Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
schütteln, wich dann aber mit besorgter Miene zurück.
    »Du hast recht! Im Wald treiben sich bewaffnete Leute herum. Es muss eine größere Schar sein.«
    »Dann sollten wir Laden und Fenster schließen und hoffen, dass die Kerle an der Herberge vorbeiziehen«, schlug der Schneider vor.
    Draas blickte erneut hinaus und glaubte im schwachen Schein des Mondes mehrere Gestalten zu sehen, die auf die Herberge zuhielten. Bevor er etwas sagte, schloss er den Laden und das Fenster, damit man ihn draußen nicht hören konnte.
    »Ich glaube, die Männer wollen hierher.«
    Der Fuhrmann nickte. »Das nehme ich auch an. Aber was mögen die suchen? Auf meinem Wagen liegt keine wertvolle Ware, und du siehst auch nicht so aus, als würdest du große Reichtümer bei dir tragen.«
    »Die Gräfin! Sie hat gewiss genug Geld bei sich, um dieses Gelichter anzulocken.«
    Es schien Draas die einfachste Lösung. Der Bote und der Schneider stimmten ihm zu, während der Fuhrmann eine zweifelnde Miene zog.
    »Die Gräfin ist gewiss nicht langsam gefahren, aber diese Kerle sind zu Fuß. Selbst wenn sie einen Wachtposten an der Straße haben, könnten sie jetzt nicht hier sein. Ich nehme eher an, dass die Herberge ihr Treffpunkt ist und sie gekommen sind, um ein paar Krüge Bier zu trinken.«
    »Um diese Zeit?«, fragte der Bote zweifelnd. »Ist euch nicht noch etwas aufgefallen?«
    Als die anderen die Köpfe schüttelten, sprach der Mann weiter. »Habt ihr in dieser Herberge einen Hund gehört oder gesehen?«
    »Vielleicht hat der Wirt den Hund mitgenommen«, mutmaßte der Schneider.
    Draas lachte leise auf. »Und sein Weib allein und ohne Schutz zurückgelassen? Ich glaube eher, dass die Wirtsleute mit den Räubern im Bunde sind. Der Hund musste weg, weil er bellen würde, wenn sich des Nachts jemand draußen zu schaffen macht. So aber glauben die Schurken, die Gräfin und ihr Gefolge im Schlaf überraschen zu können.«
    »Dabei wissen wir nicht einmal, ob diese Leute überhaupt Räuber sind! Es können auch harmlose Reisende sein, genau wie wir!«, wandte der Schneider mehr aus Hoffnung denn aus Überzeugung ein.
    »Auf jeden Fall sollten wir uns vorsehen«, sagte der Fuhrmann in mahnendem Tonfall.
    Der Bote trat zur Tür und wollte sie versperren, fluchte dann aber leise. »Es gibt keinen Riegel und keinen einzigen Stuhl in der Kammer, den man unter die Klinke stellen könnte. Ich glaube, du hast recht. Die Wirtsleute sind wirklich mit den Räubern im Bund.«
    »Was machen wir jetzt?«, fragte der Schneider erbleichend. »Am besten geben wir den Räubern das wenige, was wir besitzen, und bedanken uns für unser Leben.«
    »Das kannst du tun. Aber ich bin mit Pferd und Wagen unterwegs. Wenn ich die verliere, bin ich ärmer als eine Kirchenmaus«, erklärte der Fuhrmann düster.
    »Dabei geht es dir noch besser als mir. Mein Pferd gehört dem Magistrat der Stadt Beckum. Wird es mir geraubt, muss ich es ersetzen. Außerdem trage ich wichtige Briefe bei mir, und ich habe geschworen, diese mit meinem Leben zu verteidigen!« Der reitende Bote zog das kurze Schwert, das an seiner Seite hing, und ließ keinen Zweifel daran, dass er sich zur Wehr setzen würde, so aussichtslos dies auch sein mochte.
    Draas überlegte kurz und klopfte auf den Griff seines Dolchs. »Ob wir hier das Leben verlieren oder anderswo, bleibt sich gleich. Ich will mich nicht daran erinnern müssen, einmal feige gewesen zu sein, als Mannhaftigkeit gefordert war. Außerdem sollten wir die Begleiter der Gräfin warnen. Mit uns vieren und deren Männern sind wir zehn. Damit sieht die Sache schon wieder anders aus.«
    »Nein, tut es nicht. Die Räuber sind gewiss auf den Besitz der Gräfin aus. Uns werden sie schon nichts tun«, antwortete der Schneider entsetzt.
    Ohne sich um diesen Einwand zu scheren, trat Draas zur Tür, öffnete sie einen Spalt und lauschte. Als draußen alles ruhig blieb, tastete er sich in dem schwachen Widerschein, den die Kerze in ihrem Zimmer auf dem Flur erzeugte, zu der Kammer, in der die Begleiter der Gräfin untergebracht waren, und drückte die Klinke. Wie erwartet, war die Tür nicht verschlossen. Er trat ein und stupste den ersten Mann, den er fand, leicht an. Der Mann brummte unwillig, wachte aber nach einem etwas heftigeren Stoß auf. Bevor er etwas sagen konnte, hielt Draas ihm den Mund zu.
    »Sei still! Wir haben Grund zu glauben, dass Räuber die Herberge überfallen wollen. Wecke deinen Hauptmann und deine Kameraden, vermeide dabei aber

Weitere Kostenlose Bücher