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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Handelns für verrückt erklärt.
    «Die Weißen warten nur darauf, dass so etwas geschieht, um weitere Truppen aus England anfordern zu können», hatte der grauhaarige Armando gezetert.
    Er war Catos Vertreter und ohnehin nicht gut auf die jungen Krieger zu sprechen, deren Anführer Jess war. «Kerle wie du sind viel zu hitzig für dieses Geschäft», fügte er grollend hinzu.
    «Was gibt es denn da zu überlegen?», hatte Jess ihn angefahren und ihm damit jeglichen Respekt verweigert. «Wir hatten keine Wahl. Oder hätten wir die junge Frau weiterziehen lassen sollen? Und wie sollen wir die drei Sklavenjungs denn sonst vor der Hinrichtung bewahren? Unser Vorstoß in die Verliese von Spanish Town war die reinste Katastrophe. Beinah wären wir selbst draufgegangen. Und das war nicht unsere Idee, sondern Catos. Jetzt sitzen die armen Kerle in Fort Charles, und ein gewaltsamer Befreiungsversuch ist unmöglich geworden.»
    Schon am Abend zuvor hatte Jess bei seinem Gespräch mit dem Rat seinen Anführer sprechen wollen, um ihm seine Tat und das damit verbundene Vorhaben genauer zu erklären. Doch das Oberhaupt der Rebellen hatte sich zu diesem Zeitpunkt mit seinen Getreuen auf Taubenjagd befunden. Nun war Cato allem Anschein nach ins Lager zurückgekehrt, und Jess beschlich ein ungutes Gefühl, weil er ohne dessen Erlaubnis eine solch schwerwiegende Entscheidung gefällt hatte. Normalerweise gab es für Fehltritte eine ruppige Verwarnung. Hin und wieder aber ordnete Cato eine öffentliche Auspeitschung an. In folgenschweren Fällen wie Diebstahl oder Verrat drohte er sogar mit der Todesstrafe.
    Umso erstaunter war Jess, als der Oberste des Ältestenrats ihn mit einer auffallend freundlichen Miene empfing. Er hockte, wie immer umgeben von zwei Kriegern, in einem lockeren Baumwollgewand auf seinem Thron, den ihm seine Anhänger zu Beginn seiner Regentschaft aus Urwaldholz gefertigt hatten.
    Lächelnd bot er ihm einen Platz in seiner Hütte an und reichte ihm einen Krug Bier, das die Frauen im Lager aus Tamarindenfrüchten brauten. Dazu reichte er ihm eine Maiskolbenpfeife, in der sich dampfende Kräuter befanden.
    Jess wagte nicht, das großzügige Angebot abzulehnen, und nahm einen tiefen Zug aus dem glatten, vergilbten Mundstück, das aus dem Knochen einer Ferkelratte geschnitzt worden war. Tapfer ignorierte er dabei das brennende Gefühl in den Lungen und unterdrückte ein Husten, weil er seinen Gastgeber nicht beleidigen wollte.
    «Ich habe gehört, du hast uns gestern einen besonderen Gast beschert», begann Cato so harmlos, als ob es sich um einen netten Verwandtschaftsbesuch handelte.
    «Wir haben die junge Frau in der Nähe des Wag Water aufgegriffen, nachdem sie zusammen mit einer anderen Frau Kojos Männern direkt in die Arme geritten ist. Während ihre Begleiterin sich davongemacht hat, war die Frau vom Pferd gestürzt und bewusstlos liegen geblieben», erklärte Jess, froh, die Pfeife nun endlich zur Seite legen zu dürfen. «Wir haben ihre Satteltaschen durchsucht und sind auf ihre Papiere gestoßen. Nachdem ich wusste, wer sie war, erschien es mir nicht günstig, sie einfach dort liegen zu lassen.»
    Der Höflichkeit halber überreichte er Cato die gefundenen Unterlagen, die er zusammengefaltet im Hosenbund trug. Er tat es, obwohl er wusste, dass Cato nicht besonders gut lesen konnte. Dieser gab ihm die Dokumente mit einem genügsamen Brummen zurück.
    «Sie ist also tatsächlich Sir Edward Blakes Frau?» Cato hob fragend eine seiner buschigen Brauen.
    «Ja, es gibt nicht den geringsten Zweifel.»
    Jess vermied es, näher auf das Abenteuer seiner Mutter einzugehen, die ihm seine Annahme auf Anhieb bestätigt hatte.
    Catos kalte, schwarze Augen musterten Jess abschätzend.
    «Du sprachst noch von einer anderen Frau …?»
    «Sie ist uns entwischt. Wahrscheinlich ihre Dienerin», versuchte Jess ihn zu beschwichtigen. «Ich kann dafür bürgen, dass sie unsere Gesichter nicht gesehen hat. Es ist somit nicht möglich, dass sie uns später irgendwo wiedererkennt.»
    «Du hast besonnen gehandelt», befand Cato, doch an seiner strengen, faltenreichen Stirn war nicht abzulesen, ob er es auch so meinte. «Man sagte mir, du schlägst vor, Blakes Frau als Geisel zu halten und nur im Austausch gegen die drei gefangenen Todeskandidaten in Fort Charles freizulassen. Aber hast du auch schon einen Plan, wie wir eine solch gefährliche Aktion verwirklichen können, ohne uns selbst in Gefahr zu bringen?»
    Cato schaute Jess

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