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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Mut zu machen. »Wenigstens nicht für mich!«
    Trotz seiner Worte begann er zu laufen, trat prompt in ein Loch und stürzte. Er schürfte sich den Arm und das Knie auf und fluchte laut. Sofort verstummte er wieder und lauschte in die Nacht hinein, ob sich etwas Unerklärliches tat. Dies war zum Glück nicht der Fall. Dafür aber schmerzte sein Bein so höllisch, dass er nur noch hinken konnte. Auf diese Weise würde er keine halbe Meile mehr weit kommen.
    Langsam begann er, sich damit abzufinden, die Nacht im Wald zu verbringen, doch da sah er nicht weit vor sich ein Licht. Er humpelte weiter, bis ein schattenhaftes Gebäude auftauchte. Der Lichtschein drang aus zwei Fenstern, deren Läden nicht geschlossen waren, und an der Vorderwand knarzte ein Schild, das an einem so abgelegenen Ort üblicherweise eine Herberge anzeigte.
    Die Tür war versperrt. Draas klopfte und atmete auf, als er drinnen eine Stimme hörte.
    »Wer ist da?«
    »Ein Reisender, der Obdach sucht.«
    Eine kleine Luke im oberen Teil der Tür wurde geöffnet, und jemand hielt eine kleine Laterne heraus.
    »Bist du allein?« Es war eine tiefe, aber weiblich klingende Stimme.
    Draas grinste erleichtert. »Ja! Ich habe mittags nach dem Weg gefragt, aber anscheinend nicht alles verstanden. Die Herberge, auf die ich kurz vor Sonnenuntergang treffen sollte, war auf jeden Fall nicht da.«
    »Es gibt auch keine bis zur nächsten Stadt.«
    Die Tür ging auf, und die Frau winkte Draas herein. Da sie einen Schlüsselbund am Gürtel trug, musste sie die Wirtin sein. Sie überragte den ehemaligen Stadtknecht um gut eine Handbreit, wirkte mit ihren großen Brüsten und den ausladenden Hüften aber sehr weiblich.
    »Komm herein!«, forderte sie ihn auf.
    »Danke!«, sagte Draas erleichtert und trat über die Schwelle.
    Die Wirtin sah, dass er hinkte. »Du bist nicht gut zu Fuß?«
    »Ich bin vorhin gestürzt und habe mir den Knöchel verstaucht. Wenn du so gut sein willst und mir einen kühlenden Umschlag machst, den ich um mein Bein wickeln kann, wäre ich dir dankbar.«
    »Wird wohl gehen«, antwortete sie gleichmütig. »Setz dich in die Stube! Ich kümmere mich darum.«
    »Hunger und Durst hätte ich auch.«
    »Was willst du eher, einen Wickel für deinen Knöchel oder Bier, Wurst und Brot für deinen Magen?« Die Stimme der Wirtin klang nun spöttisch.
    »Den Wickel!« Draas humpelte in die Schankstube und sah zwei Männer an einem Tisch sitzen. Einer von ihnen war seiner Kleidung nach ein Fuhrmann und der zweite ein wandernder Schneidergeselle. Gerade kam ein dritter, der die Tracht eines reitenden Boten trug, durch den Hintereingang herein und setzte sich lachend zu den beiden anderen.
    »Mein Gaul ist wieder in Ordnung! Es war nur ein Stein im Hufeisen. Jetzt trinken wir aber einen auf unser Wiedersehen! Während ihr erst auf dem Weg nach Soest seid, komme ich schon wieder von dort.«
    Da bemerkte der Bote Draas und musterte ihn. »Wer ist das?«, fragte er seine Freunde.
    Die beiden anderen drehten sich zu dem ehemaligen Stadtknecht um, und der Schneider fragte neugierig: »Woher kommst denn du?«
    Draas zeigte mit dem Daumen in die Richtung, aus der er glaubte, gekommen zu sein. »Von dort!«
    »Und willst jetzt dorthin!« Der Schneider deutete grinsend in die Gegenrichtung.
    »So kann man es sagen«, antwortete Draas und nahm am Tisch der drei Männer Platz. »Allein sitzt es sich so schlecht!«
    »Das stimmt! Hast du dich verletzt, oder warum hinkst du?«
    »Ich bin in der Dunkelheit gestolpert und habe mir den Knöchel verstaucht«, erklärte Draas.
    »Das hätte bös ins Auge gehen können. Erst letzte Woche sind hier in der Gegend Wölfe gesehen worden. Schon ein gesunder Wanderer muss sich vor diesen Biestern in Acht nehmen, aber mit einem Hinkefuß fällst du denen rascher zum Opfer, als du amen sagen kannst.«
    »Du glaubst nicht, wie froh ich bin, hier zu sein!« Draas nickte dem Schneider zu und streckte dann das Bein aus, damit die Wirtin, die inzwischen mit einer Schüssel und einem Tuch zurückgekommen war, ihm Schuh und Strumpf ausziehen konnte.
    »Von außen sieht man nicht viel. Gebrochen kann er also nicht sein«, meinte die Frau und wand das kalte, tropfende Tuch um den Knöchel. Prompt tat das Gelenk noch mehr weh, und Draas stöhnte erbärmlich.
    »Hältst wohl nicht viel aus, was?«, spöttelte die Wirtin. »Aber jetzt kriegst du dein Bier und eine Blutwurst. Danach geht es dir wieder besser.«
    »Vergelte es dir Gott!« Draas hatte

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