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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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bist ja ganz ausgedörrt!»
    Wie eine fürsorgliche Mutter setzte er ihr das Glas an die Lippen und hielt ihr den Kopf. In großen Schlucken kippte Lena das kühle Nass hinunter.
    «Aber wie … Seit wann …?»
    Sie verschluckte sich, und er klopfte ihr auf den Rücken. In einem plötzlichen Überschwang der Gefühle klammerte sie sich an ihn und begann hemmungslos zu weinen.
    «Ich bin ja da, mein Kind», beruhigte er sie. «Ich bin ja da.»
    Unentwegt streichelte er ihren Rücken, was sie dazu brachte, noch heftiger zu weinen. Auch Maggie beugte sich sorgenvoll über sie und strich ihr eine Strähne aus der Stirn.
    «Lena, meine Liebe, was hast du denn?», fragte sie, und allein ihr Anblick und dass sie tatsächlich noch lebte, ließen Lena von neuem aufheulen wie ein geprügelter Hund.
    Die beiden waren so klug, geduldig abzuwarten, bis sie sich einigermaßen beruhigt hatte.
    «Wie kann es sein, dass ihr beide hier seid und mich gefunden habt?»
    Ihr Vater nahm sie fest in den Arm, bevor er zu reden begann.
    «Ich habe mich gewundert, warum keine Briefe mehr von dir kamen. Als Maggie dann eines Tages völlig aufgelöst in Hamburg vor unserer Türe stand und mir erzählte, du seiest deinem Ehemann davongelaufen und dabei von Fremden entführt worden, wusste ich gleich, was ich zu tun hatte. Erst recht, als sie mir dann noch berichtete, dass der Oberaufseher von Redfield Hall versucht hatte, sie im Auftrag von Edward Blake zu töten, und sie ihm nur um Haaresbreite entkommen war. Ich habe sofort den besten Advokaten Londons engagiert und eine Schiffspassage für uns alle gebucht. Mir war klar, dass du in großen Schwierigkeiten steckst. Nachdem wir in Port Maria angelandet sind, habe ich zwei Wachleute engagiert, die uns nach Redfield begleitet haben. Dort wollten wir nach dir suchen. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir ja noch nicht, was Lord William und Edward widerfahren war. Eine Hausdienerin namens Estrelle hat uns über alle Entwicklungen in Kenntnis gesetzt. Und nun sind wir hier, um dich endlich nach Hause zu holen.»
    «Das ist nicht so einfach, wie du denkst, Vater», begann sie und schluchzte von neuem.
    «Na, na, na.» Ihr Vater legte ihr ein Kissen in den Rücken, um sie zusätzlich zu stabilisieren. «Atme tief durch und trockne erst mal deine Tränen. In ein paar Tagen geht es zurück nach Hamburg, und du kannst diesen Albtraum endlich hinter dir lassen.»
    Lena sog gierig die frische Luft ein, nachdem Maggie das Fenster geöffnet hatte. Von draußen drangen die morgendlichen Geräusche Spanish Towns herein, wobei sie nicht zu fragen wagte, wie lange sie wohl ohnmächtig gewesen war.
    «Auch wenn ich mich freue, euch zu sehen …» Lena stockte, bemüht, nicht schon wieder zu weinen. «Ihr kommt zu spät.»
    «Was willst du damit sagen?» Ihr Vater sah sie verständnislos an.
    «Was für einen Tag haben wir heute?»
    «Den zweiten Januar», antwortete Maggie mit größter Selbstverständlichkeit.
    «Verdammt!», entfuhr es Lena. «Dann habe ich also zwei Tage und Neujahr verschlafen!»
    «Du kannst froh sein, dass du noch lebst», bemerkte ihr Vater mit Blick auf den Wein und das Laudanum. «Da machen zwei Tage mehr oder weniger bestimmt keinen Unterschied.»
    «Jess soll in drei Tagen für etwas gehängt werden, das er gar nicht getan hat. Bis dahin muss ich 10000  Pfund Kaution aufbringen und einen gescheiten Advokaten engagieren, um ihn zu retten.»
    «Kannst du uns vielleicht aufklären, wer dieser Mann ist und warum du dich so sehr für ihn engagierst?»
    In groben Zügen erklärte sie Maggie und ihrem Vater, um wen es sich handelte. Wobei sie kein Wort über die
Flamme von Jamaika
verlor. Für sie blieb er weiter der Priester, in den sie sich nach ihrer ersten Entführung unglücklicherweise verliebt hatte und der anschließend zu Unrecht verhaftet worden war.
    «Er wollte mir helfen, das Land zu verlassen, als Edward mich nach der ersten Entführung so scheußlich behandelt hat. Edward ist uns auf die Schliche gekommen und hat uns in Port Maria von der Militärpolizei aufspüren lassen. Jess wurde daraufhin festgenommen, unter Folter in Spanish Town eingekerkert und zum Tode verurteilt. Er soll in ein paar Tagen gehängt werden.»
    «Aber was willst du daran ändern? Denkst du nicht, dass du dadurch nur in noch größere Schwierigkeiten geraten könntest?», warnte ihr Vater. «Auf dem Weg hierher haben wir mit ansehen müssen, in was für einem Chaos sich dieses Land befindet.»
    «Ihr müsst

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