Flammen des Himmels
während unten die Räuber fluchten.
»Los, nach oben! Macht sie nieder!«, schrie der Hauptmann mit sich überschlagender Stimme.
»Wie wäre es, wenn du selbst hochkommst?«, spottete Draas und stieß mit der erbeuteten Stange nach einem der Kerle, die die Treppe hochrannten. Der andere wich geschickt aus und stürmte weiter, doch als er mit dem Schwert zuschlagen wollte, war Moritz schneller.
Draas sah ihn kurz an. »Danke!«
Unten tobte der Räuberhauptmann voller Zorn. »Los, die Treppe hoch! Das sind doch nur ein paar lumpige Kerle! Denkt an das Lösegeld, das wir für die Gräfin erhalten.«
»Das werdet ihr euch blutig verdienen müssen!« Moritz spürte, dass das Blatt sich wendete. Die Räuber waren unsicher geworden, und die Autorität ihres Hauptmanns begann zu schwinden.
»Wir schaffen es!«, flüsterte er Draas und den anderen zu. Bis auf die Platzwunde an seinem Kopf waren er und die eigenen Leute noch unversehrt, während ihre Gegner bereits mehrere Tote und Verletzte zu beklagen hatten.
Unterdessen begriffen die Räuber, dass sie auf diese Weise nicht weiterkamen.
»Los, zurück!«, befahl der Hauptmann und sah voller Grimm, dass seine Männer ihm nun weitaus bereitwilliger gehorchten als beim Angriff auf die Verteidiger.
»Ich glaube, die haben wir verscheucht«, meinte der Fuhrmann lachend, obwohl er selbst nicht das Geringste zur Verteidigung beigetragen hatte.
Draas schüttelte den Kopf. »Das glaube ich erst, wenn der Morgen angebrochen ist und wir mindestens drei Meilen weit gekommen sind.«
Wie zur Antwort forderten die lauten Stimmen, die heraufklangen, ihre Aufmerksamkeit.
»Das könnt ihr nicht tun!«, vernahmen sie die empörte Stimme der Wirtin.
»Halt den Mund!«, fuhr der Räuberhauptmann sie an. »Euer Anteil an dem Lösegeld ist groß genug, dass ihr euch in einer anderen Gegend eine weitaus bessere Herberge leisten könnt.«
»Was haben die vor?«, fragte der Fuhrmann nervös.
»Ich weiß es nicht«, antwortete Draas und schnupperte. »Riecht das nicht brandig?«
Der Schneider, der eben den Kopf aus der Kammer herausstreckte, kreischte entsetzt auf. »Die Kerle zünden die Herberge an! Die wollen uns bei lebendigem Leibe verbrennen!«
Moritz schüttelte unwirsch den Kopf. »Damit würden sie kein Lösegeld bekommen! Wenn du mich fragst, wollen die Kerle uns zwingen, die Herberge zu verlassen, damit sie uns draußen niedermachen und unsere Gräfin gefangen nehmen können. Aber den Plan werden wir ihnen verderben. Los jetzt! Vier Mann folgen mir. Die anderen kommen mit Ihrer Erlaucht, der Zofe und dem Hauptmann nach!«
Moritz nickte den anderen auffordernd zu und stieg vorsichtig nach unten. Die Räuber waren nicht mehr zu sehen, dafür aber roch es nach brennendem Holz, und sie konnten den Widerschein der an mehreren Stellen im Erdgeschoss entzündeten Feuer erkennen.
»Wie es aussieht, haben uns die Kerle den Weg durch die Hintertür frei gelassen«, rief Moritz nach oben.
»Dann sollten wir nicht zögern, sonst brennt die Hütte lichterloh!« Draas wollte auf die Hintertür zu, doch da legte Moritz ihm die Hand auf die Schulter.
»Das erwarten die Kerle doch! Doch die Suppe werden wir ihnen versalzen. Komm mit in die Schankstube.«
Zwar wusste Draas nicht, was der Söldner beabsichtigte, folgte ihm aber und sah staunend zu, wie Moritz einen Krug nahm und ihn am Bierfass füllte.
»Hier brennt alles, und du willst Bier saufen?«, brach es aus ihm heraus.
In dem Augenblick drehte Moritz sich um und leerte den vollen Krug über seinem Kopf aus. »Narr, ich will nur unsere Haare und die Kleidung nass machen, damit wir durch die Flammen zur Vordertür kommen.«
»Die dürfte verriegelt sein.«
»Wenn sie es ist, dann von innen! Wir schieben den Riegel zurück und verlassen die Herberge durch die Vordertür. Bis die Kerle begriffen haben, was geschieht, sind wir draußen.«
Noch während er sprach, schlug Moritz den Spundhahn aus dem Fass und fing das herausströmende Bier mit mehreren Krügen auf.
Draas half ihm und goss den Inhalt der Krüge über sich und den anderen aus, die ihnen gefolgt waren. Schließlich kam er mit vier vollen Krügen auf die Gräfin und die Zofe zu.
»Euer Erlaucht erlauben!«, sagte er noch und benetzte Haar und Kleidung der beiden Frauen. Er taufte auch Hauptmann Brackenstein mit Bier und grinste dabei. Ein Held war dieser Edelmann wahrlich nicht.
Unterdessen breitete sich das Feuer weiter aus. Der Kurier und der Schneider gerieten
Weitere Kostenlose Bücher