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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Lebensmittel, die er hinausgestellt hatte, auf einen Wagen luden.
    »Na, hast du alles abgegeben?«, fragte einer.
    Lothar schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe mir für heute Abend und morgen früh etwas dabehalten.«
    »Das kann dich aber den Kopf kosten«, spottete der andere.
    »Weißt du«, gab Lothar anscheinend gutgelaunt zurück, »dann komme ich wenigstens nicht hungrig ins Himmelreich.«
    Die Bewaffneten lachten darüber. Trotzdem kam einer von ihnen auf Lothar zu, drängte ihn zur Seite und betrat die Hütte.
    »Wer ist das dort?«, fragte er, als er Helm entdeckte.
    »Helm, der Sohn des Gürtelschneiders Hinrichs. Er ist gestern bei dem zusammengefallenen Haus gestürzt und konnte nicht mehr gehen. Ich habe ihn zusammen mit seinen Schwestern hierhergebracht, weil uns der Weg zum Haus seines Vaters zu weit war.«
    Ein scharfer Blick warnte Helm davor, etwas anderes zu erzählen. Unterdessen näherte sich der Mann dem Bett, zog die Decke hoch und stocherte im Strohsack herum, als glaubte er, Lothar habe dort einen Schinken oder eine Wurst versteckt.
    »Hast du einen Keller?«, fragte er, als er nichts fand.
    Lothar nickte und zog die Falltür auf. »Hier. Ich habe ihn ausgeräumt und nur ein paar alte Flaschen darin gelassen, mit denen ich im Sommer Beerenwein ziehen wollte.«
    »Die brauchst du doch nicht mehr, wenn unser Herr Jesus Christus zu Ostern erscheint«, antwortete der Mann lachend.
    »Zum Manna möchte ich schon etwas Richtiges zu trinken haben. Außerdem tragen die Sträucher an der Stadtmauer dann besonders schöne Früchte. Die verderben zu lassen wäre eine schwere Sünde!«, sagte Lothar mit tadelndem Tonfall.
    Der andere winkte nur ab, blickte in das Kellerloch, dessen Boden aus festgestampfter Erde zu bestehen schien, und verließ die Hütte.
    »Die hat nichts mehr«, rief er draußen seinen Kameraden zu und ging weiter zum nächsten Haus.
    Lothar atmete auf und gönnte sich erst einmal selbst einen Becher mit dem Kamillen-Pfefferminz-Süßholz-Aufguss.
    »Kann ich auch noch etwas haben?«, fragte Helm.
    »Selbstverständlich!« Lothar füllte einen zweiten Becher und reichte ihn dem Jungen. Dabei hoffte er, dass Hinrichs bald kommen und seinen Sohn abholen würde, denn er wollte einen neuen Bericht für seinen Vater schreiben, und der würde nicht gerade positiv klingen.

9.
    G egen Abend erschien Frauke, es war ihr anzusehen, dass sie geweint hatte. Bevor Lothar etwas sagen konnte, fasste sie nach seiner Hand. »Es ist entsetzlich«, flüsterte sie tonlos, als hätte sie Angst, unbefugte Ohren könnten sie hören.
    »Was ist los?«
    »Vorhin war der Ratsherr Flaskamp am Tor. Er hatte mit den anderen die Stadt verlassen und ist mit einem Fuhrwerk zurückgekommen, um seine kranke Frau abzuholen. Die Wachen haben ihn jedoch nicht eingelassen und dabei gespottet, dass sein Weib nicht mehr sein Weib sei, da sie wie alle anderen in der Stadt die endgültige Taufe erhalten habe und daher zu den Brüdern und Schwestern Jesu gehöre. Außerdem haben sie mit Schneebällen nach ihm geworfen und zuletzt gedroht, ihn in Stücke zu schlagen, wenn er nicht verschwinden würde.«
    »Und so etwas führt den Namen Jesus Christus im Mund!«, stieß Lothar hervor.
    Sofort legte Frauke ihm die Hand auf die Lippen. »Sei vorsichtig mit dem, was du sagst. Es gibt hier sehr viele Ohren, die jeden für eine kleine Vergünstigung an die Oberen der Täufer verraten.«
    »Verzeih!« Lothar senkte den Kopf und fragte sich, in welch eine Hölle er hier geraten war.
    »Das ist aber noch nicht alles«, fuhr Frauke fort. »Matthys und Bockelson haben Boten in alle Städte ausgeschickt, in denen Wiedertäufer leben. Diese sollen nach Münster kommen und mithelfen, die Stadt bis zu dem Tag zu verteidigen, an dem unser Heiland vom Himmel steigt.«
    »Damit wollen die beiden Holländer ihre Macht nur noch mehr festigen. Ich bin sicher, sie werden bald neues Unheil aussinnen!«
    »Vorsicht! Helm glaubt an diese Männer«, wisperte Frauke.
    Auf Lothars Gesicht erschien ein angespanntes Lächeln. »Dein Bruder ist ein braver Bursche. Er wird niemandem etwas sagen.«
    »Ich verstehe nicht, was ihr meint!«, rief Helm.
    »Das ist auch besser so«, sagte Lothar. »Ich glaube, du bist jetzt gut genug dran, dass wir dich nach Hause schaffen können.«
    Nachdem er von Lotte so gut behandelt worden war, gefiel Helm der Gedanke, in Katrijns Obhut gegeben zu werden, ganz und gar nicht. Daher maulte er herum, bis seine Schwester

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