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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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weitere, dann waren die anderen über ihm. Während Hinner Hinrichs zu Boden sank, schoss es ihm durch den Kopf, dass er nun kein Feigling mehr war. Dann wurde es schwarz um ihn. In der Ferne aber entdeckte er ein helles Licht, und als er darauf zueilte, glaubte er die Stimme seiner Frau zu hören, die ihm zurief, er solle sich beeilen, damit sie ihn in die Arme schließen könne.

10.
    F rauke und ihre Begleiter gelangten ungehindert aus Münster hinaus und erreichten das erste Söldnerlager. Die meisten Landsknechte waren bereits in der Stadt, und so kümmerte sich niemand außer den Knechten um sie, die auf Draas’ Befehl Pferde für die Gruppe sattelten. Bevor der ehemalige Stadtknecht aufs Pferd stieg, wandte er sich an die Söldner, die ihm geholfen hatten.
    »Ihr habt eure Sache gut gemacht, Männer, und euch die versprochene Belohnung verdient. Wenn ihr aber noch in die Stadt wollt, um euch am Plündern zu beteiligen, könnt ihr das jetzt tun.«
    Während die Männer losliefen, klopfte Draas Moritz auf die Schulter. »Du kannst Herrn Gardner melden, dass unser Streich gelungen ist.«
    Mit diesen Worten schwang er sich in den Sattel und winkte Lothar, der Frauke vor sich aufs Pferd genommen hatte, und Helm, ihm zu folgen.
    »Wo bringst du uns hin?«, fragte Lothar, als sie anritten.
    »Zu dem Gutshof des Herrn von Haberkamp. Dort könnt Ihr auf Euren Vater warten. Außerdem solltet Ihr Euch, wenn Euch dieser Rat genehm ist, dort wieder so kleiden, wie es einem christlichen Mannsbild zukommt.«
    Dabei grinste Draas Lothar an. Der junge Mann, sagte er sich, musste etliche Abenteuer in Münster erlebt haben. Vielleicht konnte er ihn bei einem guten Becher Wein dazu bewegen, ein wenig davon zu erzählen. Nun aber galt es erst einmal, Gut Haberkamp zu erreichen und dafür zu sorgen, dass die drei Geretteten nicht von den Gefolgsleuten des Inquisitors bemerkt wurden.
    In weniger als einer Stunde erreichten sie das Gut. Leander von Haberkamp hatte das Warten ebenfalls unerträglich gefunden und erwartete die Gruppe bereits auf dem Hof. Als er Lothar entdeckte, atmete er erleichtert auf. »Es ist also gelungen!«
    »Warum hätte es nicht gelingen sollen?«, fragte Draas übermütig. »Obwohl – wir brauchten Hilfe, und die haben wir auch erhalten.«
    »Wie das?«, wollte Haberkamp wissen.
    »Ein Ketzer hat Gerwardsborn erschossen, gerade als dieser Herrn Lothar und die anderen festnehmen lassen wollte, um sie auf den Scheiterhaufen zu bringen. In dem entstandenen Tumult nach seinem Tod hielten wir es für besser, die Stadt schleunigst zu verlassen. Nun wäre ein Krug Bier recht und auch etwas zu beißen. Wenn es genehm ist, heißt das!« Draas sah Haberkamp dabei so treuherzig an, dass dieser lachen musste.
    »Ihr werdet alles bekommen, vor allen Dingen erst Kleidung, dann ein Bad und Essen!« Dabei deutete er auf Draas’ schlammverschmierte Stiefel und Hosen.
    Zu weiteren Erklärungen kam Haberkamp nicht, denn gerade öffnete sich die Tür, und Silke erschien. Sie rannte auf ihre Geschwister zu. »Frauke! Helm! Ihr lebt!«
    Der jungen Frau rannen die Tränen über die Wangen, und sie schloss die Schwester und den Bruder in die Arme.
    Frauke nickte ganz in Gedanken. »Ja, wir leben! Das haben wir dem wackeren Draas und auch einem unbekannten Wiedertäufer zu verdanken, der unseren schlimmsten Feind erschossen hat.«
    »Um Gerwardsborn ist es nicht schade«, erklärte Haberkamp und wies auf die Tür. »Kommt herein, es steht alles bereit.«
    Wie zur Bestätigung knurrte Fraukes Magen. Zuerst senkte sie verschämt den Kopf, dann aber fasste sie Lothars Hand. »Ist es eine Sünde, sich zu freuen, dass wir überlebt haben und gleich etwas zu essen bekommen, während in Münster so viele Leute sterben müssen?«
    »Wenn es so ist, wird Gott uns hoffentlich verzeihen!« Lothar fasste sie um die Hüften und schwang sie durch die Luft. »Wie ich sagte, wird es wieder schönere Tage für uns geben. Aber nun komm! Wir sollten essen, baden und uns umziehen.«
    »Als zivilisierter Mensch würde ich die Reihenfolge so umstellen, dass wir zuerst baden, dann neue Kleider anlegen und zuletzt essen«, antwortete Frauke.
    Lothar lachte leise auf. »Was heißt, dass ich kein zivilisierter Mensch bin!«
    »Ihr könnt baden und dabei essen«, erklärte Haberkamp und scheuchte die Gruppe, die ihm nach ihrer Rettung arg übermütig erschien, resolut ins Haus.

11.
    M ünster war gefallen und das Königreich der Wiedertäufer von

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