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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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spürte, wie ihm das Wasser in die Stiefel lief, und stapfte mit zusammengebissenen Zähnen hinter der Flasche her.
    Als er seinen Kescher ein zweites Mal ausstreckte, fehlte nur noch eine knappe Elle. Mit einem Fluch wurde er schneller und schaffte es schließlich, die Flasche einzufangen. Erleichtert rettete er sich wieder ans Ufer und zog die Stange hinter sich her. Als er endlich auf trockenem Boden stand und die Flasche aus dem Netz herausholte, tauchte auf einmal ein Schatten neben ihm auf. Draas drehte sich um und sah einen Mann in einem dicken Filzmantel vor sich, dessen Gesicht durch den Hut halb verdeckt wurde.
    »Habe ich dich erwischt!«, sagte der andere mit einer Stimme, die Draas bekannt vorkam.
    »Was heißt hier erwischt?«, fragte er verwundert.
    »Du fischst Nachrichten der Ketzer aus dem Fluss und gibst sie an andere Ketzer weiter«, fuhr der Fremde fort.
    Draas tippte sich an die Stirn. »Bist du verrückt? Ich mache das hier, weil es mir befohlen wurde.«
    »Ja, von deinen ketzerischen Anführern!«, kam es höhnisch zurück. »Aber ich habe dich entlarvt und werde dich jetzt zu Seiner Exzellenz, dem Inquisitor, bringen.«
    Mit diesen Worten zog der andere sein Schwert und richtete es auf Draas. Dabei hob er den Kopf, so dass dieser ihn erkannte.
    »Dionys!«
    Da stand tatsächlich Jacobus von Gerwardsborns Foltermeister vor ihm. Seit Dionys nach der Flucht Inken Hinrichs’ und ihrer Töchter bei seinem Herrn in Ungnade gefallen war, hatte er nach einer Möglichkeit gesucht, sich diesem wieder zu empfehlen. Nun sah er sie endlich vor sich.
    »Dich kenne ich doch!«, fuhr er fort. »Du bist einer der Stadtknechte aus dem Ort, in dem wir die beiden Ketzer verbrannt haben. Damals sind uns drei weitere Vöglein entgangen, weil irgendein Schurke in den Klosterkeller eingedrungen ist und sie befreit hat. Warst du es? Bestimmt! Sonst hättest du wohl kaum deine Stadt verlassen und dich den Landsknechten anschließen müssen.«
    »Wie kommst du darauf?«, fragte Draas scheinbar empört.
    Er wusste jedoch längst, dass es dem anderen nicht darum ging, die Wahrheit herauszufinden. Dionys brauchte einen Sündenbock, um sein damaliges Versagen vergessen zu machen, und da kam er diesem Kerl gerade recht.
    »Spätestens unter der Folter wirst du es bekennen. Sei versichert, es wird weh tun! Ich übernehme das nämlich selbst, und ich habe die Narbe hier an meinem Kopf nicht vergessen.« Unbewusst langte Dionys mit der linken Hand nach oben an den Hut.
    Draas begriff, dass sich ihm gerade die vielleicht einzige Chance bot, und stieß mit der Stange seines Keschers zu. Zwar schwang Dionys noch das Schwert gegen ihn, doch Draas brachte sich mit einem Sprung aus seiner Reichweite und sah, wie der andere durch seinen Stoß nach hinten taumelte und in den Fluss stürzte.
    Dabei verlor Dionys sein Schwert und tastete in den eisigen Fluten danach.
    Draas durchlief es heiß und kalt. Wenn der Folterknecht ihn bei Gerwardsborn denunzierte, war er seines Lebens nicht mehr sicher, und Lothar Gardner ebenso wenig. Kurzentschlossen schwang er den Kescher nach vorne, stülpte Dionys das Netz über den Kopf und drückte ihn unter Wasser. Der Foltermeister versuchte sich verzweifelt zu befreien, doch er brachte den Kopf nicht mehr aus dem Netz heraus.
    Draas hielt den Mann so lange unter Wasser, bis dessen Bewegungen erlahmten. Luftblasen stiegen auf, dann war es vorbei. Vor Kälte und Schrecken zitternd, wartete Draas noch eine Weile, bis er sicher sein konnte, dass Gerwardsborns Knecht tot war, dann zog er diesen ans Ufer, löste das Netz und versetzte dem Leichnam einen Stoß, der ihn zurück ins Wasser beförderte.
    »Das hast du verdient, du Hund, für all die Menschen, die von dir gefoltert und umgebracht wurden!«
    Während die Wellen der Aa den Toten mit sich trugen, kehrte Draas dem Fluss den Rücken und wanderte zu Haberkamps Gutshof zurück. Er fror fürchterlich, wusste aber, dass dies nicht allein von den nassen Hosen und Stiefeln kam. Er hatte eben einen Menschen umgebracht, und selbst der Gedanke, dass Dionys den Tod mehrfach verdient hatte, konnte sein Gewissen nicht beruhigen.
    »Der Kerl hat Inken Hinrichs geschändet und hätte auch Silke Gewalt angetan, wäre Lothar Gardner nicht erschienen«, sagte er leise zu sich selbst und fühlte sich nach diesen Worten ein wenig besser. Als er schließlich den Gutshof erreichte, traf er als Erstes auf Margret. Diese sah seine nassen Hosen und schüttelte den

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