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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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zusammengerollten Brief hinein und verstopfte die Öffnung mit einem ölgetränkten Lappen.
    »Es wäre besser, wenn ich die Flasche auch noch mit Wachs verschließen könnte, doch das habe ich nicht«, sagte er bedauernd, öffnete das kleine Fenster und blickte hinaus. »Es ist noch nicht ganz dunkel. Doch es drängt mich, die Flasche dem Fluss zu übergeben. Du kannst hier auf mich warten.«
    »Ich komme mit! Zwei Frauen, die schwatzend durch die Stadt gehen, fallen weniger auf als eine, die mit einer Flasche in der Hand zum Fluss strebt. Hast du einen Korb?« Bevor Lothar antworten konnte, hatte Frauke das Gesuchte gefunden, legte die Flasche und die Würste hinein, die sie bei Bockelson hatte mitgehen lassen, und sah den jungen Mann auffordernd an.
    »Was ist? Ich dachte, du willst zum Fluss!«
    Lothar musste lachen. »Du hast wirklich das Mundwerk, vor dem dein Bruder mich gewarnt hat!«
    Dann nahm er sie in die Arme und drückte sie an sich. »Aber du bist genau so, wie ich dich mir immer gewünscht habe.«
    Damit entwaffnete er Frauke.
    Sie genoss seine Nähe und spürte, dass sie sich nach mehr sehnte, als nur im Arm gehalten zu werden. Vorher galt es jedoch, den Bischof von Münster zu retten. Sie trat mit dem Korb im Arm aus dem Haus, wartete, bis Lothar ihr folgte, und begann ein belangloses Gespräch, dem selbst der schärfste Beobachter nicht hätte entnehmen können, dass hier zwei Menschen herumspazierten, die den Anführern der Wiedertäufer ablehnend gegenüberstanden.
    Schließlich erreichten sie die Nyenbrückenpforte, die wie alle anderen Tore geschlossen war und schwer bewacht wurde. Dort wandten sie sich dem Fluss zu, der unter einem Steg hindurchfloss und am Torturm vorbei seinen Weg ins Freie suchte. Frauke schlenderte am Flussufer entlang, kniete im Schatten des Turms nieder und ließ die Flasche ins Wasser gleiten. Da auch andere Einwohner Münsters oft genug Gegenstände in die Aa warfen, fiel die dunkel gefärbte Flasche nicht auf.
    Daher erhob Frauke sich mit einem erleichterten Aufatmen, drehte sich um – und sah einen Bewaffneten auf sich und Lothar zukommen.
    »Verdammt, musste das sein?«, murmelte Lothar und überlegte, ob es ihm gelingen könnte, zusammen mit Frauke auf die Mauer zu gelangen und in den Fluss zu springen.
    »Das ist doch Ramert«, flüsterte Frauke ihm zu.
    Jetzt erkannte auch Lothar den Mann. Doch bevor er Hermann Ramert grüßen konnte, schnauzte dieser sie an. »Was macht ihr hier? Ich habe gesehen, wie ihr etwas in den Fluss geworfen habt. Es war wohl eine geheime Botschaft für die Bischöflichen?« Beim letzten Satz wurde Ramert so leise, dass selbst Frauke und Lothar ihn kaum verstehen konnten.
    Beide erinnerten sich daran, von Ramert schon mehrmals missfällige Äußerungen über die Täuferführer gehört zu haben. Daher setzte Lothar alles auf eine Karte.
    »Und wenn es so wäre?«
    In Ramerts Gesicht arbeitete es. Münster war seine Stadt, und als Bürger hatte er geschworen, sie gegen jeden Feind zu verteidigen. Doch den Rat, vor dem er diesen Eid geleistet hatte, gab es nicht mehr, ebenso wenig die Bürgermeister und die Vorsteher der Gilden. Jetzt herrschte mit Jan Bockelson van Leiden hier ein Landfremder, der im Grunde nicht das geringste Recht dazu hatte. Daher trat er noch näher auf Frauke und Lothar zu.
    »Ich werde euch nicht verraten. Aber sagt, stimmt es, dass Franz von Waldeck alle, die aus Münster fliehen, hinrichten lässt?«
    »Es mag teilweise geschehen sein, doch mittlerweile werden die Leute, die die Stadt verlassen, von Waldeck und seinen Vertrauten befragt, da diese wissen wollen, wie es in der Stadt zugeht«, antwortete Frauke.
    »Und warum werft ihr dann eine Flasche mit einer Botschaft in den Fluss, anstatt gleich zu Waldeck zu gehen?«, fragte Ramert angespannt.
    Frauke spürte, dass sie Ramert vertrauen konnten, und ergriff nun selbst das Wort. »Ich gehe nicht ohne meine Mutter und meine Geschwister, und Lotte geht nicht ohne mich. Daher warnen wir den Bischof auf diese Weise vor einem geplanten Mordanschlag.«
    Erschrocken schlug der Mann das Kreuz. »Ein Mordanschlag, sagt ihr? Wer sollte den durchführen?«
    »Bockelson hat eine Friesin namens Hille Feicken damit beauftragt. Sie soll die Stadt verlassen und bitten, zu Waldeck gebracht zu werden«, erklärte Frauke.
    Unterdessen wurde Lothar immer unruhiger. »Wir sollten jetzt weitergehen«, sagte er zu Frauke, fasste sie bei der Hand und zog sie mit sich. »Was hast du dir

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