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Flammen der Rache

Flammen der Rache

Titel: Flammen der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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das, was sie hören wollte. Allerdings hatte er nicht ganz unrecht.
    Der Bus kam mit einer Vollbremsung zum Stehen. Zwei Personen sprangen heraus und winkten. Lily blinzelte in die Dunkelheit.
    Das war unmöglich. Sie musste halluzinieren.
    »Oh, Gott sei Dank, es sind Kev und Sean! Kev!«, brüllte Bruno. »
Kev!
«
    Sein Bruder winkte mit beiden Armen und brüllte etwas zurück.
    »Hast du ein Seil?«, schrie Bruno. »Der Fußboden bricht bald ein!«
    Die beiden Männer sprangen zurück in den Wagen, dann rannten sie über Gehwege und Rosensträucher, bis sie direkt unter dem Fenster standen. Mit einem aufgerollten Seil beladen stieg Kev aus, trat mit dem Fuß in die verschränkten Hände seines Zwillingsbruders und schwang sich auf das Dach des VW -Busses. Tränen strömten über Lilys Gesicht.
    Kev packte das Ende der Vorhangkordel und zog daran, um sich von ihrer Stabilität zu überzeugen, bevor er sein Seil durch die Schlinge führte, es verknotete und ein weiteres Mal anzog.
    »Du gehst zuerst«, verkündete Bruno, als er das Seil hochholte.
    »Nein, die Kinder«, sagte Lily.
    »Ich kann schneller und besser arbeiten, wenn ich weiß, dass du …«
    »
Die Kinder zuerst!
«
    Bruno ging in die Hocke und befestigte das Seil am Heizkörper. »Dann schnall eins der Kinder in dem Sitz fest, und zwar schnell!«
    Ihre hektischen Aktivitäten wurden von angestrengtem Keuchen, Husten und unverständlichen kalabrischen Flüchen begleitet. Kurz darauf war das bewusstlose kleine Mädchen mit dem Gurt im Autositz gesichert. Lily setzte den Jungen in seinen Sitz, während Bruno den Tragegriff der Sitzschale hochklappte, das Seil darumwickelte und fest verknotete. Die Knoten sahen sicher aus, trotzdem schauten sie sich mit einem mulmigen Gefühl an, als Bruno den Sitz auf die Fensterbank stellte.
    »Das ist verflucht beängstigend«, murmelte er.
    Lily hustete und biss die Zähne zusammen. »Mach schon.«
    Sie beobachteten, wie das blasse Gesicht des schlafenden Mädchens sich gemächlich unter ihnen drehte und dann immer kleiner wurde in dem rötlichen Lichtschein, während Bruno Seil zugab. Gott sei Dank war die Kleine noch bewusstlos. Das Seil war mehr als lang genug. Kev nahm die Sitzschale entgegen und löste den Knoten. Bruno zog das Seil wieder hoch, während Kev das Kind an Sean übergab.
    Beim zweiten Mal ging es schneller. Sobald der Junge heil unten angekommen war, konnte Lily wieder atmen – mehr oder weniger.
    »Du gehst als Nächster«, drängte sie ihn. »Ich möchte die Letzte sein. Immerhin war diese ganze Aktion meine Idee.«
    »Sei still«, knurrte Bruno. Er hob ihre Arme und befestige eine Seilschlinge unter ihren Achseln.
    Sie presste die Ellbogen eng an ihre Rippen und umklammerte fest das Seil, als sie über die Fensterbank hinauskletterte. Bruno seilte sie in stetigem Tempo ab, und sie ließ sein ängstliches, rußbedecktes Gesicht dabei keine Sekunde aus den Augen. Sie kreiselte langsam um die eigene Achse, umtost von der unerträglichen Hitze, die aus den Fenstern drang. Das Erdgeschoss sah aus wie die Abgründe der Hölle. Von unten fassten Hände nach ihr, männliche Stimmen brüllten Unverständliches. Die Welt drehte sich und verschwamm.
    Dann lag sie mit dem Rücken auf den harten Steinplatten, während Kev und Sean sie allein ließen, um sich auf Bruno zu konzentrieren.
    Lily versuchte aufzustehen, aber ihre zitternden Beine versagten ihr den Dienst. Sie begnügte sich damit, sich aufzusetzen. Die beiden Kindersitze standen neben ihr, die kleinen Insassen schliefen noch immer.
    Mit einem lauten Krachen brach der Fußboden in der oberen Etage zusammen. Hitze und Funken barsten aus den Fenstern und wehten ihre Haare nach hinten. Lily schrie und biss sich auf ihre rußige Faust. Ihr stockte das Herz. Der Ansturm ihrer Tränen nahm ihr die Sicht, sodass sie nicht erkennen konnte, ob Bruno noch am … Aber wie sollte das möglich sein? Unter ihm war kein Fußboden mehr.
    Dann sah sie vor dem Hintergrund rötlicher Rauchwolken seine Silhouette, die an dem Seil hing. Geschmeidig kletterte er nach unten und landete leichtfüßig auf dem Dach des Kastenwagens. Er sprang auf die Erde.
    Lily musste eine Weile bewusstlos gewesen sein, oder aber ihr Hirn hatte einfach dichtgemacht. Sie erinnerte sich noch, dass sie getragen wurde, an sengende Hitze, blitzende Lichter, Stimmen. Eine Decke wurde über ihr ausgebreitet. Menschen diskutierten über sie und stupsten sie an. Mit größter Willensanstrengung

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