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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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erledigt, und sie kehrte in die Küche zurück, um einen Imbiss für die Gräfin zusammenzustellen. Diese setzte sich nun mit ihrem Neffen an einen freien Tisch, während ihre Leibwächter und die Zofe am Nebentisch Platz nahmen.
    Kurz darauf stand ein Brett mit Blutwurst, etwas geräuchertem Schinken und Brot vor der Gräfin, dazu ein Krug Bier. Die Dame stocherte in den ungewohnt deftigen Speisen herum und nippte an dem Bier, das sie als zu sauer bezeichnete. Auch ihr Neffe hielt sich sichtlich beim Essen zurück.
    Die anderen Männer, zu denen sich nun auch der dritte Waffenknecht, der Kutscher und dessen Gehilfe gesellten, ließen sich Bier, Brot und Blutwurst schmecken. Da die Entourage der Gräfin keine Anstalten machten, sich mit ihnen zu unterhalten, blieb die Gruppe an Draas’ Tisch unter sich. Doch kaum hatte die Gräfin das Holzbrett mit der fast unberührten Blutwurst zurückgeschoben, wies die Wirtin nach oben.
    »Es ist Bettzeit! Die beste Kammer ist für Ihre Erlaucht. Die Zofe wird auf einem Strohsack zu ihren Füßen schlafen. In der zweiten Kammer kommen Hauptmann Brackenstein mit den Bediensteten der Dame und in der dritten Kammer die vier Männer dort am Tisch unter.«
    »Hat Sie nicht auch für mich einen eigenen Schlafraum?«, fragte Emmerich von Brackenstein. »Ich will mir nicht das Schnarchen dieser Kerle anhören müssen.«
    »Dann müsst Ihr hier in der Schankstube bleiben. Oder glaubt Ihr, ich lasse Euch in meine Kammer?«
    Der Brackensteiner fuhr die Wirtin verärgert an: »Pass Sie ja auf, was Sie sagt, sonst werde ich Sie Ehrfurcht lehren!«
    »Als wenn ich vor Euch Angst hätte!« Nach diesen Worten blies die Wirtin die Unschlittkerze aus, die den Tisch der Brackensteinschen Begleitung erhellte, und löschte auch die Flammen der anderen, bis schließlich nur noch eine einzige Kerze in der Gaststube brannte.
    Da stupste der Schneider den Fuhrmann, den reitenden Boten und auch Draas an. »Wir sollten nach oben gehen und unsere Kammer aufsuchen. Nicht dass dieser Brackenstein sich selbst dort einquartiert und wir auf den harten Bänken der Wirtsstube schlafen müssen.«
    »Das ist ein guter Gedanke!« Draas klopfte dem Schneider auf die Schulter, nahm die Kerze von ihrem Tisch, zündete sie an der noch brennenden im Flur an und ging die Treppe hoch. Die drei anderen folgten ihm fast auf dem Fuß, während Hauptmann Brackenstein sich immer noch mit der Wirtin zankte.
    Schließlich beendete die Gräfin den Streit. »Lasst das! Ich bekomme Kopfschmerzen. Die eine Nacht werdet Ihr wohl mit Euren Soldaten und dem Kutscher in einem Raum schlafen können, Neffe!«
    Der Edelmann verneigte sich mit missmutiger Miene. »Sehr wohl, Euer Erlaucht!«
    Er wartete, bis die Gräfin zum ersten Stock hochgestiegen war, und folgte ihr dann. Die Zofe eilte hinter ihnen her und bedauerte dabei wortreich, dass Ihre Erlaucht sich Gesicht und Hände mit kaltem Wasser waschen müsse.
    »Daran ist noch keiner gestorben«, erklärte die Wirtin gelassen und löschte nun auch das Licht im Flur, so dass nur noch das brannte, welches sie selbst mit nach oben nahm.

4.
    D raas war froh, als Erster die Kammer aufgesucht zu haben, denn es gab nur zwei Betten darin, die allerdings recht breit waren.
    »Je zwei von uns werden sich ein Bett teilen müssen«, sagte er und sah dabei den mageren Schneider an, den er lieber als Bettgenossen gehabt hätte als den Boten oder gar den vierschrötigen Fuhrmann.
    Letzterer dachte jedoch das Gleiche und klopfte dem Schneider auf die Schulter. »Wie wär’s mit uns beiden? Ich hoffe, du schnarchst nicht!«
    Der Schneider verspürte wenig Lust, von dem Fuhrmann an den Rand des Bettes gedrängt zu werden. »Ja, aber ich bin sehr unruhig im Bett und stoße manchmal.«
    Der winkte nur ab. »Das macht mir nichts aus.«
    »Dann bleibt das andere Bett für uns zwei!«, sagte der Bote und zwinkerte Draas zu.
    Beide machten sich zur Nacht zurecht, doch während der Bote unter die Decke schlüpfte, trat Draas ans Fenster, öffnete es samt dem Laden und blickte hinaus.
    »Was soll das?«, fragte der Schneider.
    »Nur eine Angewohnheit, noch einmal nachzusehen, ob alles in Ordnung ist.« Draas wollte sich schon abwenden, als aus dem Wald ein Laut zu ihm drang, den kein Tier erzeugt haben konnte.
    Er drehte sich zu den anderen um und wies nach draußen. »Habt ihr das auch gehört? Da ist Eisen an Eisen gestoßen!«
    »Was?« Der Bote kam zu ihm und lauschte ebenfalls. Zuerst wollte er den Kopf

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