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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Er selbst hatte die Flasche eben geborgen und hätte zum Gutshof zurückkehren können. Doch er wollte wissen, wer sich hier herumtrieb. Sollte es ein Spion des Inquisitors sein, sagte er sich, würde dieser Dionys’ Schicksal teilen.
    Ramert sah das Licht unbarmherzig auf sich zukommen und wusste, dass er im nächsten Augenblick entdeckt sein würde. Da hielt er es für besser, sich selbst bemerkbar zu machen.
    »He, du! Bist du ein Mann des Bischofs?«, fragte er.
    »Bin ich, und du?«, fragte Draas.
    »Ich bin vor diesen schrecklichen Wiedertäufern geflohen, um Seine Hoheit, den Fürstbischof, zu warnen. Es ist ein Mordanschlag auf ihn geplant.«
    Jetzt war es ausgesprochen, dachte Ramert. Entweder glaubt mir der Kerl, oder mit mir ist’s aus.
    Für Draas war die Nachricht erschreckend. »Ein Mordkomplott, sagst du? Komm mit!«
    Ramert atmete auf. Nun hatte er die erste Hürde bewältigt und war zu den Bischöflichen gelangt, ohne gleich niedergestochen zu werden. Mittlerweile war der Söldner nahe genug an ihn herangekommen, so dass der Lichtschein der Fackel auf ihn fiel.
    Ramert hob die Hände und deutete an, dass er unbewaffnet sei. »Wir müssen uns eilen! Die Meuchelmörderin will bereits heute zuschlagen«, erklärte er, um die Sache dringlich zu machen.
    Draas stieg aus dem Fluss, reichte Ramert ein Ende der Stange, um diesem herauszuhelfen, und eilte mit langen Schritten auf das Gut zu. In diesen Augenblicken wünschte er sich ein Pferd, um schneller zu sein. Doch man konnte, wie er spöttisch zu sich sagte, nicht alles haben. Er drehte sich kurz um und sah, dass der vor Kälte zitternde Flüchtling ihm folgte.
    »Mach schneller!«, schnauzte er den Mann an. »Oder willst du, dass wir zu spät kommen?«
    »Das will ich nicht«, rief Ramert erschrocken und rannte hinter ihm her.

13.
    M agnus Gardner musterte Ramert, den man mit trockener Kleidung und Holzschuhen versorgt hatte, angespannt. »Stimmt das auch, was du sagst?«
    Ramert nickte eifrig. »Sehr wohl, Herr! Ich habe es von zwei Weibern erfahren, die im Hause des Propheten aus und ein gehen. Eine von Bockelsons Gefährtinnen mit Namen Hille Feicken will bis zu Seiner Hoheit, dem Fürstbischof, vordringen und diesen ermorden.«
    »Das wäre ein Schurkenstück!« Nervös zog Gardner die Botschaft seines Sohnes aus der Tasche und las darin das Gleiche, was Ramert gesagt hatte. Im ersten Augenblick fragte er sich, wie der verrückte Junge es geschafft hatte, bis zum Anführer der Täufer vorzudringen. Dann aber schüttelte er diesen Gedanken ab, denn es galt, für die Sicherheit des Fürstbischofs zu sorgen.
    »Ramert, du kommst mit mir! Du auch, Draas! Lass drei Pferde für uns satteln. Wir müssen so rasch wie möglich in Telgte sein.«
    »Ich komme mit Euch«, erklärte Leander von Haberkamp, »und nehme ein paar bewaffnete Knechte mit, damit wir nicht von marodierenden Soldaten aufgehalten werden.«
    »Tut das!« Gardner sah seinem Freund nach, der eben hinauseilte, und klopfte Draas auf die Schulter.
    »Gut gemacht!«
    »Danke, Herr Gardner.« Draas grinste, denn aus dem Lob schloss er, dass Lothars Vater es nicht nur bei einem warmen Händedruck belassen, sondern auch einmal in seine Börse greifen würde. Das Geld konnte er brauchen, denn er wollte nicht auf Dauer bei den Landsknechten bleiben. Die waren ihm doch ein zu rauhes Volk.
    Über diesem Gedanken vergaß er die Befehle nicht, die Gardner ihm erteilt hatte, und schob Ramert zur Tür hinaus. »Wir müssen gleich los. Sieh aber zu, dass dein Gaul sich nicht das Bein bricht. Es ist verdammt dunkel in dieser Nacht.«
    Draas’ Vorhersage erwies sich als falsch, denn als sie hinauskamen, wurden auf dem Hof gerade Fackeln angezündet. Jeder der sechs berittenen Knechte, die sie begleiten sollten, bekam eine in die Hand gedrückt. Andere Knechte führten die Pferde heran, die für Gardner, Draas, Haberkamp und Ramert bestimmt waren. Diese stiegen auf, und der fürstbischöfliche Ratgeber setzte sich an die Spitze des Trupps.
    Die Gruppe schlug ein so scharfes Tempo an, wie es Gardner gerade noch verantworten zu können glaubte. Dabei hätte er sich Flügel gewünscht, um schneller zu sein. So aber konnte er nur hoffen, rechtzeitig im Hauptquartier des Fürstbischofs anzukommen.
    Kurz vor Telgte trafen sie auf die erste Sperre. Ein Unteroffizier rief sie an, erkannte dann den Vertrauten des Fürstbischofs und befahl seinen Leuten, den Weg freizugeben. Nur wenig später ritt die Gruppe in den

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