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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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fest!« Rübsams Befehl galt den Waffenknechten. Einer packte Haug und schlang einen Strick um die Handgelenke des völlig erstarrten jungen Mannes, während je zwei auf Inken Hinrichs und Silke zutraten und einer nach Frauke griff.
    Diese nahm wahr, wie die Männer ihre Mutter und ihre Schwester fesselten und dabei mit ihren Händen überall dorthin fassten, wo diese nichts zu suchen hatten. Als der Kerl, der sie verhaften sollte, auch ihr an die Brust griff, riss sie sich mit einem heftigen Ruck los und versuchte, den Flur zu erreichen, um ins Freie zu gelangen. Gerade, als sie die Tür erreicht hatte, packte Bruder Cosmas sie und zerrte sie trotz allen Widerstrebens in die Küche zurück. Dort kam Dionys auf sie zu, drückte ihren Oberkörper auf den Tisch und zog ihren Rock hoch.
    »Für diese Widerspenstigkeit wirst du deine Strafe erhalten«, meinte er lachend und fasste nach ihrer entblößten Scham.
    »Lass das!«, fuhr Rübsam ihn an. »Draußen sind zu viele Neugierige zusammengelaufen. Auch wenn das Weibsstück eine Ketzerin ist, werden sie es nicht gutheißen, wenn einer von uns Notzucht an ihr verübt.«
    Mit einem leisen Fluch schlug Dionys Fraukes Rock wieder nach unten, packte sie am Genick und zog sie hoch.
    »Glaube nicht, dass wir zwei schon miteinander fertig sind, du kleine Hure. Der Inquisitor wird gewiss nicht wollen, dass du als Jungfrau in die Ewigkeit gehst und bei Christus deshalb um Gnade betteln kannst – und deine Schwester auch nicht!«
    »Genug geschwätzt! Bringt sie ins Kloster. Wenn einer draußen das Maul aufreißt, verhaftet ihr ihn wegen des Verdachts, selbst ein Ketzer zu sein.«
    Rübsam trieb seine Männer an, um zu verhindern, dass sich zu viele Neugierige auf ihrem Weg zusammenrotteten und versuchten, die Gefangenen zu befreien. Ganz zufrieden war er nicht mit seinem Fang. Hinrichs selbst und einer seiner Söhne waren ihm vorerst entkommen, und daher winkte er drei seiner Untergebenen zu sich.
    »Ihr eilt zu den Toren und gebt Befehl, dass heute niemand mehr hinausgelassen werden darf. Außerdem sollen vier Männer den Gasthof durchsuchen. Wir wollen doch sehen, ob wir Hinrichs nicht noch erwischen.«
    Inken Hinrichs begriff, dass der Magister annahm, ihr Mann befände sich noch in der Stadt. Dies verschaffte Hinner einen Vorsprung, der ihm und Helm das Leben retten konnte. Sie hingegen und ihre anderen Kinder würden den Pfad des Schreckens bis zum bitteren Ende gehen müssen. Daher bat sie Jesus Christus in einem stillen Gebet, ihnen die Kraft zu verleihen, die sie brauchten, um ihren Bedrängern widerstehen zu können, und sich ihrer Seelen anzunehmen.

16.
    D raas hatte von seinem Versteck aus hilflos mit ansehen müssen, wie Inken Hinrichs und ihre Kinder verhaftet wurden. Als er hörte, dass Rübsam seine Leute zu den Toren schickte, begriff er, dass es nun auch um sein Schicksal ging und um das des jungen Gardner. Wenn die Männer des Inquisitors zum Osttor kamen und statt seiner Lothar vorfanden, würden sie sich beide im Netz des Inquisitors wiederfinden.
    So rasch er konnte, eilte er auf seinen Posten zurück. Ihm kam zugute, dass er Stillenbeck besser kannte als Rübsams Boten. Trotzdem gewann er den Wettlauf nur um Haaresbreite. Er schoss in die Wachstube und wies mit dem Daumen auf die Falltür, unter der sich der Keller befand.
    »Hinaus könnt Ihr nicht mehr! Also versteckt Euch dort unten.«
    »Was ist los?«
    »Keine Zeit zum Reden! Macht rasch, sonst ist es zu spät.« Draas packte Lothar mit einer Hand, öffnete mit der anderen die Falltür und stopfte ihn wie einen Sack Getreide hinein.
    Nun begriff der junge Mann, dass er in Gefahr schwebte, und verbarg sich in der äußersten Ecke des Kellers. Derweil schloss Draas die Falltür und nahm auf seinem Stuhl Platz. Es war keinen Augenblick zu früh, denn es klopfte bereits an der Tür.
    »Was ist los?«, fragte er brummig.
    »Mach auf!«, klang es herrisch zurück.
    Draas entzündete in aller Ruhe seine Laterne und trat dann zur Tür. »Wenn Ihr zur Stadt hinauswollt, kostet das einen Viertelschilling«, erklärte er scheinbar schlaftrunken.
    »Wir wollen nicht zur Tür hinaus, sondern überbringen einen Befehl Seiner Exzellenz Jacobus von Gerwardsborn, dem Verteidiger des Glaubens und Inquisitor der heiligen Kirche.«
    »Will der heute noch zum Tor hinaus?« Draas gab sich begriffsstutzig.
    Der Bewaffnete sah ihn an und tippte sich an die Stirn. »Du Narr! Das hier ist der Befehl, heute keinen mehr zum

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