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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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sie hinter sich ließ, wurde Lena selbstsicherer. Sie würde es schaffen! Als sie eine Lichtung erreichte und langsamer wurde, um sich für einen Moment zu erholen, überlegte sie fieberhaft, in welche Richtung sie sich wenden sollte. Und mit einem Mal wurde Lena bewusst, dass sie gar keine Mittel besaß, um wie geplant der Insel den Rücken zu kehren.
    Seit sie in diesem abscheulichen Gefängnis gelandet war, vermisste sie nicht nur ihren Schmuck und ihr Pferd, sondern, was noch viel schwerer wog, sie vermisste Maggie! Die Ungewissheit über das Schicksal ihrer Freundin schmerzte Lena mehr als alles andere. Ob sie den Entführern vielleicht entkommen war? Aber wohin hätte Maggie fliehen sollen? Auch für sie war der Rückweg nach Redfield Hall versperrt. Vielleicht war sie zu Lady Elisabeth zurückgekehrt und hatte ihr von der ganzen Misere berichtet? Falls ja, so war davon auszugehen, dass die Lady allen Bedenken zum Trotz Edward und seinem Vater eine Mitteilung machen würde. Denn schließlich war diese Entführung kein Kinderspiel, sondern blutiger Ernst.
    Lena verlangsamte unwillkürlich ihre Schritte, weil sie nicht wusste, wohin sie gehen sollte. Doch bevor sie eine Entscheidung treffen konnte, tauchte wie aus dem Nichts ein furchteinflößender Schatten neben ihr auf. Einen Moment lang blieb Lena das Herz vor Schreck stehen. Erst recht, als die Gestalt ohne Vorwarnung mit kräftigen Armen ihre Brust umklammerte und sie an sich zog.
    Lena schrie auf und versuchte, sich zu befreien. Doch ihr Häscher war ein Kerl von beeindruckender Größe mit einem Berg aus bronzefarbenen Muskeln. Als sie zu ihm aufschaute, lehrte seine grimmige Miene sie augenblicklich das Fürchten. Er war das, was Edward einen Negerbastard nannte: also weder schwarz noch weiß. Er besaß leicht gewelltes, tiefbraunes Haar, das ihm bis über die Schultern reichte und ihm einen verwegenen Ausdruck verlieh.
    Sein Gesicht war kantig und mit einem schwarzen Bartschatten bedeckt, und es strotzte nur so vor Männlichkeit. Als er ihr direkt in die Augen schaute, glühte seine intensive, bernsteinfarbene Iris wie die eines Raubtiers. Vergeblich versuchte Lena sich ihm zu entwinden. Wenn er weiter so fest zudrückte, würde er sie noch ersticken.
    «Lassen Sie mich gehen», keuchte sie.
    Trotz der Aussichtslosigkeit, ihm zu entkommen, versuchte sie sich loszureißen. Als er sie kurz entschlossen anhob, um ihren Widerstand zu brechen, biss sie mit aller Kraft in seinen sehnigen Unterarm und trat ihm gleichzeitig mit dem Stiefelabsatz gegen das Schienbein. Nichts geschah. Er sog lediglich hörbar die Luft ein, doch kein Wort der Klage kam über seine Lippen. Stattdessen packte er sie noch fester und warf sie kurzerhand über seine mächtige Schulter, als ob sie ein Federgewicht wäre. Gierig rang sie nach Atem und begann umgehend zu schreien. Dabei trommelte sie vergeblich mit ihren Fäusten auf seinen bloßen, muskelbepackten Rücken, der mit unzähligen, leicht gewölbten Narben übersät war. Offenbar hatte ihr Häscher vor längerer Zeit heftige Auspeitschungen über sich ergehen lassen müssen, was bei seiner dunklen Hautfarbe entweder auf eine Vergangenheit als Sklave oder eine erfolglose Karriere als Gauner schließen ließ. Unbeeindruckt von ihrem Gestrampel, stapfte er mit ihr den Berghang hinauf. Er schien Anstrengungen gewohnt zu sein und besaß offenbar eine stoische Natur.
    «Lassen Sie mich runter, verdammt!», brüllte sie.
    Aber der Kerl dachte nicht im Geringsten daran, ihren Befehlen zu gehorchen. Im Gegenteil, er hielt sie weiter so eisern an Hintern und Oberschenkeln gepackt, dass sie den Druck seiner Finger schmerzlich im Fleisch spürte. Bald musste Lena einsehen, dass sie ihre Kräfte umsonst an diesen barbarischen Kerl verschwendete. Gegen solch ausgeprägte Schulter- und Armmuskeln hätte nicht einmal Edward eine Chance gehabt.
    Es entging ihr auch nicht, dass seine kräftigen Beine und sein muskulöser Po in einer schwarzen, engen Hose steckten, wie sie normalerweise englische Soldaten trugen. Doch seine Beinkleider waren bei weitem nicht so tadellos in Schuss wie die von Captain Peacemaker und seinen Leuten. Und im Gegensatz zu den englischen Modellen wurde seine Hose in der Taille von einem breiten, dunkelbraunen Ledergürtel gehalten, an dem ein riesiges Pflanzmesser steckte. Einen Moment lang überlegte Lena, ob sie es seinem Besitzer entwenden konnte, doch was machte sie danach? Sie hätte ihm die Spitze allenfalls in

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