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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Hof der bischöflichen Residenz ein.
    Gardner sprang aus dem Sattel und warf einem herbeieilenden Knecht die Zügel zu. »Zu Seiner Hoheit, rasch!«
    Mit diesen Worten stürmte er die Freitreppe hoch, trat in die Vorhalle und fragte den ersten Diener, den er traf, wo Franz von Waldeck zu finden sei.
    »Seine Hoheit hat sich zurückgezogen«, antwortete der Diener.
    »Allein?«, fragte Gardner weiter.
    Der Diener hüstelte, um anzuzeigen, dass er diese Frage als nicht passend empfand.
    Draas, der Gardner gefolgt war, packte den Mann beim Kragen und schüttelte ihn. »Rede, du verdammter Narr! Ist eine Frau bei Seiner Hoheit?«
    Empört funkelte der Diener Draas an. »Was erlaubst du dir?«
    »Lass diesen Hanswurst! Ich weiß, wo die Gemächer Seiner Hoheit sind!«
    Aus der Reaktion des Dieners hatte Gardner geschlossen, dass Franz von Waldeck Damenbesuch hatte. So schnell er konnte, stieg er die Treppe hoch und rannte den Flur entlang. Die beiden Wachen vor dem Schlafgemach des Fürstbischofs wollten ihn zunächst aufhalten, traten dann aber zurück, als sie ihn erkannten. Als Franz von Waldecks engster Berater hatte er das Recht, zu jeder Tages- und Nachtzeit zu diesem vorgelassen zu werden.
    Der Schein vieler Kerzen tauchte das Schlafgemach des Fürstbischofs in ein warmes Licht und umspielte die Frau, die sich eben auszog, während Franz von Waldeck bereits im Bett lag und nicht mehr am Leib trug als bei seiner Geburt.
    »Weg vom Bett Seiner Hoheit!«, herrschte Gardner die blonde Frau an.
    In dem Augenblick ließ Hille Feicken das Hemd fallen, griff sich zwischen die Schenkel und holte einen handspannenlangen Dolch mit kurzem Griff heraus, der in einer dünnen Lederscheide steckte. Bevor sie auf Waldeck losgehen konnte, war Draas bei ihr.
    Hille Feicken vermochte noch mit dem Dolch nach ihm zu stechen und brachte ihm eine tiefe Schramme an der Schulter bei. Dann griffen die Leibwächter des Fürstbischofs ein und rangen sie nieder.
    »So ein Biest!«, stöhnte Draas mit schmerzverzogener Miene.
    Der Fürstbischof hatte das Laken um sich geschlungen und begriff erst langsam, wie knapp er dem Verhängnis entgangen war. »Hat sie wirklich einen Dolch an der Stelle verborgen, die nur Frauen zu eigen ist?«, fragte er fassungslos.
    »Das hat sie«, erklärte Gardner. »Sie hat wohl erwartet, von den Wachen abgetastet zu werden, ob sie eine verborgene Waffe bei sich trägt. Doch dorthin, wo sie ihre Waffe versteckt hat, greift kein Mann!«
    »Diese Hure!«, schrie Franz von Waldeck voller Zorn. »Schafft sie weg!«
    Der Befehl galt seinen beiden Leibwächtern, die sich das nicht zwei Mal sagen ließen. Während die Männer Hille Feicken nackt, wie sie war, aus dem Raum schleiften, sah der Fürstbischof Gardner dankbar, aber auch erstaunt an.
    »Woher wusstet Ihr von der Frau?«
    »Aus zwei Quellen. Zum einen sandte mein Sohn mir Botschaft, und zum anderen floh ein Bürger aus Münster, um es zu melden.«
    »Wer ist dieser Bürger?«, fragte Franz von Waldeck.
    »Hermann Ramert. Er ist bislang nie besonders hervorgetreten und hofft nun auf Begnadigung.«
    »Sie sei ihm gewährt, wenn er sich von der wiedertäuferischen Ketzerei lossagt«, antwortete Franz von Waldeck und sprach dann Gardner seinen Dank aus. »Lasst Uns nun bitte allein und vergesst, dass Ihr Uns ohne Hemd hier liegen gesehen habt.«
    »Haben wir hier etwas gesehen, Herr Gardner?«, fragte Draas grinsend.
    Lothars Vater schüttelte den Kopf. »Gewiss nicht! Ich wünsche Euch eine gute Nacht, Eure Hoheit!« Er wollte schon gehen, als ihn Franz von Waldecks Ruf zurückhielt.
    »Wartet noch einen Augenblick – oder besser, schickt meinen Leibdiener herein und kommt in einer halben Stunde wieder. Euer Pferd ist gewiss noch gesattelt. Ihr müsst zu Wilken Steding reiten und ihm meinen Befehl überbringen, den Sturm auf Münster in dem Augenblick zu beginnen, in dem es möglich ist.«
    Am liebsten hätte Gardner dem Fürstbischof davon abgeraten, da er zu viele Verluste befürchtete. Er spürte jedoch dessen Zorn über den infamen Mordplan und wusste, dass er ihn nicht mehr aufhalten konnte.
    Daher neigte er das Haupt. »Ich werde in einer halben Stunde wiederkommen und dem Feldhauptmann Eure Befehle überbringen.«
    Als er mit Draas zusammen den Raum verließ, übersahen beide die schattenhafte Gestalt, die sich rasch in den hinteren Teil des Flurs zurückgezogen hatte.
    Es war der Mönch Cosmas aus Gerwardsborns Gefolge, den die Unruhe in diesem Trakt

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