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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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»Entweder schlafen die Wachen, oder Gott, der Herr, hat sie mit Blindheit und Taubheit geschlagen!«
    »Weiter! Nicht schwätzen!«, fuhr Moritz ihn an und versuchte, die Brücke möglichst geräuschlos zu überqueren.
    Draas, Guntram, Gresbeck und die anderen folgten ihm ebenso leise. Auch Hans eilte zum Tor, hielt sich aber von seinen früheren Kameraden fern. Anders, als diese glaubten, wollte er nicht einfach nur Ketzer umbringen, sondern auf Gerwardsborn warten, um sich als dessen Schwertarm hervorzutun.
    Inzwischen untersuchte Gresbeck die Pforte und lehnte sich mit der Schulter dagegen. Seine Hoffnung, dies würde reichen, um sie zu öffnen, erfüllte sich jedoch nicht. Auch als er stärker drückte, hielt die Pforte stand. Hinter ihm wurden die Männer unruhig. Jederzeit konnte Alarm gegeben werden, und dann standen sie im Schussfeld der Verteidiger.
    »Lass mich ran«, knurrte Guntram und zog Gresbeck beiseite. Als er mit der Schulter gegen die Pforte rammte, krachte es so laut, dass alle zusammenzuckten. Gleichzeitig gab das Schloss nach, und die Tür sprang auf.
    »So macht man das!« Mit diesen Worten zog Guntram sein Schwert und drang in die Stadt ein.
    Draas, Moritz und die anderen eilten ihm sofort nach, Hans aber hielt sich zurück. Keinesfalls wollte er beim ersten Ansturm getötet werden. Stattdessen öffnete er eine Zunderbüchse, blies die Glut an und entzündete die Fackel, die er unter seinem Wams mit sich trug. Wenn Gerwardsborn das Licht sah, würde er wissen, dass die Pforte offen stand. Dann würde der Inquisitor das Heer Gottes in Marsch setzen, das die Ketzer vertilgen sollte.
    Die Wachen hatten tatsächlich, vom Hunger geschwächt, geschlafen. Als sie bei dem Lärm wach wurden und erschrocken aufsprangen, war es zu spät. Kaum einer brachte noch die Waffe hoch, um sich gegen die eindringenden Landsknechte wehren zu können. Diese töteten jeden, der sich gegen sie stellte, und machten sich daran, das große Tor zu öffnen. Da erklangen hinter ihnen wütende Rufe. Als sie sich umdrehten, sahen sie sich einer Schar Söldner gegenüber, die in der Nähe des Kreuztors einquartiert worden waren. Zwar hatten diese sich in der Eile nicht vollständig ausrüsten können, aber sie stürmten brüllend auf die kleine Schar zu.
    »Macht das Tor auf! Verdammt, macht endlich das Tor auf«, schrie Guntram die Landsknechte an.
    Bevor die Verteidiger heran waren, gelang es ihnen, den schweren Balken zu lösen, der das Tor verriegelte. Nun schwang ein Torflügel auf. Um zu verhindern, dass die Verteidiger ihn noch einmal schließen konnten, hebelten Draas und Moritz kurzerhand den Torflügel mit dem Balken aus, schleiften ihn mit Hilfe zweier Kameraden nach draußen und stießen ihn in den Graben.
    »So! Zeit genug gewonnen für die Unsrigen«, knurrte Moritz und wies auf das eigene Lager, in dem es plötzlich lebendig wurde. Die wartenden Landsknechte rückten im Schein der Fackeln im Sturmschritt heran. Mit Schrecken sah er allerdings, dass hinter ihnen Jacobus von Gerwardsborn auf seinem schwarzen Maultier ritt und dabei sein goldenes Kreuz wie eine Waffe schwang.
    »Wir müssen schnell sein!«, rief Draas Moritz zu und zog seine Waffe, um den restlichen Kameraden gegen die Verteidiger zu helfen, die verzweifelt versuchten, das Tor zurückzuerobern. Moritz folgte ihm und sah in dem Moment Hans wie unbeteiligt herumstehen.
    »Warum kämpfst du nicht, du Narr?«, schrie er ihn an.
    Zu seinem Ärger konnte er nicht kontrollieren, was der Kerl vorhatte, denn er sah sich plötzlich einem Gegner gegenüber. Der Bewaffnete war kein ausgebildeter Söldner, sondern ein unter Waffen gestellter Wiedertäufer und zudem vom Hunger geschwächt. Daher wurde Moritz leicht mit ihm fertig und stand dann vor einem Mann, der ihm bekannt vorkam.
    »Arno, bist du es?«
    Der andere hielt im Schlag inne und starrte ihn an. »Moritz, welcher Teufel führt dich hierher?«
    »Wahrscheinlich derselbe, der dich hierhergeschickt hat. Ergib dich mir, und ich sorge dafür, dass du am Leben bleibst!« Moritz’ Angebot war ehrlich gemeint, doch sein ehemaliger Kamerad schüttelte den Kopf.
    »Ich habe den Herren dieser Stadt Treue geschworen!«
    Mit diesen Worten schlug Arno einen Mainzer Söldner nieder. Dann sah er die Landsknechte in dichtem Haufen auf das Tor zurücken und zog sich eilig zurück.
    »Das wird nichts mehr, Kamerad«, rief er einem Mann zu, den er erst danach als Heinrich Krechting erkannte.
    »Wie konnte das

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