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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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und noch ohne die wahre Taufe sind. Nur wenn sie ihre Seele Gott öffnen und unsere Brüder und Schwestern werden, dürfen sie bleiben und mit uns das Antlitz des wiedergekehrten Heilands sehen. Alle anderen müssen die Stadt noch heute verlassen!«
    »Wie meint er das?«, fragte Frauke erblassend zu Lothar. Obwohl sie nicht mehr unbefangen zu ihm gehen konnte, seit sie wusste, wer er war, suchte sie in Augenblicken wie diesen seine Nähe.
    »Ich fürchte, er meint es sehr ernst!« Lothar blickte besorgt auf die Schneeflocken, die vom Himmel fielen. In einer solchen Zeit Menschen aus der Stadt zu jagen, war eine reine Teufelei, und er bedauerte die armen Leute, die nun wie Vieh aus ihren Häusern getrieben würden. Doch er konnte nicht das Geringste für sie tun. Einen Augenblick hatte er auch Angst um Frauke, die ja ebenfalls nicht die Erwachsenentaufe erhalten hatte. Doch als Tochter von Wiedertäufern und Schwester eines ihrer Märtyrer war sie vorerst wohl noch sicher.
    Zwar drängte es ihn, seine Hütte aufzusuchen und eine Botschaft über die letzten Grausamkeiten der Ketzerführer an seinen Vater zu schreiben. Er wusste jedoch selbst, dass Matthys, Bockelson, Rothmann, Knipperdolling und wie sie alle hießen von ihren Anhängern erwarteten, auf dem Marktplatz auszuharren und ihre Taten gutzuheißen. Wenn er jetzt diesen Ort verließ, machte er die Männer auf sich aufmerksam.
    Daher fasste er Fraukes Hand und blieb stehen, während weiter vorne die Bewohner Münsters sich auf dem Marktplatz der Frage Jan Matthys’ stellen mussten, ob sie sich von ihm und seinen Predigern taufen lassen wollten oder nicht.
    »Ich hoffe, sie sind klug genug und tun so, als würden sie sich fügen«, flüsterte Frauke voller Mitleid.
    Zunächst sah es ganz so aus. Dann aber blieb einer der Männer stehen und drohte Matthys mit der Faust. »Deinetwegen setze ich nicht mein Seelenheil aufs Spiel, indem ich mich auf eure ketzerische Art taufen lasse! Dies ist ein Greuel vor dem Herrn. Hat denn nicht schon unser Herr Jesus Christus gesagt: Lasset die Kindlein zu mir kommen? Weshalb verweigerst du diesen das Recht, als gläubige Christen aufzuwachsen, so dass ihnen, wenn sie sterben, das Himmelreich verwehrt bleibt?«
    Diese Anklage hallte so mahnend über den Domplatz, dass sie ihre Wirkung auf viele der lutherisch gesinnten Bürger nicht verfehlte. Etliche blieben stehen und berieten sich mit ihren Ehefrauen, Verwandten und Freunden.
    »Ich lasse mich auch nicht ketzerisch taufen!«, rief ein anderer.
    »Ich ebenfalls nicht!« Diesmal war es eine Frau.
    Lothar musterte die Gruppe der Lutheraner und überlegte, ob ihre Zahl ausreichen würde, sich gegen Matthys und dessen Männer durchzusetzen. Dagegen sprachen jedoch mehrere Gründe. Zum einen waren die Täufer, die sich um ihre Propheten scharten, zumeist bewaffnet, und zum anderen stand zu befürchten, dass sich die übrigen Wiedertäufer ebenfalls gegen die Lutheraner wenden würden. Die Folge davon wäre Mord und Totschlag hier auf dem Hauptmarkt. Daher schwieg er und hielt Frauke fest, die es vor Grauen schüttelte.
    Wohl wissend, dass man sie nicht mehr in ihre Häuser lassen würde, wandten sich die ersten Bürger mit ihren Frauen und Kindern aus Münster ab und schritten mit ernsten, entschlossenen Mienen auf die Stadttore zu. Einige Familien aber trennten sich. Die Familienoberhäupter verließen die Stadt, während Ehefrauen oder jüngere Brüder zurückblieben und erklärten, sich taufen lassen zu wollen.
    »Warum tun sie das?«, fragte Silke, die sich zu ihrer Schwester und Lothar gesellt hatte. »Sie sollten doch die Irrenden beschwören, hierzubleiben und gleich ihnen den Heiland zu erwarten.«
    Frauke sah kurz Lothar an, doch der zuckte wider besseres Wissen mit den Achseln. »Ich weiß es nicht.«
    Dabei wusste er ebenso gut wie Frauke, dass die, die blieben, es nicht aus Hingabe an den neuen Glauben taten, sondern um die Häuser und den Besitz ihrer Familien zu schützen. Knipperdolling hatte in den letzten Wochen bewiesen, dass er die Häuser jener, welche die Stadt verließen, als Eigentum der Täufergemeinde ansah, die er an deren Anhänger verteilen konnte.
    Dem Mann, der Jan Matthys als Erster herausgefordert hatte, reichte es jedoch nicht, mit gesenktem Kopf davonzuschleichen. Die rechte Faust noch immer erhoben, funkelte er den Anführer der Wiedertäufer zornerfüllt an.
    »Du bist auch nur ein falscher Prophet, der diese guten Leute hier an der Nase

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