. Schleim rann aus Mund und Nase, und jeder Atemzug war eine Qual.
    «Wer sind deine Hintermänner?», fragte Bolton erbarmungslos.
    Jess konnte nicht sprechen, selbst wenn er gewollt hätte. Konzentriert versuchte er seine Atmung unter Kontrolle zu bekommen.
    «Wer sind deine Hintermänner?», brüllte der Commodore noch mal.
    Jess brachte es fertig, den Kopf zu schütteln.
    «Ich bin nur ein … harmloser Baptistenpriester», röchelte er. «Es … Es gibt keine Hintermänner.»
    «Und warum kann dich dann niemand identifizieren, selbst die entführte Lady nicht?», zischte Bolton und ging um den Tisch herum.
    Einer der Schergen hielt Jess den Kopf hoch, damit der

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