Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
zierliche Waffe schüttelte er den Kopf. Für einen so harten Schädel brauchte er ein anderes Instrument.
    Der eiserne Schürhaken neben dem Kamin erschien ihm besser geeignet. Er nahm ihn an sich und griff nach der Laterne, die draußen auf dem Flur für Gäste bereitstand, welche in die Nacht hinaus zum Abtritt gehen wollten. Die Kerze, an der er sie hätte anzünden können, ignorierte er, denn das Licht würde ihn hier drinnen nur verraten.
    Mit entschlossener Miene verließ er seine Kammer und tastete sich an der Wand des dunklen Flurs entlang bis zur Treppe. Als er diese endlich erreicht hatte, musste er achtgeben, um nicht auf den schlüpfrigen Stufen auszurutschen. Hatte oben eine vom leichten Widerschein ferner Laternen erfüllte Düsternis geherrscht, war es unten so dunkel wie im Arsch eines Gauls – wie der Pferdeknecht seines Vaters zu sagen pflegte.
    Lothar spannte alle Sinne an und vernahm Dionys’ Stimme. Sie klang noch weit entfernt. Rasch tastete er sich in diese Richtung vor, traf auf eine Tür und öffnete diese. Vor ihm lag ein Kellergewölbe, das auf einer einzigen, mächtigen Säule ruhte. Da Dionys seine Laterne so auf den Boden gestellt hatte, dass sie die drei gefangenen Frauen beleuchtete, konnte Lothar sehen, dass der Foltermeister Silkes Busen knetete.
    »Gleich werde ich es dir besorgen, du Schlampe!«, rief er und löste seinen Gürtel, um die Hose abzustreifen.
    Nicht, wenn ich es verhindern kann, durchfuhr es Lothar, und er hob den Schürhaken zum Schlag.
    In dem Augenblick wendete Frauke den Kopf und sah ihn als schattenhafte Gestalt am Eingang des Kellers stehen. Zuerst glaubte sie, ein weiterer Schurke aus Gerwardsborns Gefolge wäre gekommen, um sie drei zu quälen. Dann aber erkannte sie Lothar und spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er mit einem Kerl wie Dionys gemeinsame Sache machen würde. Auch trug er ein Schwert um die Hüften und hielt einen länglichen Gegenstand in der Hand.
    Er will uns befreien! Beinahe hätte sie aufgeschrien, beherrschte sich aber mühsam.
    Während Frauke Lothar anstarrte, zerrte Dionys Silkes Hemd hoch und wollte ihre Beine auseinanderzwängen. Das Mädchen wehrte sich nicht, und Frauke fragte sich, weshalb ihre Schwester nicht wenigstens nach dem Kerl trat. Stattdessen ließ sie alles schreckensstarr mit sich geschehen.
    Frauke begriff, dass sie etwas tun musste, damit Dionys nicht zu früh auf Lothar aufmerksam wurde, und begann zu keifen. »Du wirst meine Schwester nicht auch noch schänden, du Sohn eines räudigen Ebers und einer schmutzigen Sau! Der Teufel wird dich holen!«
    Über so viel Frechheit verwundert, hielt Dionys inne und sah sie an. »Was sagst du?«
    »Ich sage, dass du Mist bist, den deine Eltern auf der Straße zusammengekehrt und an Sohnes statt aufgezogen haben!«, schrie Frauke mit schriller Stimme.
    Nun ließ Dionys von Silke ab und trat auf Frauke zu. »Das hast du nicht umsonst gesagt, du Miststück! Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du jedes einzelne Wort bedauern.«
    Mit einem raschen Griff hob er Fraukes Hemd und schob deren Beine auseinander. Frauke spürte, wie etwas hart gegen ihre empfindlichsten Teile drückte, und flehte Lothar in Gedanken an, endlich zuzuschlagen.
    Da vergaß Lothar jede Vorsicht, stürmte auf Dionys zu und schwang den Schürhaken mit aller Kraft. Als er zuschlug, gab es einen dumpfen Ton, und der Foltermeister fiel um wie ein nasser Sack.
    »Ich habe ihn erschlagen«, durchfuhr es Lothar, und im ersten Augenblick schämte er sich seiner Tat.
    Dann aber schüttelte er heftig den Kopf. Der Kerl hatte Frauke schänden wollen und die Strafe erhalten, die ihm gebührte. Er bedachte Dionys mit einem zornigen Blick, zog dann sein Schwert und schnitt den Strick durch, mit dem Fraukes Hände an den Eisenring gebunden waren.
    »Wir müssen verschwunden sein, bevor die Männer des Inquisitors etwas bemerken.«
    Frauke nickte, rieb sich die schmerzenden Handgelenke und sah erleichtert zu, wie Lothar auch ihre Mutter und Silke befreite. Dann zupfte sie ihn am Ärmel.
    »Was machen wir jetzt?«
    »Ich kenne eine Pforte im Kloster, die nicht bewacht wird. Dort können wir das Gebäude verlassen«, antwortete Lothar, während er sich über Dionys beugte und ihm den Schlüssel abnahm. Dann sah er Frauke mit einem verlegenen Lächeln an. »Draußen muss Draas uns weiterhelfen.«
    »Der gute Draas! Er wollte uns warnen, ebenso wie Ihr.« Frauke kamen die Tränen, als

Weitere Kostenlose Bücher