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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Brandung erschien.
    «Was tut sie hier, und wie kommt sie herein?»
    Baba schaute sie ungerührt an.
    «Du kannst vollkommen beruhigt sein, Kleines. Ich habe deinen Fehler beheben können, indem ich Lord William vor gut einer Stunde ins Jenseits befördert habe. Und zwar bevor er Jess noch weiteren Schaden zufügen konnte.»
    Lena zweifelte nicht einen Augenblick, dass Baba die Wahrheit sprach. Die Gründe, die zu dieser Tat geführt hatten, konnte sie nur allzu gut nachvollziehen.
    «Gut», flüsterte sie, überwältigt von der Erleichterung, dass ihr Schwiegervater nun kein weiteres Unheil mehr anrichten konnte.
    «Und Jess? Er lebt also noch?»
    Lena spürte die Angst um den Mann, den sie so sehr liebte.
    «Wir können nur hoffen», erklärte Estrelle. «Edward hat gegenüber seinem Vater bestätigt, dass Bolton und seine Soldaten Jess im Gerichtsgefängnis von Spanish Town in Ketten gelegt haben. Das ist der Grund, warum wir uns beeilen müssen, Mylady. Sie sind die Einzige, die noch rechtzeitig ein Gnadengesuch beim Gouverneur einreichen kann, bevor man Jess wegen Ihrer Entführung zum Tode verurteilt», erklärte ihr Estrelle, während sie ächzend in einem Kleiderschrank kramte, um Lena so rasch wie möglich salonfähig zu machen.
    «Und Edward?», fragte Lena.
    Immerhin existierte ja noch ein anderer gefährlicher Widersacher, der ihre Pläne jederzeit durchkreuzen konnte.
    «Er wurde noch gestern Abend als neuer Befehlshaber der örtlichen Heimatmilizen nach Falmouth abkommandiert. Was nicht bedeutet, dass er nicht jederzeit zurückkehren kann. Erst recht, wenn er erfährt, was mit seinem Vater geschehen ist.»
    «Geht das nicht schneller?», blaffte Baba, die Estrelles Bemühungen mit wachsender Ungeduld verfolgte. «Wir sollten schon längst in einer Kutsche sitzen, damit wir noch vor Mittag das Gerichtsgefängnis erreichen.»
    «Ich tue, was ich kann», versprach Lena, die sich denken konnte, dass Jess’ Mutter mindestens genauso verzweifelt wie sie selbst war.
    In Windeseile schlüpfte Lena in ihre Unterröcke und in das Hemd, das Estrelle ihr reichte. Darüber schnürte sie ihr leichtes Mieder, bei dem die alte Sklavin ihr mit flinken Fingern half. Anschließend stieg Lena in eines ihrer besten Tageskleider. Estrelle hat es mit zuverlässiger Hand für ihr Vorhaben herausgesucht. Dunkelroter Brokat, schwarze Rüschen am Ausschnitt und gewaltige Keulenärmel, die ihr eine respektable Erscheinung verliehen. Danach kämmte Estrelle ihr das blonde Haar und steckte es zu einem dicken, goldenen Knoten auf. Darüber platzierte sie einen farblich passenden Hut und steckte ihn mit langen Nadeln fest, damit ihm selbst der stärkste Wind nichts anhaben konnte. Ein bisschen Puder und Lippenrot komplettierten das Bild einer anmutigen, jungen Frau aus bestem Hause. Zuletzt half sie Lena in die schwarzen, blank geputzten Schnürstiefel.
    Baba war derweil in eins von Estrelles hochgeschlossenen, dunkelblauen Hauskleidern geschlüpft. Mit einem weißen Kragen und einem weißen Häubchen auf den ebenfalls aufgesteckten, schwarzen Locken hatte Estrelle sie im Handumdrehen in eine tadellose Leibsklavin verwandelt. Nur Babas trotziger Blick verriet, dass sie sich nie wieder einer Weißen unterwerfe würde.
    «Gib ihr bitte ein paar Schuhe von mir», bemerkte Lena beiläufig, der aufgefallen war, dass Baba immer noch barfuß umherlief.
    Dabei übersah sie großzügig, wie Jess’ Mutter die Nase rümpfte, als Estrelle ihr ein paar sündhaft teure Schnürschuhe aus feinem Lammleder reichte.
    «Wie sollen wir am besten vorgehen?», fragte Lena, bedacht darauf, bei ihrer Rettungsmission für Jess nichts falsch zu machen.
    «Das ist doch nicht schwer», murrte Baba. «Wenn wir erst in Spanish Town angelangt sind, wirst du zum Gouverneur gehen und ihm sagen, dass Jess ein freier Baptistenpriester ist, der dir ohne das Wissen deines Ehemannes in schweren Zeiten geholfen hat.»
    «Wie soll er das denn gemacht haben?», widersprach Lena aufgebracht. «Dank des Gifts, das du mir verabreicht hast, war ich doch kaum in der Lage, einen einzigen Schritt ohne fremde Hilfe zu unternehmen. Selbst der Gouverneur und seine Frau wissen davon.»
    Lena sah keinen Grund mehr darin, Baba noch länger mit einer höflichen Anrede zu adeln, zumal die Alte selbst auch keinen Gebrauch davon machte.
    «Falls jemand an Ihrer Aussage zweifelt, Mylady», fügte Estrelle eilig hinzu, «sagen Sie dem Gouverneur oder seinen Gehilfen, ich hätte Sie in

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