Flammen der Rache
an. Petrie bemerkte ihn und schaute hoch. Seine Miene entspannte sich, als er sah, dass es Aaro war.
»Verspüren Sie Todessehnsucht?«, fragte Aaro. »Sie rauchen diese verfluchten Dinger, obwohl Sie ein Loch in der Lunge haben?« Er streckte ihm die Hand hin. »Na los, geben Sie mir auch eine.«
Petrie schüttelte eine Zigarette aus der Packung und gab ihm Feuer. In kameradschaftlichem Schweigen zogen sie an ihren Sargnägeln. Aaro brachte einen Flachmann zum Vorschein, nahm einen Schluck und reichte ihn weiter.
»Wenn Sie schon dabei sind, können Sie gleich auch noch Ihre Leber schädigen«, sagte er. »Also verstecken Sie sich auch? Wieso sind Sie gekommen?«
Petrie nippte an der Flasche. »Ich musste. Rosa weiß, wo ich wohne.«
»Ah, ich verstehe.« Aaro blies den Rauch aus. »Der Fluch hat zugeschlagen. Sobald die anfangen, einen zu ihren Hochzeiten einzuladen, ist man geliefert.«
Petrie hob in unfreiwilliger Neugier die Brauen. »Der Fluch?«
»Er erwischt jeden, der sich mit den McClouds einlässt«, erklärte Aaro. »Seit ich mich mit ihnen abgebe, fliegen meine Autos in die Luft. Mein Haus. Das jüngste Ereignis war, dass ich mit einer Frau geschlafen habe, die ich in einer Bar kennengelernt hatte und die anschließend vor meinen Augen explodiert ist.«
»Sie geben den McClouds die Schuld daran?« Petries Lippen zuckten belustigt.
»Sehen Sie sich doch an. Sie interessieren sich für sie, und kurz darauf liegen Sie auf der Intensivstation mit Schläuchen in jeder Körperöffnung. Ich sage Ihnen, das ist der Fluch.«
Petrie stieß ein philosophisches Seufzen aus. »Ja, möglich.«
»Versuchen Sie erst gar nicht davonzulaufen«, riet Aaro ihm hilfsbereit. »Dafür ist es zu spät.«
Er nahm durch die Scheibe des Wintergartens eine Bewegung wahr. Eine hell leuchtende Silhouette, die ihn dazu veranlasste, sich ganz umzudrehen, um zu sehen, ob … ja, kein Irrtum. Heilige Scheiße.
»Da ist Lily Parr«, sagte er.
Petrie beugte sich vor und verzog vor Schmerz das Gesicht. »Das dürfte interessant werden. Was macht sie gerade?«
Aaro verrenkte sich den Hals, um sie im Auge zu behalten. Lily stand im Schatten eines Rhododendronbusches. Sie sah blass und ängstlich aus. Ihr erdbeerblondes Haar schimmerte in der Nachmittagssonne.
»Sie versteckt sich, genau wie wir.«
»Sollten wir … nun ja.« Petrie zögerte.
»Es Bruno sagen? Ja, absolut.« Aaro drückte seine Zigarette an der Schuhsohle aus. »Ich suche ihn.«
Bruno kam gerade durch die Tür des Wintergartens. Er trug einen Smoking und eine Umhängetasche über der Schulter. Seine frisch adoptierte kleine Tochter, Lena, hatte er sich unter den Arm geklemmt. Er wirkte fahrig und gereizt.
»Da bist du ja«, sagte Aaro. »Gut. Hör mal, Kumpel, wir haben gerade …«
»Ich brauche Feuchttücher!«, blaffte Bruno.
Aaro und Petrie tauschten einen verwirrten Blick. »Was?«
»Feuchttücher!«, wiederholte er ungeduldig. »Lena hat die Windel voll! Die Zeremonie fängt jeden Moment an, und ich habe die Ringe in meiner Tasche! Ich kann weder Rosa noch Margot oder Liv oder sonst irgendjemanden mit Feuchttüchern finden!«
»Hm, das ist echt scheiße«, kommentierte Aaro ratlos.
»Allerdings! Und zwar buchstäblich! Jede Menge!«
Sveti kam nach draußen. Sie sah hinreißend aus in ihrem wogenden, flatternden Kleid. Sie winkte mit einer Packung. »Ich habe Feuchttücher aufgetrieben! Erin hatte welche dabei.«
»Gott sei Dank«, brummte Bruno erleichtert.
»Und jetzt los! Geh schon!«, drängte Sveti ihn und nahm ihm das Kind und die Tasche ab. »Ich wechsle Lena die Windel und bringe sie zu Tante Rosa. Du musst dich beeilen.«
»Warte!«, rief Aaro ihm nach, als er davonhetzte.
Bruno blieb im Durchgang stehen. »Was ist?«
»Wir dachten nur, du solltest wissen, dass Lily Parr auch da ist.«
Bruno sah aus, als wäre er zu Stein erstarrt. Seine Lippen bewegten sich, aber er brachte keinen Laut heraus.
»Wo?«, krächzte er schließlich.
»In dieser Richtung. Bei den Rhododendren draußen. Sie versteckt sich.«
»Bruno!«, rief Sveti, als er blindlings in die Richtung losrannte, in der er Lily vermutete. »Die Zeremonie! Die Ringe! Du musst los! Für Kev!«
Mit verwirrtem, gequältem Blick drehte Bruno sich auf dem Absatz um. Er fixierte Aaro mit glühendem Blick. »Finde sie für mich. Lass nicht zu, dass sie weggeht.«
Vermassle es nicht wieder
, lautete die unterschwellige Botschaft dieser Anweisung.
Aaro nickte.
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