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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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heller flackerten die Flammen der Lagerfeuer hinter den Söldnern. Aber für Draas hatten sie nichts Anheimelndes an sich, sondern erinnerten ihn fatal an jenen Tag, an dem Haug Hinrichs und Berthold Mönninck verbrannt worden waren. Unwillkürlich umklammerte er den Griff seines Schwerts, während er sich schwor, alles zu tun, damit jene, denen seine Zuneigung galt, dieses Schicksal nicht teilen mussten.

7.
    D er Befehl zum Vorrücken kam erst kurz nach Mitternacht. Draas klopfte Moritz, der neben ihm stand, auf die Schulter. »Jetzt gilt’s! Viel Glück auch.«
    »Dir ebenfalls!« Moritz lächelte so, dass seine weißen Zähne im Feuerschein aufblitzten.
    Scheinbar gelassen winkte er den Brackensteinern. »Folgt mir!«
    Als Erster setzte Draas sich in Bewegung und ging zu der Stelle, an der die Leiter und die Seile bereitlagen, welche sie für ihren Auftrag brauchten. Gemeinsam mit Moritz hob er die Leiter auf und marschierte weiter.
    In der Stadt schien noch alles ruhig. Bislang war offenbar niemandem in den Mauern von Münster der kleine Trupp aufgefallen, der sich von Norden her der Stadt näherte und von Gresbeck angeführt wurde. Das Herz des Mannes schlug so hart, als wolle es bersten. Wenn etwas schiefging, würde er das erste Opfer sein. Entweder erschlugen ihn die Verteidiger, oder die Männer des Bischofs machten ihn als Verräter nieder.
    Gresbeck atmete ein wenig auf, als sie den äußeren Graben erreichten, ohne dass in der Stadt Alarm geblasen wurde. »Ihr müsst die Leiter über den Graben legen und mit den Seilen gut an den Pfählen hüben und drüben befestigen. Ich habe die Entfernung ausgemessen, also dürfte sie reichen. Allerdings könnt ihr sie nur einzeln überqueren, sonst bricht sie durch. Wenn auch nur einer ins Wasser platscht, weiß die ganze Stadt, dass wir kommen.«
    »Danke für die Warnung«, sagte Draas grimmig, stieg vorsichtig ins Wasser und griff einen Holm der Leiter. Moritz packte den anderen und versuchte wie sein Untergebener, möglichst lautlos durch den schlammigen Untergrund zu gehen, in den sie bei jedem Schritt gefährlich tief einsanken. Es war eigentlich unvernünftig, dass sie als Erste gingen, denn wenn sie beide starben, konnte sich niemand mehr um Lothar und dessen Freunde kümmern. Doch es drängte sie, in die Stadt zu gelangen, um ihren Auftrag so schnell wie möglich auszuführen. Bei den Fähnlein, die im Lager darauf warteten, dass das Kreuztor geöffnet wurde, hatten der Inquisitor und dessen Leute schon zu heftig ihr Gift versprüht.
    »Hoffentlich gelingt es Graf Daun, die Landsknechte in Schach zu halten. Sonst wird die Eroberung zu einem Blutbad und damit zu einer Schande für uns alle«, flüsterte Draas Moritz zu.
    Dieser schüttelte unwirsch den Kopf. »Was mit den Ketzern geschieht, ist mir gleichgültig, Hauptsache, wir selbst haben Erfolg. Nur die Weiber sollten sie nicht auch noch niederhauen.«
    »Hans wird es tun! Wolle Gott, dass der Teufel ihn dabei holt.« Mit diesen Worten erreichten sie das andere Ufer des Grabens, zogen die Leiter an Land und banden sie fest. Das Gleiche geschah auch auf der anderen Seite des Grabens. Während sie das Wasser aus ihren Stiefeln kippten, kroch der erste Landsknecht herüber. Es war Guntram, der den Hauptteil der Brackensteiner kommandieren sollte.
    »Bis jetzt ist alles gutgegangen«, meldete er für Draas’ Empfinden viel zu laut.
    »Das wird es aber nicht länger sein, wenn du weiter so schreist. Wo bleibt Gresbeck? Er soll uns doch führen!«
    Da kam der Mann auch schon herüber und wies auf den Wall, der ihnen einen gewissen Sichtschutz bot. »Wir müssen dort hinüber und dann auf der anderen Seite über die Brücke zum Tor. Ich habe das Schloss der kleinen Pforte so bearbeitet, dass es nicht mehr richtig schließt. Daher müssten wir die Pforte aufstoßen können.«
    »Und wenn nicht, klopfen wir sehr laut an, damit ja auch alle wissen, dass wir hier sind. Die Wachen brauchen nur ein paar Fackeln auf die Brücke zu werfen, dann können sie uns abschießen wie Hasen.«
    Trotz seiner bissigen Worte war Draas klar, dass ihnen keine andere Möglichkeit blieb. Er schlich den Wall hoch und überquerte ihn vorsichtig. Noch immer gab es auf den Mauern kein Zeichen, dass sie entdeckt worden waren, und er begann zu hoffen, dass ihr Streich gelingen würde.
    Mittlerweile hatte der gesamte Vortrupp den äußeren Graben überwunden und stieg fast lautlos über den Wall. Guntram stieß Draas grinsend in die Seite.

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