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Flammen der Rache

Flammen der Rache

Titel: Flammen der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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und schob einen Rollstuhl vor sich her, in dem zusammengesackt eine andere ältere Frau saß. Der Kopf hing schlaff zur Seite, die stumpfen grauen Haare hingen ihr verfilzt in den Nacken. Vielleicht war sie eine Schlaganfallpatientin. Das Trio bewegte sich langsam den Flur hinunter und entfernte sich von ihnen. Die Frau, die laufen konnte, stützte sich an dem Rollstuhl ab. Ein Sauerstoffbehälter rollte klappernd neben ihnen her.
    Aaro überlief ein Frösteln, als er dem Dreigespann nachschaute. Vermutlich rührte seine Gänsehaut von einer uneingestandenen Angst vor dem Tod, dem Alter, der Gebrechlichkeit. Er hasste Krankenhäuser. Sie machten ihn nervös. Gleichzeitig vermied er es, allzu viel über sich selbst nachzudenken. Es gab schon genug Bedrohungen von außen, mit denen er kämpfen musste. Er hatte nicht die Energie, sich auch noch mit denen von innen auseinanderzusetzen. Abgesehen davon waren Bedrohungen von außen leichter zu eliminieren.
    Rachel begann, von einem Fuß auf den anderen zu hüpfen. »Ich muss Pipi.«
    Er unterdrückte ein Stöhnen. »Halt es zurück«, befahl er.
    »Ich kann nicht! Ich mach mir gleich in die Hose!«
    Ein Stück weiter den Gang runter flog eine Tür auf. Eine gestresst wirkende Afroamerikanerin, die mit einem Ärztekittel bekleidet war, kam heraus.
    »Sylvia?«, rief sie. »Sylvia!« Sie zog ihren Beeper heraus und gab eine Nummer ein. »Angela? Wo zum Teufel stecken nur alle?«
    »Suchen Sie die Krankenschwester?«, erkundigte Aaro sich.
    Die Frau taxierte ihn. »Haben Sie sie gesehen?«
    »Sie ist dort reingegangen.« Er zeigte mit dem Daumen auf das Zimmer. »Unsere Freundin hat eine Schnittwunde. Die Schwester näht sie gerade.«
    Die Ärztin runzelte die Stirn. »Das darf doch nicht wahr sein. Ich habe sowieso zu wenig Personal, und jetzt verschwindet auch noch meine Krankenschwester!«
    »Ich muss Pipi!«, stöhnte Rachel, die inzwischen auf den Zehenspitzen tänzelte.
    Die Ärztin zeigte den Korridor hinunter. »Die Toilette ist gleich dort drüben«, sagte sie knapp und zog sich wieder in das Zimmer zurück.
    Rachel schaute fragend zu Aaro hoch. Er marschierte zur Tür des Waschraums, öffnete sie und vergewisserte sich, dass er leer war und es nur eine Kabine darin gab. Er hielt Rachel die Tür auf. »Dann beeil dich.«
    Während sie ihr Geschäft erledigte, positionierte Aaro sich zwischen den beiden Türen, als ihm plötzlich ein komischer Geruch in die Nase stieg. Whiskey. Trank hier etwa jemand heimlich während der Arbeitszeit? Bestimmt nicht die zickige Schwester. Die war absolut bei klarem Verstand.
    Womöglich schwebte noch Jamisons Geist in der Luft.
    Trotzdem seltsam. Er klopfte wieder an die Tür. »He! Lily?«
    Keine Antwort. Vielleicht waren sie durch eine Verbindungstür in einen Nebenraum gegangen. Oder vielleicht sollte er einfach aufhören, sich wie ein hirnvernagelter Idiot zu benehmen, endlich auf die haarigen Spinnen und Tausendfüßler hören, die über seinen Nacken krochen, und sich einen Schlüssel zu der verdammten Tür besorgen.
    Er rannte in den vorderen Bereich und steckte den Kopf durch die Tür der Rezeption. »Hallo? Ist irgendjemand hier?«
    Auch hier antwortete niemand. Aaro trat ein und entdeckte ein Paar dickliche Beine in blauen Viskosehosen und mit bequemen Schlappen an den Füßen, die unter dem Empfangstisch herausragten.
Scheiße
. Ein Dolchstoß der Angst traf ihn tief ins Mark.
Oh nein, nein, nein …
    Er stürzte mit Anlauf zur Tür des Behandlungsraums und versetzte ihr mit aller Kraft einen fliegenden Tritt. Das Schloss hielt stand. Er versuchte es bei der nächsten Tür. Dasselbe Ergebnis. Die übernächste war unverschlossen. Er hetzte durch die miteinander verbundenen Zimmer bis zu dem, in das die Krankenschwester Lily geführt hatte.
    Als Erstes schlug ihm wieder dieser Geruch entgegen. Jamisons whiskeygetränkter Mantel lag auf dem Boden, daneben ein laminiertes Namensschild. Ein Bündel Mullkompressen, die zweifellos mit irgendeinem K.-o.-Mittel präpariert waren. Eine junge Frau in Unterwäsche lag bewusstlos auf dem Boden. Es war nicht Lily, sondern die echte Krankenschwester. Aaro stieß einen Schwall Obszönitäten auf Ukrainisch aus, bückte sich hastig und fasste an ihre Halsschlagader. Sie hatte einen Puls. Gott sei Dank.
    Die beiden alten Frauen. Der Pfleger. Natürlich. Was war er nur für ein blinder
Trottel
?
    Er stürmte aus dem Zimmer. Rosa, Rachel und die Ärztin starrten ihn mit aufgerissenen Augen

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