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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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all die Brände und zerstörten Felder. Und die Sklaven benötigen noch dringender eine Lektion, damit sie verstehen, was mit heiligen Männern geschieht, die sich der Obrigkeit widersetzen.»

    Von einem undurchdringlichen Nebel umhüllt, nahm Lena ein klatschendes Geräusch wahr. Als sie die Lider wie in Trance öffnete, erkannte sie das Gesicht von Mama Baba über sich. Der Anblick der Frau hatte etwas von einem wiederkehrenden Albtraum. Reichte es nicht, dass Lord William sie mit Laudanum hatte vollpumpen lassen? Oder war sie wirklich auf dem besten Weg, in den Irrsinn abzugleiten?
    Dass die Erscheinung kein Traum, sondern bittere Realität war, bemerkte Lena erst, als die Frau ihr nochmals mit ihrer schwieligen Hand links und rechts auf die Wangen schlug. Empört wollte sie sich aufrichten, um gegen die rüde Behandlung zu protestieren, doch schon ließen die Kräfte wieder nach, und sie versank erneut in einen gnädigen Dämmerschlaf.
    «Kaltes Wasser, Larcy, beeil dich!», hörte sie aus der Ferne Estrelles energisch Stimme keuchen.
    Estrelle? Sie war also noch auf Redfield Hall und nicht, wie Dr. Lafayette angedroht hatte, in einem Hospital für Geisteskranke. Oder war sie es doch, und alles, was sie erlebte, war nur eine Illusion?
    «Larcy? Steh nicht rum! Geh runter und sag Jeremia, wir brauchen noch mehr kaltes Wasser und Tücher. Sag ihm auch, er soll ein paar Becher mit schwarzem Kaffee heraufbringen.»
    Lena registrierte ein eiskaltes nasses Leinentuch, mit dem jemand ihr Gesicht und den gesamten Körper abschrubbte. Krampfhaft zwang sie sich, die Lider zu heben, um wenigstens einen Blick von dem zu erhaschen, was dort draußen vor sich ging.
    «Sie kommt zu sich!»
    Als es Lena endlich gelang, die Augen zu öffnen, sah sie wahrhaftig Estrelle, die sich mit sorgenvoller Miene über sie beugte. Während Lena vollends erwachte, legte die grauhaarige Sklavin ihr einen Arm um die Schultern. Ohne Erklärung half sie ihr, sich aufzurichten. In Estrelles schwarzbraunen Augen zeigte sich eine ungewohnte Nervosität, während sie ihr ein paar Kissen hinter den Rücken stopfte.
    «Sie müssen das trinken, Mylady», befahl sie ihr streng und hielt ihr einen dampfenden Becher unter die Nase.
    «Nicht schon wieder», stammelte Lena, wobei ihr lediglich der Geruch von schwelendem Kaffee entgegenwaberte.
    «Sie können mir vertrauen, Mylady», versicherte Estrelle mit treusorgender Miene. «Es ist weder Gift noch Laudanum, sondern nur Jeremias Spezialkaffee, damit Sie so rasch wie möglich wieder zu sich kommen. Denken Sie bitte daran, dass wir Jess retten müssen, und das geht nur, wenn Sie wach sind!»
    «Jess? O mein Gott! Was ist mit ihm?», entfuhr es ihr mit brüchiger Stimme. «Wie lange war ich ohnmächtig?»
    «Nur ein paar Stunden», beruhigte sie Estrelle und hielt ihr den Becher hin, aus dem sie nun gehorsam ein paar Schlucke nahm.
    «Ich weiß nur noch, dass Lord William diese verdammte Depesche nach Spanish Town schicken wollte», brach es aus ihr hervor, nachdem sie den halben Becher geleert hatte. «Das war, nachdem ich ihn mit der Wahrheit über Jess konfrontiert habe. Dann hat Dr. Lafayette mir gegen meinen Willen Laudanum eingeflößt. Wo ist er überhaupt?»
    «Lafayette? Er ist längst wieder abgereist nach Fort Littleton.»
    «Meine Güte, wie konnte ich nur so dumm sein, Lord William die Wahrheit zu sagen?»
    Entgeistert schüttelte Lena den Kopf, wobei ihr Blick ins Leere ging.
    «Sie haben getan, was Sie tun mussten», tröstete sie Estrelle. «Ich habe draußen vor der Tür gehört, was der Alte zu Ihnen gesagt hat. Er wollte Ihnen den Kopf von Jess auf einem Tablett servieren. Er hat Ihnen damit keine andere Wahl gelassen, als die Flucht nach vorn zu ergreifen!»
    «Wieso ist er nicht hier?» In Panik schaute sie zur Tür, die sperrangelweit offen stand. «Kann er nicht jeden Augenblick hier hereinkommen?»
    «Das hat sich erledigt. Ich hab das Schwein erstochen!»
    Lena schaute aufgeschreckt zum Fußende des Bettes, wo eine schattenhafte Gestalt in den Lichtkegel der Petroleumleuchte trat.
    Um Fassung ringend, erkannte Lena die sehnige Frau im blauen Kittel, von der sie zunächst vermutet hatte, dass sie ein Trugbild war. Die langen Locken ungekämmt wie eh und je, sah Jess’ Mutter aus wie eine Waldhexe.
    «Mama Baba?», stammelte Lena immer noch ungläubig.
    Verwirrt wandte sie sich an Estrelle, die ihr bei dem Versuch, die Zusammenhänge zu verstehen, wie ein rettender Fels in der

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