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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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unsere Zahl größer wird und wir den Ungläubigen in der Stadt endgültig unseren Willen aufdrücken können. Aber er wird noch in diesem Winter hier erscheinen, hat er doch die Wiederkehr des Herrn für das Osterfest prophezeit!«
    Bockelson genoss es, mehr zu wissen als Knipperdolling, wollte diesen aber nicht verärgern. Um die Stadt auf die Rückkehr Christi vorzubereiten, brauchten Jan Matthys und er den einflussreichen Mann.
    Geräusche, die von draußen hereindrangen, verrieten den Männern, dass Arno mit Hinner Hinrichs erschienen war. Knipperdolling stand auf und gab Befehl, Inken Hinrichs und deren Töchter, die in einem Nebenraum warteten, in den größten Raum seines Hauses zu führen. Er selbst ging mit raschen Schritten hinüber. Bockelson folgte ihm etwas langsamer und betrat die Kammer fast gleichzeitig mit Inken Hinrichs. Diese ergriff seine Hände und küsste sie.
    »Ihr helft doch gewiss mir armem Weib!«, sagte sie.
    Bockelson lächelte ihr zu, nahm sich aber vor, erst einmal im Hintergrund zu bleiben und zuzusehen, wie sich die Sache entwickelte.
    Kurz darauf wurde Hinrichs hereingebracht. Dieser hatte sich den ganzen Weg gefragt, was Knipperdolling von ihm wollte, und sich mit einer gewissen Portion Frechheit gewappnet, um jeden Versuch, ihn aus dem schönen Haus zu vertreiben, von vorneherein zu vereiteln. Zunächst achtete er nur auf den Ratsherrn, hörte dann einen leisen Ruf und drehte sich um. Da Inken Hinrichs ein schlichtes Kleid trug und der Schmerz tiefe Furchen in ihr Gesicht gegraben hatte, erkannte er sie zuerst nicht. Dann aber quollen ihm fast die Augen aus dem Kopf, und er streckte abwehrend die Arme aus.
    »Mich narrt ein Geist! Du bist doch tot!«
    »Wieso soll ich tot sein?«, fragte Inken Hinrichs herb.
    Zwar hatte sie bei ihrem Mann keine überschäumende Freude erwartet, aber wenigstens Erleichterung, weil sie überlebt hatte. Auf diese entsetzte Reaktion war sie nicht vorbereitet gewesen.
    »Aber man hat es mir gesagt! Der Mann erschien mir absolut vertrauenswürdig«, erklärte Hinrichs völlig außer sich.
    »Wohl sind wir verhaftet und eingesperrt worden. Doch ein gütiger Engel zerbrach unsere Ketten und öffnete uns die Tür, so dass wir entkommen konnten.« Fraukes Stimme klang hell durch den Raum, denn sie wollte verhindern, dass ihrer Mutter oder Schwester der Name Lothar Gardner über die Lippen kam.
    »Wer ist das Weib?« Mittlerweile war auch Katrijn ins Zimmer getreten und stellte sich besitzergreifend neben Hinrichs auf.
    Dieser brachte kein Wort über die Lippen. Stattdessen wandte Frauke sich an sie. »Dieser Mann ist der Ehemann unserer Mutter und damit unser Vater.«
    »Pah, was du nicht sagst? Sein Weib ist tot!«, gab Katrijn scharf zurück.
    »Ich wollte, ich wäre es«, murmelte Inken Hinrichs. Sie begriff, dass das massige Weib die Frau sein musste, die ihr Mann hier in Münster geheiratet hatte, und fühlte sich so elend wie nach den Schlägen des Foltermeisters.
    Mit sicherem Instinkt erkannte Katrijn die Schwäche ihrer Rivalin und setzte nach: »Selbst wenn du einmal sein Eheweib gewesen bist, so hat die Nachricht von deinem Tod ihn von dir befreit, und er konnte getrost die Ehe mit mir eingehen.«
    »So einfach ist das nicht«, wandte Bernhard Rothmann ein, der hinter ihnen den Raum betreten hatte. »Die Ehe ist eine heilige Angelegenheit, die nicht endet, wenn man sich aus den Augen verliert. Immerhin wurde diese vor Gott, unserem Herrn, geschlossen!«
    »Die meine aber auch!«, trumpfte Katrijn auf. »Außerdem ist meine Heirat heiliger, denn du selbst hast mich und meinen Mann zusammengegeben, während die Ehe dieses Weibes gewiss vor einem römischen Papstknecht geschlossen wurde und damit ungültig ist.«
    Frauke sah ihre Mutter an in der Hoffnung, diese würde der Holländerin Widerstand leisten. Doch Inken Hinrichs schwirrte der Kopf, und sie vermochte kaum mehr einen zusammenhängenden Gedanken zu fassen. Gott kann mich doch nicht so strafen, durchfuhr es sie. Seinetwegen war sie in den Klosterkeller gesperrt, ausgepeitscht und vergewaltigt worden. Auch hatte sie dem Sterben ihres ältesten Sohnes zusehen müssen, und nun wollte ihr diese fremde Frau auch noch den Mann wegnehmen. Dies war zu viel für sie, und sie spürte einen Schmerz, der ihr schier den Kopf zu verbrennen drohte.
    Nun hätte Hinner Hinrichs bekennen müssen, dass seine Ehe mit Inken zwar offiziell von einem katholischen Priester geschlossen, aber später von einem der

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