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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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lustiger als hier.«
    »Wenn Ihr zahlt, gerne!«, antwortete Dionys lachend, packte Frauke unter den Armen und schleifte sie zur Kammer hinaus.
    Kurz darauf hing sie ebenso wie ihre Mutter und Schwester wieder an der Wand des Kellergewölbes und schrie nicht einmal auf, als Dionys ihr den Knebel aus dem Mund riss. Hasserfüllt sah sie ihm nach, bis sich die Tür hinter ihm und den Knechten schloss.
    Bruder Cosmas war zurückgeblieben und funkelte die drei Frauen drohend an. »Jetzt habt ihr gesehen, welche Strafen euch erwarten, wenn ihr euch weiterhin gegen die heilige Kirche auflehnt. Geht in euch und bereut, sonst wird der Scheiterhaufen auch euer Schicksal sein!«
    »Ich sterbe lieber im Feuer, als mich euch zu unterwerfen«, schrie Inken Hinrichs und stimmte ein Spottlied auf den Papst und dessen Priester an.
    Der Mönch hörte ihr einen Augenblick zu, schlug ihr dann mit aller Kraft ins Gesicht und ging zur Tür. Dort drehte er sich noch einmal um. »Deine letzte Stunde naht, Weib! Bei dir wird allerdings kein Engel erscheinen, um deine Seele zu retten, denn die wird unweigerlich zur Hölle fahren. Dort wirst du dem Satan und allen seinen geschwänzten Höllendämonen zur Lust dienen und dabei unendliche Qualen erleiden.«
    »Schlimmer als ihr und euer Gesindel können die auch nicht mit mir verfahren«, antwortete Inken Hinrichs mit einem schrillen Lachen, das schmerzhaft in Fraukes Ohren widerhallte.
    Mit einem Fluch trat der Mönch aus dem Kellergewölbe und schlug die Tür hinter sich zu.
    »Geh nur! Doch wohin du dich auch wendest, du wirst der Rache des Herrn nicht entkommen!«, schrie Inken Hinrichs ihm nach.
    Mit flackernden Blicken wandte sie sich nun an ihre Töchter. »Gott hat uns auserwählt, an Seiner Seite zu sitzen. Also fasst Mut! Das Feuer des Scheiterhaufens ist für uns nur das Tor in eine andere, bessere Welt, in die Haug uns bereits vorangegangen ist. Er wird uns an der Seite unseres Herrn Jesus Christus empfangen und uns mit diesem in das himmlische Jerusalem geleiten. Aber der Inquisitor, seine Knechte und alle, die heute Haugs Tod begafft haben, werden in die Hölle fahren und dort erkennen, dass sie stets nur dem Teufel und niemals Gott gehorcht haben.«
    Die Worte prasselten wie Hiebe auf Frauke ein, und sie fühlte sich wie zerbrochenes Glas. So hatte sie ihre Mutter noch nie erlebt. Anders als diese und auch Silke vermochte sie sich nicht in die Religion zu flüchten. Stattdessen weinte sie um den Bruder und fragte sich, was der kommende Tag für sie bringen würde.

9.
    L othar hätte sich die Verbrennung der beiden Männer gerne erspart, doch auf Befehl seines Vaters hatte er mitkommen müssen. Sich zu weigern, hätte Gerwardsborns Verdacht erregen können, und das durfte er nicht riskieren, wenn er sich die Möglichkeit erhalten wollte, Frauke zu retten. Während der Hinrichtung wunderte er sich, weshalb die Ketzer ihre Qualen nicht aus sich hinausschrien. Magister Rübsam erklärte dies zwar mit den Teufeln, die in diese gefahren und sie daran gehindert hätten. Doch daran glaubte Lothar nicht. Sein Vater hatte bereits angedeutet, dass es bei den Aktionen des Inquisitors nicht mit rechten Dingen zugehe, und mittlerweile traute er diesem Mann alles Schlechte zu.
    Nachdem der Scheiterhaufen niedergebrannt war, wollte er nur noch in seine Kammer, um allein zu sein. Doch da traf ihn Gerwardsborns Blick. »Ich wünsche, noch eine Partie Schach zu spielen.«
    Nur ein mahnender Kniff seines Vaters in den Arm verhinderte, dass Lothar die Antwort gab, die ihm auf der Zunge lag. Stattdessen verbeugte er sich und nickte. »Wie Eure Exzellenz befehlen!«
    Er folgte Gerwardsborn in dessen Gemächer, stellte die Figuren auf und begann mit dem Spiel. Diesmal musste er sich keine Mühe geben, um zu verlieren, denn er sah in Gedanken immer wieder das lodernde Feuer vor sich und glaubte den Gestank verbrennenden Fleisches zu riechen.
    Im Gegensatz zu ihm waren der Inquisitor und dessen Gefolge bester Dinge. Rübsam gab lang und breit zum Besten, wie viele Ketzer sie bereits verbrannt hatten, und einige Male mischte sich auch Gerwardsborn in das Gespräch mit ein. Da sie nun ihren ersten bedeutenden Sieg in dieser Stadt errungen hatten, gaben er und seine Untergebenen sich nicht mehr so geheimnisvoll wie zu Beginn. Daher schnappte Lothar die eine oder andere Bemerkung auf, die ihn über das Schicksal aufklärte, das Frauke und deren Familie erwartete. Von Draas wusste er, dass Fraukes Vater mit

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