Flammen des Himmels
ihr es wegwerfen wollt?«, fragte der Räuber mit lauter Stimme. »Von euch wollen wir nichts, weder das Pferd und den Wagen des Fuhrmanns noch das Pferd des reitenden Boten. Auch ihr anderen könnt morgen, wenn der Tag graut, diese Herberge unversehrt verlassen.«
Der kennt sich hier ja gut aus, dachte Draas und bemerkte zu seinem Ärger, wie der Fuhrmann und der Bote nach diesen Worten hinter den gräflichen Kutscher und dessen Knecht zurückwichen.
»Was wollt ihr dann, wenn wir alle unversehrt und mit allem, was wir besitzen, diese Herberge verlassen können?«, fragte Moritz mit einer Mischung aus Wut und Spott.
»Ihr Männer könnt gehen. Ihre Erlaucht hingegen bitten wir, in der nächsten Zeit unsere Gastfreundschaft anzunehmen, bis ihr Herr Gemahl eine gewisse Summe für ihre Freiheit zu zahlen bereit ist!«
Unterdessen hatte die Gräfin sich einen Morgenmantel übergeworfen und blickte erschrocken aus ihrer Tür heraus.
»Was ist geschehen, Moritz?«, fragte sie.
»Diese Schurken wollen Eure Erlaucht entführen und Lösegeld für Euch verlangen. Ich sagte ihnen, dies ginge nur über meine Leiche!« Moritz bleckte die Zähne und deutete mit seinem Schwert nach unten.
»Wenn ihr Ihre Erlaucht haben wollt, kommt sie holen! Aber ihr müsst an mir und meinen Kameraden vorbei.«
Die Gräfin schlug das Kreuz und wich in die Kammer zurück, während ihre Zofe einen leisen Schrei ausstieß. »Oh Heilige Jungfrau Maria, beschütze uns in dieser Gefahr!«
»Die Himmelsmutter kann ruhig helfen. Doch ohne unsere Klingen wird auch sie nicht viel ausrichten«, erklärte Moritz grimmig und sah seine Leute an. »Seid ihr bereit?«
Alle einschließlich des Kutschers und des Knechts nickten, auch wenn Letzterer aussah, als wünsche er sich an das andere Ende der Welt. Draas hätte ebenfalls nichts dagegen gehabt, zu dieser Stunde an einem anderen, weniger gefährlichen Ort zu sein, aber er packte seinen Dolch und machte sich zum Kampf bereit. Emmerich von Brackenstein hingegen blieb in der Kammer seiner Tante und zitterte so sehr, dass er nicht einmal sein Schwert zu halten vermochte.
Unten versuchte der Räuberhauptmann, die Gruppe ein letztes Mal zum Aufgeben zu bewegen, doch Moritz blieb hart. »Wenn ihr kommen wollt, kommt! Beschwert euch hinterher jedoch nicht über die blutigen Köpfe, mit denen ihr abziehen müsst.«
»Ihr habt es nicht anders gewollt!« Der Räuberhauptmann trat zurück und erteilte mehreren seiner Männer einen Befehl. Diese stürmten brüllend die Treppe hoch und wurden mit derben Fußtritten empfangen. Einer stürzte nach unten und riss weitere Männer mit sich. Nur zweien gelang es, bis fast nach oben zu kommen. Dann aber blitzten Schwerter auf, und Moritz und seine Männer fegten die Räuber von der Treppe.
»Wie gefällt euch diese Medizin, ihr Hunde?«, rief Moritz lachend. »Wenn ihr wollt, könnt ihr noch mehr davon haben!«
Der Räuberhauptmann begriff, dass er auf die Art und Weise nicht weiterkam, und wies seine Leute an, Stangen zu besorgen. »Mit denen stoßen wir die Kerle zurück und gewinnen die Treppe«, erklärte er und wandte sich mit wutentbrannter Miene an die Verteidiger. »Ihr hättet es anders haben können. Aber jetzt gibt es kein Pardon mehr für euch!«
»Was machen wir nun?«, fragte der Kutscher, der ganz bleich geworden war. »Wenn die mit Stangen kommen, können wir sie nicht aufhalten!«
»Das werden wir sehen!« Moritz ordnete seine Männer neu und zwinkerte Draas zu. »Wir müssen die Stangen zu fassen bekommen und die Kerle umreißen.«
»Wird schwer genug werden«, murmelte Draas und schob seinen Dolch in die Scheide, um beide Hände frei zu haben.
Wenig später kamen vier Räuber mit doppelt mannslangen Stangen heran und stießen sie nach oben. Moritz versuchte, eine der Stangen zu packen, bekam aber die zweite an den Kopf und taumelte halb betäubt zurück.
Die Räuber jubelten bereits, doch da konnte Draas eine Stange erwischen und zerrte mit einem heftigen Ruck daran. Gleichzeitig tauchte er unter der anderen Stange hinweg, die sofort von Moritz’ Kameraden gepackt wurde. Nun griffen auch der Kutscher und dessen Knecht ein und halfen, die beiden Stangen ganz nach oben zu ziehen. Einer der Räuber ließ los, doch der andere klammerte sich an seine Stange, so dass er nach oben gezogen wurde. Ein Schwertstreich setzte seinem Leben ein Ende.
»Wir schaffen es, Kameraden!« Moritz war mittlerweile wieder auf die Beine gekommen und jubelte,
Weitere Kostenlose Bücher