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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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den Weg nach Dortmund ein. Dort kenne ich ein paar Brüder, die uns helfen werden«, erklärte Hinrichs.
    »Aber was ist mit Mutter und meinen Geschwistern?«, fragte Helm bang.
    Sein Vater zuckte mit den Achseln. »Gott wird sie in Gnaden aufnehmen. Und jetzt geh schneller, oder willst du, dass sie uns auch noch erwischen und auf den Scheiterhaufen stellen? Im Feuer zu stehen soll sehr ungesund sein, habe ich mir sagen lassen!«
    Hinrichs stieß ein böses Lachen aus und verdoppelte seine Schritte. Immerhin ging es nun um sein eigenes Leben. Daran, dass er in Geseke eine Nachricht für seine Frau hatte hinterlassen wollen, dachte er nicht mehr. Er war fest überzeugt, dass Inken und seine übrigen Kinder ein Opfer des Inquisitors geworden waren. Dieser Bluthund des Papstes aber, so sagte er sich, würde bald seine Strafe erhalten. Das Jüngste Gericht war nahe, und dann würde es endgültig vorbei sein mit Männern wie Jacobus von Gerwardsborn.

Dritter Teil

Die Suche
    1.
    F rauke starrte Debald Klüdemann an und wollte nicht glauben, was dieser sagte. Ihrer Mutter ging es genauso, denn sie schüttelte fassungslos den Kopf.
    »Ihr sagt, mein Gatte hätte keine Botschaft für uns hinterlassen? Das kann nicht sein!«
    »Es tut mir leid, gute Frau, doch so ist es. Ich habe deinen Mann das letzte Mal vor drei Monaten gesehen, als er mich aufgefordert hat, ihm einen Propheten zu schicken, der euren Sohn taufen soll. Damals habe ich ihm vorgeschlagen, mit dem Jungen hierherzukommen, doch das wollte er nicht. Und nun ist der brave Mönninck tot!« Der Mann war ein eifriger Anhänger des Propheten Melchior Hoffmann und senkte nun traurig den Kopf.
    Da anscheinend nur Mönnincks Tod für ihn zählte, fuhr Frauke empört auf. »Mein Bruder starb ebenfalls im Feuer! Unsere Peiniger haben gesagt, Mönninck habe uns an den Inquisitor verraten.«
    Klüdemann, den der Vater ihnen als Gewährsmann genannt hatte, blickte sie strafend an. »Mönninck? Das kann ich nicht glauben. Er war stark und hatte den Herrn an seiner Seite.«
    »Sei still, Frauke!«, wies Inken Hinrichs ihre Tochter zurecht, obwohl sie nicht wusste, wo ihr der Kopf stand. Ihr Mann hatte ihr hoch und heilig versprochen, bei Klüdemann auf sie zu warten oder eine Nachricht zu hinterlassen, und einen Augenblick lang befürchtete sie, dass er unterwegs gefangen genommen und dem Inquisitor ausgeliefert worden wäre. Doch dann verwarf sie den Gedanken. Wahrscheinlich hatte er aus Furcht vor Verfolgung einen anderen Weg eingeschlagen und würde in den nächsten Tagen nach Geseke kommen.
    Bis dahin aber waren sie auf Draas’ Hilfe angewiesen, und das behagte ihr nicht. Der Preis, den der Mann für seinen Beistand verlangen würde, erschien ihr zu hoch. Silke war ein schönes Mädchen und zu schade für einen davongelaufenen Stadtknecht. Eine leise innere Stimme sagte ihr zwar, dass sie Draas dankbar sein müsste, weil er ihr und ihren Töchtern zur Flucht verholfen hatte. Andererseits hatte er aber verhindert, dass sie so wie Haug als Märtyrerin in die ewige Seligkeit hatte eingehen können. Nun musste sie die Last des Erdenlebens noch länger ertragen. Daher wollte sie nicht, dass Draas noch länger bei ihnen blieb. Um das zu erreichen, wandte sie sich mit einer bittenden Geste an Klüdemann.
    »Verzeiht, wenn wir Euch zur Last fallen. Doch können wir bei Euch bleiben, bis wir Klarheit über den Verbleib meines Mannes haben?«
    Klüdemann sah erst sie und dann die beiden Mädchen an. Dabei ruhte sein Blick lange auf Silke. Sie war schön und bereits der Gedanke daran eine Sünde. Dennoch wollte und konnte er sie nicht von seiner Schwelle weisen und einem unsicheren Schicksal überlassen.
    »Du und deine beiden Töchter, ihr könnt in meinem Haus bleiben. Für euren Begleiter, der nicht einmal ein Eingeweihter ist, habe ich jedoch keinen Platz.«
    Da die Forderung ihr in die Karten spielte, nickte Inken Hinrichs sofort. »Draas ist gewiss in der Lage, sich allein durchzuschlagen.«
    »Aber wir können ihn doch jetzt nicht fortjagen wie einen kranken Hund!«, rief Frauke entsetzt.
    »Sei still!«, herrschte die Mutter sie an. »Das verstehst du nicht. Denk daran: Er ist keiner von uns!«
    »Aber er könnte es werden«, wandte Frauke ein.
    »Lass es gut sein, Mädchen.« Draas winkte ab, denn ihm war längst klar, dass Inken Hinrichs ihn loswerden wollte.
    Zwar hatte er ihr und ihren Töchtern zur Flucht aus Stillenbeck verholfen, doch das zählte bei dieser Frau

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