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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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nachgedacht und seinen eigenen Weg gesucht. Eines war für ihn klar: Eine Rückkehr zu einer Konfession, deren Oberhaupt Männer wie Jacobus von Gerwardsborn ausschickte, um Zweifler zu vernichten, kam für ihn ebenso wenig in Frage wie eine Lehre, die nur einem kleinen Kreis von Eingeweihten das Himmelreich versprach und alle anderen zur Hölle verdammt sehen wollte.
    »Bockelson hat uns alle verraten«, erklärte Helm.
    Frauke wiegte unschlüssig den Kopf. »Zu Beginn geschah es vielleicht noch aus guter Absicht heraus, doch jetzt geht es ihm nur noch um seine Macht.«
    »Alle Täuferführer haben ihren Weg mit guten Absichten begonnen«, sagte Lothar nachdenklich. »Irgendwann aber sind sie von ihrer eigenen Lehre abgewichen und haben jene, die ihnen vertrauten, ins Verderben geführt.«
    »Dann wollen wir hoffen, dass nicht auch uns das Verderben erfasst und die meisten anderen ebenfalls nicht!« Frauke seufzte tief, sammelte die Näpfe ein und wusch sie aus, während ihr Bruder und Lothar noch eine Weile zusammensaßen und über Segen und Fluch der Täuferbewegung sprachen.
    Schließlich schüttelte Helm den Kopf. »Das ist mir alles zu gelehrt! Ich bin Handwerker, und mein Vater hat mir beigebracht, Gürtel zu machen. Das würde ich gerne wieder tun.«
    Er klang so aufrichtig, dass Frauke erstaunt den Kopf hob. Früher hatte Helm sich gerne vor der Arbeit gedrückt, doch mittlerweile schien er erwachsen geworden zu sein. Einen Augenblick lang dachte sie an ihren Vater, der allein mit Katrijn in dem großen Haus lebte, nachdem seine zweite Frau vertrieben worden war. Mit ihm verband sie nichts mehr. Er hatte sich von seiner alten Familie abgewandt und zugesehen, wie sie alle ins Unglück geraten waren.
    Nur mühsam gelang es Frauke, ihre bitteren Gedanken abzuschütteln. Das Wichtigste war nun, dass Lothar, Helm und sie unbeschadet aus dieser Stadt herauskamen.

6.
    D er Angriff ließ auf sich warten. Während Frauke, Lothar und Helm sich hilflos dem Schicksal ausgesetzt fühlten, wurden in den Feldlagern der Bischofstruppen die Vorbereitungen für den Sturm vorangetrieben. Obwohl alles heimlich geschah, um die Wiedertäufer nicht zu warnen, so wurde doch diejenige Person darauf aufmerksam, die Magnus Gardner ans andere Ende der Welt wünschte, nämlich Jacobus von Gerwardsborn. Der Inquisitor wusste, dass er bei Franz von Waldeck nichts erreichen konnte, daher suchte er das Gespräch mit den niederrangigen Offizieren und war sich auch nicht zu schade, mit einfachen Landsknechten zu sprechen.
    Draas und Moritz gefielen die Hetzreden des Inquisitors gar nicht, weil sie ihren eigenen Auftrag zu gefährden drohten. Inzwischen hatten sie zehn Landsknechte ausgewählt, die mit ihnen kommen sollten. Moritz hielt die Männer zwar für zuverlässig, dennoch versprach Gardner jedem von ihnen etliche Gulden Belohnung, wenn es ihnen gelingen würde, seinen Sohn unversehrt aus der Stadt herauszuholen.
    Am Abend des Tages, der der alles entscheidenden Nacht vorausging, begab Draas sich zu Margrets Wagen. Die Marketenderin kümmerte sich zu seiner Erleichterung um Silke, und mit ihr wollte er sprechen.
    »Na, was ziehst du für ein Gesicht?«, fragte ihn Margret. »Man könnte meinen, Gardner wolle dich in die Hölle schicken, um dem Teufel seine drei goldenen Haare zu stehlen.«
    »Ganz so schlimm ist es nicht«, antwortete Draas mit einem misslungenen Lachen. »Aber kannst du mir sagen, wo Silke ist? Ich möchte sie etwas fragen.«
    »Ich bin hier!« Silke streckte den Kopf aus dem Wagen und sah ihn neugierig an. »Gibt es neue Botschaft von Lothar?«
    Draas seufzte, da der Auftrag, den er, Moritz und Margret heimlich hatten ausführen müssen, nun auch schon Silke bekannt war.
    »Nein«, antwortete er. »Aber heute Nacht geht es los. Daher will ich von dir noch einmal genau wissen, wo Herr Lothar und deine Schwester sich aufhalten.«
    »Du darfst Helm nicht vergessen! Ich will nicht, dass ihm etwas geschieht«, mahnte ihn Silke.
    »Wenn der Bursche klug ist, bleibt er bei Herrn Lothar. Wenn er allerdings blindlings durch die Stadt rennt, kann ich ihm nicht helfen.«
    Draas hatte Helm als vorlautes Bürschchen in Erinnerung, dem er wegen seiner Streiche gerne ein paar saftige Ohrfeigen verpasst hätte. Im Gegensatz zu ihm wusste Silke, dass ihr Bruder reifer geworden war, und hoffte, dass er Lothars Ratschläge befolgen würde. Doch um Helm und auch ihre Schwester zu retten, musste Draas wissen, wo er zu suchen hatte. Daher

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