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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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anscheinend nicht. Mehr als das schmerzte ihn jedoch, dass Silke ihn nicht einmal eines Blickes für würdig erachtete. Einen Dank hatte er wenigstens von ihr erhofft, wenn nicht gar einen Kuss. Nun fragte er sich, ob er die drei nicht besser ihrem Schicksal hätte überlassen sollen, verneinte es aber sofort wieder. Er liebte Silke von ganzem Herzen, auch wenn diese seine Liebe nicht erwiderte, und hätte nicht zusehen können, wie sie sich in Qualen auf dem Scheiterhaufen wand.
    »Ich wünsche euch allen Glück. Gehabt euch wohl!« Mit diesen Worten drehte Draas sich um und verließ Klüdemanns Haus.
    Frauke folgte ihm bis auf die Straße und fasste nach seiner Hand. »Es tut mir so leid, dass du gehen musst. Ohne dich und Lothar wären wir jetzt alle tot.«
    »Und im Himmel, wie deine Mutter glaubt! Wahrscheinlich nimmt sie Herrn Lothar und mir es sogar übel, dass es nicht dazu gekommen ist.« Draas zuckte mit den Achseln und legte Frauke die freie Hand auf die Schulter. »Du bist schon richtig, Mädchen. Pass auf deine Mutter und deine Schwester auf! Ich werde ganz bestimmt durchkommen.«
    Sein Lächeln wirkte gezwungen, denn seine Aussichten als davongelaufener Stadtknecht waren nicht gerade gut. Wenn er Glück hatte, konnte er sich als Tagelöhner verdingen, und wenn nicht, so würde die Landstraße seine neue Heimat sein. Aber das war nichts, mit dem er Frauke das Herz beschweren wollte. Er streichelte ihr kurz über die Wange, drehte sich um und schlug die Richtung des nächstgelegenen Tores ein.
    Als Frauke ihm nachschaute, spürte sie, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Draas war ein braver Mann, und sie empfand es als ungerecht von ihrer Mutter, ihn zu vertreiben. Niedergeschlagen kehrte sie in Klüdemanns Haus zurück und wurde sofort von der Ehefrau des Mannes angeblafft, nicht faul herumzustehen.

2.
    A us Angst, als Täufer verraten zu werden, hatten Debald und Mieke Klüdemann auf einheimische Mägde verzichtet, und nun mussten Frauke und Silke diese Lücke ausfüllen. Auch Inken Hinrichs half gezwungenermaßen mit, wurde aber gleichzeitig von Mieke Klüdemann zu ihrer Vertrauten gemacht. Diese freute sich, endlich jemanden zu haben, mit dem sie ihre Gedanken austauschen konnte.
    Inken Hinrichs wusste nicht, ob sie sich als Witwe ansehen oder hoffen sollte, dass ihr Mann und ihr verbliebener Sohn überlebt hatten. Da es ihr nicht möglich war, nach beiden zu forschen, erschien Klüdemanns Haus ihr als der beste Zufluchtsort. Der Hausherr galt etwas in der Täufergemeinde und würde es erfahren, wenn ihr Mann irgendwo auftauchte.
    Die Wochen vergingen, und niemand sprach mehr über das, was in Stillenbeck geschehen war. Von Zeit zu Zeit kam ein wandernder Prediger, um nach der kleinen Gruppe von Täufern in der Stadt zu sehen und mit ihnen zu beten. Dies musste jedoch heimlich geschehen. Obwohl in der Pfarrkirche auf Lutherisch gepredigt wurde, achtete die Kirchengemeinde penibel darauf, welche Mitbürger sich auffällig verhielten. Für Klüdemann und seinen Haushalt hieß dies, nach außen hin mit den Wölfen zu heulen und im stillen Kämmerlein Gott dafür um Verzeihung zu bitten.
    Anders als Mutter und Schwester musste Frauke noch mehr arbeiten als früher, denn Mieke Klüdemann fiel stets etwas ein, das dringend getan werden musste. Zwar wurde auch ihre Schwester dazu angehalten, mit anzupacken, aber die schweren und die schmutzigeren Tätigkeiten blieben an ihr haften wie Pech. Manchmal, wenn sie mit dem schweren Wassereimer durch die Straßen ging, sagte sie sich, dass Gott nicht nur im Großen, sondern auch im Kleinen ungerecht war. In ihrem Fall ließ er es zu, dass die Mutter ihr Silke in allem vorzog.
    Das verriet schon ihr Gewand. Während sie für sich alte Kittel aus Mieke Klüdemanns Truhen umändern musste, erhielt Silke vom Hausherrn, der nicht gegen ihre Schönheit gefeit war, das Geld, um sich Tuch kaufen und ein neues Kleid nähen zu können. Als sie das nächste Mal in die Kirche gingen, sah ihre Schwester aus wie eine Haustochter und Frauke wie eine einfache Magd.
    Eitelkeit war eine Sünde, das hatte Frauke oftmals zu hören bekommen. Trotzdem wünschte auch sie sich ein hübsches Kleid. Jedes Mal aber, wenn sie sich ihres Kittels schämte, erinnerte sie sich an den toten Bruder und schalt sich wegen ihrer Eigensucht. Dann nahm sie sich vor, an diesem Abend besonders inbrünstig für Haugs Seele zu beten. Außerdem wollte sie Jesus Christus bitten, ihren Vater und Helm zu

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