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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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ihnen zu führen. In Klüdemanns Haus würde sie immer nur die unterste Magd sein.
    Noch während ihr diese Gedanken durch den Kopf schossen, steckte Mieke Klüdemann den Kopf zur Küchentür heraus. »Ich habe eben gesehen, dass der Kohl alle ist. Geh hurtig zum Markt und besorge ein paar Köpfe!«
    »Dafür brauche ich Geld«, entfuhr es Frauke. Den letzten Einkauf hatte sie von den Pfennigen bezahlen müssen, die Klüdemann ihr ein paar Tage zuvor geschenkt hatte, und seine Frau hatte sie ihr nicht zurückgegeben.
    »Ach ja!« Die Hausfrau ging in ihr Schlafgemach und kam nach einer Weile mit einigen Münzen zurück. »Gib aber acht, dass man dich nicht übervorteilt. Und jetzt beeile dich! Die Kirchturmuhr schlägt gleich die volle Stunde. Dann ist der Markt vorbei.«
    Es hätte dir auch eher einfallen können, dass du Kohlköpfe brauchst, dachte Frauke verärgert und lief los. Der Weg zum Markt war nicht weit, aber sie musste mehrfach Passanten ausweichen, die voll beladen von dort kamen. Als sie den Markt erreichte, ging der Marktaufseher bereits von Stand zu Stand und schlug mit seinem Amtsstab gegen das Holz, um anzuzeigen, dass die Zeit des Verkaufs vorbei sei.
    Frauke huschte hinter seinem Rücken vorbei zu dem Bauern, bei dem Mieke Klüdemann gerne ihr Gemüse einkaufte. »Ich brauchte noch zwei Kohlköpfe«, stieß sie atemlos hervor.
    Der Bauer hatte noch ein halbes Dutzend davon auf seinem Wagen, nannte ihr aber für zwei einen Preis, der sonst für alle gereicht hätte.
    »So viel kann ich nicht zahlen!« Frauke äugte zum Marktaufseher, der immer näher kam.
    Auch der Bauer sah den Beamten und sagte sich, dass ihm das Mädchen würde bezahlen müssen, was er verlangte, wenn es nicht ohne Ware nach Hause zurückkehren wollte.
    »Ich zahle die Hälfte!« Selbst das war noch zu viel, doch Frauke brannte die Zeit unter den Nägeln.
    »Entweder alles, oder …«, setzte der Bauer an.
    Frauke schüttelte den Kopf. »So viel Geld habe ich nicht bei mir!«
    »Wie viel hast du?«, fragte der Bauer, der sich das Geschäft nicht entgehen lassen wollte. Doch da war der Marktaufseher mit einem raschen Schritt heran und klopfte gegen seinen Wagen.
    »Es ist vorbei! Du kannst heimfahren.«
    »Nur noch einen Augenblick«, bat der Bauer.
    Der Marktaufseher schüttelte den Kopf und schob Frauke vom Wagen weg. »Wenn ich bei einem ein Auge zudrücke, verlangen andere es auch. Damit aber würde ich das Vertrauen des Rates der Stadt verlieren, dessen Gesetze zu befolgen ich geschworen habe.«
    Frauke biss sich verzweifelt auf die Lippen. Wenn sie ohne einen einzigen Kohlkopf in Klüdemanns Haus zurückkehrte, würde sie gescholten und womöglich sogar geschlagen werden. Da sah sie aus den Augenwinkeln, wie eine Bäuerin, die ihre Sachen gerade einpackte, ihr heimlich zuwinkte.
    Noch während sie auf die Frau zuging, ergriff diese die Holme ihrer Schubkarre und verließ den Markt. Frauke folgte ihr unauffällig und holte sie kurz vor Klüdemanns Haus ein.
    »Nimm dir zwei Kohlköpfe, aber so, dass es niemand sieht. Zahlen kannst du morgen«, sagte die Frau gerade laut genug, dass Frauke es verstehen konnte.
    Da Frauke nicht wusste, ob Mieke Klüdemann sie am nächsten Tag zum Markt schicken würde, nahm sie mehrere Münzen aus ihrem Beutel und legte sie auf das Tuch, mit dem die Bäuerin ihr Gemüse abgedeckt hatte. Dann packte sie zwei Kohlköpfe in ihren Korb und verschwand mit ihnen in einem Durchgang zwischen zwei Häusern. Nach wenigen Schritten erreichte sie den Garten, der zu Klüdemanns Haus gehörte, trat durch die Pforte und klopfte am Hintereingang an.
    Nach einer Weile öffnete Silke ihr und sah sie naserümpfend an. »Warum kommst du nicht vorne ins Haus, wie es sich gehört?«
    »Weil ich diese Kohlköpfe unter der Hand gekauft habe und niemand sie sehen soll. Der Markt war nämlich schon geschlossen.« Frauke zwängte sich an ihrer Schwester vorbei ins Haus und brachte die Kohlköpfe in die Küche.
    »Da bist du ja endlich«, empfing Mieke Klüdemann sie und musterte die Kohlköpfe. »Die sehen ja ganz ordentlich aus. Hoffentlich hast du nicht zu viel dafür bezahlt!«
    Frauke schüttelte den Kopf und reichte das Restgeld zurück. »Hier, das habe ich übrig behalten.«
    »Ist wenig genug! Aber was stehst du hier herum? Hast du keine Arbeit? Oder glaubst du, wir füttern dich aus Gnade und Barmherzigkeit durch?«
    Diese Bemerkung empfand Frauke als ungerecht, denn sie selbst arbeitete um einiges mehr als

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