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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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geschehen?«, rief Krechting entsetzt.
    »Das weiß der Teufel, und ich glaube nicht, dass er es mir jetzt ins Ohr blasen wird. Wir können das Tor nicht halten, sondern müssen uns irgendwo verschanzen, wo unsere Aussichten besser sind.«
    Arnos Rat war gut, trotzdem würgte es Krechting vor Wut. »Damit überlassen wir den größten Teil der Stadt dem Feind und ebenso unsere Leute, die sich dort aufhalten.«
    »Wir können uns auch verzetteln und auf diese Weise draufgehen«, antwortete Arno rüde.
    Nach einem kurzen Blick auf die Landsknechte, die eben durch das Tor stürmten, nickte Krechting. »Also gut, wir ziehen uns zum Markt zurück. Dort können wir uns verbarrikadieren und diesen Hunden zeigen, dass Gott unsere Schwerter segnet!«
    Auf seinen Befehl hin machten die Männer, die zur Verstärkung herbeigeeilt waren, kehrt und folgten ihm über die Kreuzstraße und dem Roggenmarkt zum Hauptmarkt. Dort holten sie alles zusammen, was sich tragen ließ, um Barrikaden zu errichten. Die grässlichen Schreie, die aus anderen Stadtteilen erklangen, verrieten ihnen, dass die Männer des Bischofs bereits in Münster eingedrungen waren und ihr blutiges Werk begonnen hatten.

8.
    D ie Alarmrufe der Wachen schreckten Frauke, Lothar und Helm auf. Helm zog sofort seine Hosen an und ergriff seine Waffen. Doch als er zur Tür hinauswollte, hielt Lothar ihn auf.
    »Bleib hier! Wir müssen erst wissen, ob es der große Sturm ist. Wenn ja, solltest du dich nicht bewaffnet in der Stadt herumtreiben.«
    »Aber wenn ich fehle, wird der Hauptmann zornig!« Helm schwankte, ob er den Rat befolgen oder doch die Hütte verlassen sollte.
    Da griff seine Schwester ein. »Lothar hat recht! Stürmen die Männer des Bischofs die Stadt, werden sie jeden töten, der ihnen in Waffen gegenübertritt.«
    »Aber ich kann nicht einfach hier sitzen bleiben, während die Stadt erobert wird!«
    Das Gefühl der Kameradschaft zu den anderen Männern wog für Helm schwer. Doch als er den Kopf zur Tür hinausstreckte, sah er eigene Söldner von der Mauer steigen und sich in die Stadt zurückziehen. Er wollte ihnen folgen, erblickte dann aber seinen Vater, der hinter den anderen Bewaffneten herlief, und blieb in der Tür stehen.
    »Glaubt ihr wirklich, dass es der große Sturm ist?«, fragte er kläglich.
    »Sperr die Ohren auf, dann hörst du es!«, sagte Lothar.
    Jetzt vernahm auch Helm die Schreie in der nördlichen Stadt, die rasch näher kamen. »Wie es aussieht, sind sie bereits in der Stadt!«
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Frauke bang.
    »Wenn die Landsknechte kommen, rede ich mit ihnen, denn ich hoffe, dass mein Vater an uns gedacht und ihnen Anweisungen erteilt hat.« Ganz wohl war Lothar nicht dabei. Wenn die Söldner außer Rand und Band gerieten, konnte ihnen auch ein Befehl seines Vaters nicht mehr helfen. Er überlegte, ob es nicht besser wäre, sich zu einem der Tore durchzuschlagen und aus der Stadt zu fliehen. Draußen aber konnten sie auf Patrouillen treffen, und die würden bei Flüchtlingen noch weniger fackeln als Landsknechte, denen sein Vater erklärt hatte, wo er zu finden war.
    Dieser Gedanke gab den Ausschlag. Lothar wies Helm an, seine Waffen abzulegen und sich ganz nach hinten zu verziehen. Er selbst blieb an der Tür und lauschte. Wie es aussah, hatten die Truppen des Bischofs das Kreuztor im Norden der Stadt genommen und drangen immer weiter vor. Bislang schien der Widerstand gering. Doch dann erklang aus der Richtung des Markts Kampflärm, der sich immer mehr steigerte.
    »Verdammt, ich komme mir vor wie ein Feigling!«, stöhnte Helm.
    Lothar drehte sich mit angespannter Miene zu ihm um. »Was ist so erstrebenswert daran, sich sinnlos abschlachten zu lassen?«
    »Gott verdamme die Männer, die dieses Blutbad zu verantworten haben. Er verdamme sie für alle Zeit!« Fraukes Stimme klang hasserfüllt, und dieses Gefühl galt Matthys und Bockelson ebenso wie Jacobus von Gerwardsborn und Franz von Waldeck. Doch genau wie Lothar und Helm konnte sie nichts weiter tun, als angstvoll zu warten und zu hoffen, dass doch noch alles gut werden könnte.
    Mit einem Mal befahl Lothar den anderen, still zu sein. »Ich höre bewaffnete Männer kommen. Bleibt ihr im Haus, während ich mit ihnen rede!« Lothar hoffte, dass die Landsknechte nicht darauf aus waren, Frauen zu schänden. Wenn sie ihn packen und ausziehen wollten, würden sie annehmen, er wäre ein Wiedertäufer, der sich verkleidet hatte, um nicht erschlagen zu werden. Dann

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