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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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würden er, Frauke und Helm nicht mehr lange leben. Nun bedauerte er es, nicht stärker darauf gedrungen zu haben, gemeinsam mit Frauke und Helm aus der Stadt zu fliehen, als noch Zeit dazu gewesen war. Es half ihnen auch nichts mehr, wenn er wieder Männerkleidung anzog. Zum einen war die Zeit zu kurz, und zum anderen würden die Soldaten des Bischofs ihn und Helm wohl noch eher niederhauen, als wenn sie mit ihm und Frauke zwei Frauen vor sich zu sehen glaubten.
    Mittlerweile kam ein Trupp von zehn Landsknechten zielstrebig die Straße heran. Lothar atmete noch einmal tief durch und trat aus dem Haus. »Seid uns willkommen! Euer Erscheinen rettet uns!«
    »He, stehen bleiben, wer bist du?«, fragte einer der beiden Anführer barsch, während der andere zuerst verwirrt dreinschaute, dann aber zu grinsen begann.
    »Seid Ihr es wirklich, Herr Lothar? Bei Gott, so ein Stück könnt auch nur Ihr vollbringen! Ich freue mich, Euch zu sehen, denn ich hatte doch Angst, Ihr könntet bei dem Angriff Schaden nehmen.«
    »Draas? Du?«, fragte Lothar verblüfft. »Selten war mir ein Mensch willkommener als du jetzt!«
    »Dann legt aber auch ein gutes Wort bei Eurem Vater für mich ein!« Draas trat auf Lothar zu und reichte ihm die Hand. »Er schickt uns, um Euch hier herauszuholen. Es sieht nicht gut aus in der Stadt. An etlichen Stellen wird gemordet und geschändet, was das Zeug hält. Der Teufel soll die Kerle holen! Aber jetzt kommt! Wir bringen Euch und Eure Freunde aus der Stadt.«
    »Es ist schön, dass du gekommen bist, Draas!« Erleichtert wandte Lothar sich zu Frauke und Helm und winkte sie zu sich. »Diese Männer hat mein Vater geschickt. Wir sind gerettet!«
    »Das glaubst aber auch nur du!«, klang da die verhasste Stimme des Inquisitors auf. Er hatte durch seine Spione erfahren, dass Lothar Gardner in der Stadt weilte, und beschlossen, dass der junge Mann sterben musste, weil dessen Vater sein erbitterter Gegenspieler am Hof des Fürstbischofs geworden war. Aus diesem Grund war er der kleinen Schar mit einer größeren Anzahl Landsknechte unter Hans’ Kommando gefolgt und hielt nun sein Maultier vor der Hütte an. Dabei beglückwünschte er sich selbst, dass er Lothar trotz dessen Verkleidung als Frau sofort erkannt hatte. Als er auf diesen hinabblickte, drückte seine ganze Miene den Triumph aus.
    »Sieh an, der junge Gardner in den Kleidern eines Weibes. Welch eine Sünde vor Gott! Dein Vater hätte dich nicht als Spion in diese Stadt schicken sollen. Damit hat er deine ewige Seele gefährdet! Um diese zu retten, wirst du auf dem Scheiterhaufen sterben müssen. Ebenso diese hier!« Zuerst warf Gerwardsborn nur einen beiläufigen Blick auf Frauke und Helm, stutzte dann aber und wies mit verzerrter Miene auf die junge Frau.
    »Das ist doch eine von Hinrichs’ Töchtern, die mir damals aus ungeklärten Gründen entkommen ist. Aber heute erscheint es mir, als seien die Gründe dafür gar nicht so unerklärlich!«
    Der Inquisitor erinnerte sich daran, wie stark Magnus Gardner damals gedrängt hatte, die drei Frauen zu verschonen. Schon zu jener Zeit hatte er den Verdacht gehegt, Gardner könnte bei der Befreiung seine Hand im Spiel gehabt haben. Doch ohne den geringsten Beweis hatte selbst er es nicht wagen können, einen hochangesehenen Berater des Fürstbischofs der Folter zu unterwerfen. Nun aber war der Tag der Vergeltung gekommen.
    Gerwardsborns Auftauchen war für alle ein Schock. Frauke presste sich die Hände auf den Mund, um nicht zu schreien, während ihr Bruder zu den Waffen hinschielte, die er in eine Ecke gestellt hatte. Falls es zum Äußersten kommen sollte, wollte er kämpfend sterben und nicht zur Belustigung der Massen auf dem Scheiterhaufen verbrennen.
    Lothars Rechte stahl sich unter sein Kleid und umklammerte den Griff seines Dolches. Sollte es nötig sein, würde er Frauke töten und sich selbst mit der Waffe auf den Inquisitor stürzen. Seine entschlossene Miene brachte diesen dazu, sein Maultier ein paar Schritte rückwärtszulenken.
    »Was ist?«, herrschte Gerwardsborn die Landsknechte an. »Nehmt sie gefangen und bringt sie in mein Quartier!«
    Unterdessen wechselten Draas und Moritz einen kurzen Blick. Ihre Hände lagen auf den Waffen. Doch sie fragten sich, was sie ausrichten konnten. Ihr eigener Trupp war um einiges kleiner als der von Gerwardsborn, und sie wussten zudem, dass ihre Leute sich nicht gegen den Inquisitor stellen würden.
    Ich habe versagt!, schoss es Draas durch den

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