Flammen des Himmels
in Panik und eilten zur Hintertür, um schnell hinauszukommen.
Draas wollte sie aufhalten, kam aber zu spät.
»Lass sie!«, sagte Moritz. »Auf diese Weise lenken sie die Räuber ab und verschaffen uns eine Galgenfrist. Und jetzt raus!«
Die Arme vor dem Gesicht, kämpfte sich Moritz durch die Flammen bis zur Vordertür. Wie erwartet, war dort der Riegel vorgelegt. Er konnte ihn jedoch zurückschieben und stieß die Tür auf. Keine zwei Herzschläge später stand er im Freien. Seine Kameraden Arno und Hans folgten ihm, während der Hauptmann und die Frauen entsetzt zurückwichen.
»Das kann ich nicht«, flüsterte die Gräfin mit bleichen Lippen.
Kurzentschlossen packte Draas die Dame, schlang einen Teil ihres weiten Kleides um ihr Gesicht und stürmte los. Die Flammen griffen nach ihm, doch er gelangte glücklich ins Freie. Draußen stellte er die Gräfin wieder auf die Beine und zog seinen Dolch, um sich verteidigen zu können.
»Macht schnell!«, rief er den anderen zu, die sich noch in der Herberge befanden. Er musste schreien, um das Knistern und Prasseln der Flammen zu übertönen.
Jetzt fasste sich auch die Zofe ein Herz und rannte wimmernd vor Angst durch die Flammen zur Tür. Emmerich von Brackenstein hingegen starrte zum Hintereingang, der vom Feuer bislang verschont geblieben war. Von dort aber erklang das entsetzte Kreischen des Schneiders, der um sein Leben flehte. Mit einem Mal brach es ab, und auch von dem Boten war nichts zu vernehmen.
»Die beiden Dummköpfe hätten mit uns kommen sollen«, sagte Moritz ungerührt.
Er hielt sein Schwert in der Hand, war aber unsicher, ob sie wie geplant die Räuber angreifen oder sich mit der Gräfin und den anderen in den Wald zurückziehen sollten. Dort konnten sie vielleicht darauf hoffen, in der Dunkelheit der Nacht nicht gefunden zu werden.
Da nahm ihm der Kutscher der Gräfin das Heft des Handelns aus der Hand. Er zeigte auf den Anbau der Herberge, aus dem angstvolles Wiehern erklang, und rief erschrocken: »Die Pferde! Wir müssen sie herausholen!«
Ohne auf Antwort zu warten, rannte er zum Stall. Sein Knecht folgte ihm, und der Fuhrmann überholte diesen noch. Gleichzeitig schoss Emmerich von Brackenstein zur Tür heraus. Beinahe wäre es für ihn zu spät gewesen, denn die Flammen hatten ihm einen Teil seiner langen Locken versengt, und sein Wams war von Glutnestern übersät.
Sofort trat Moritz auf ihn zu und klopfte die glimmenden Stellen aus. Besonders sanft ging er mit seinem Hauptmann nicht um. Dieser war jedoch zu schockiert, um sich über die derben Püffe zu beschweren.
»Ihr anderen helft mit, die Pferde herauszuholen«, rief Moritz Draas und seinen Kameraden dabei zu.
Der ehemalige Stadtknecht humpelte trotz seines nun wieder schmerzenden Beins zum Stall, während Moritz mit gezücktem Schwert neben seiner Herrin stehen blieb, um sie zu beschützen.
Zu ihrer Erleichterung warteten die Räuber noch immer am Hintereingang auf sie. Lange konnte es jedoch nicht mehr dauern, bis die Ersten auftauchten, um nachzusehen, ob ihre Opfer durch die Vordertür entkommen waren. Daher trieb Moritz die Männer an und musterte im flackernden Licht des brennenden Hauses die Gäule, die Draas und die anderen ins Freie führten.
Emmerich von Brackenstein eilte sofort zu seinem Hengst, riss Draas die Zügel aus der Hand und schwang sich auf den Gaul. Ehe er losreiten konnte, fasste Moritz die Reichsgräfin bei den Hüften, stellte sich ihrem Neffen in den Weg und hob sie zu ihm aufs Pferd.
»Ihr habt das schnellste Ross. Bringt Ihre Erlaucht in Sicherheit. Wir sehen zu, dass wir Euch folgen können.«
Seine Worte wirkten wie ein Signal. Der Kutscher schwang sich auf eines der vier Pferde und zog seinen Knecht mit hoch. »Die anderen Gäule sind für euch«, rief er noch, dann ließ er den Rappen antraben. Auch der Fuhrmann, der sich neben Draas als Einziger bei der Gruppe gehalten hatte, stieg auf sein Pferd und trabte an, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, dass für Moritz, dessen Kameraden, Draas und die Zofe nur noch drei Reittiere zur Verfügung standen. Im nächsten Augenblick bogen die ersten Räuber um die Ecke, entdeckten sie und rannten brüllend auf sie zu.
»Jetzt gilt es«, rief Moritz und schwang sich auf das nächststehende Pferd. Hans und Arno taten es ihm gleich, und für Augenblicke sah es so aus, als müssten Draas, der kaum noch laufen konnte, und die Zofe zurückbleiben. Doch Arno griff nach der Frau, legte sie wie einen Sack vor
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