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Flammen des Himmels

Flammen des Himmels

Titel: Flammen des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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jeden Lärm. Hast du verstanden?« Draas sah zwar nicht viel, erahnte aber in der Dunkelheit, dass dieser nickte. Daher ließ er ihn los und gab ihm damit die Gelegenheit, Fragen zu stellen.
    »Wie viele Kerle sind es?«
    »Wir konnten sie nicht zählen, aber gewiss mehr als zwei Dutzend.«
    »Wir sind, wenn wir den Kutscher und den Knecht hinzurechnen, gerade mal sechs Männer. Das wird haarig werden«, erklärte der andere.
    »Zwei von uns haben ebenfalls Grund, sich gegen die Räuber zu stellen, und ich mache mit, weil ich mir nicht die letzten Münzen rauben lassen will, die ich noch besitze.«
    Viel Geld war es nicht, und im Grunde hing Draas auch nicht so daran, dass er sich deswegen umbringen lassen wollte. Doch sein Ärger über Inken Hinrichs’ abweisende Haltung und die Aussichtslosigkeit des Lebens, das er vor sich liegen sah, bestärkten ihn darin, sich auf die Seite der Gräfin zu schlagen. Außerdem musste er damit rechnen, dass die Räuber niemanden am Leben lassen würden.
    Noch während der Mann seine Kameraden und den Kutscher aufweckte, wurde die Tür erneut geöffnet, und der Bote trat in die Kammer des gräflichen Gefolges.
    »Eben habe ich gehört, wie die Wirtin die Hintertür geöffnet hat. Die Schurken werden gleich hier sein.«
    »Wir sind bereit«, erklärte einer der Waffenknechte und zog blank. »Ich habe mich vorhin ein wenig umgesehen. Wenn wir uns hier oben auf der Treppe verteidigen, können höchstens zwei der Kerle auf einmal herauf. Die halten wir mit unseren Klingen in Schach.«
    »Dann hoffen wir nur, dass sie keine Speere oder Pistolen bei sich haben!«, antwortete Draas und folgte dem anderen nach draußen.
    Emmerich von Brackenstein kam ebenfalls mit, wandte sich dann aber im Licht der Unschlittkerze, das aus Draas’ Kammer fiel, dem Raum zu, in dem seine Tante schlief.
    »Halte du hier die Stellung, Moritz. Ich werde Ihre Erlaucht wecken und bei ihr bleiben, damit sie nicht ohne männlichen Beistand ist.«
    »Tut das, Hauptmann!« Der Reiter, der Moritz genannt wurde, drehte sein Gesicht weg, damit Brackenstein seine Verachtung nicht sehen konnte.
    Dann stupste Moritz Draas an. »Meine beiden Kameraden und ich bilden die erste Verteidigungsreihe. Du und die beiden anderen Reisenden, ihr könnt euch hinter uns aufstellen! Der Kutscher und dessen Knecht bilden unsere Reserve. Löscht die Kerze, damit die Kerle uns nicht zu früh bemerken.«

5.
    D as Warten in tiefster Dunkelheit war das Schlimmste. Von unten heraufdringende Geräusche verrieten, dass sich die Räuber bereits in der Herberge befanden. Doch es dauerte eine Weile, bis der Schein einer Laterne auf die Treppe fiel und die ersten Männer unten auftauchten.
    Bislang hatte Draas angenommen, Räuber seien zerlumpte, wüst aussehende Gestalten. Die Kerle dort unten waren jedoch besser gekleidet als er selbst. Allerdings passten die einzelnen Trachten nicht zusammen. Einer, den Draas aufgrund der Befehle, die zu ihnen heraufdrangen, für den Hauptmann hielt, trug zu ledernen Reithosen das prachtvolle Wams eines Edelmanns und dazu eine Mütze, die einem bürgerlichen Kaufmann gefallen hätte. Daher nahm er an, dass die Kleidung der Räuber von ihren Opfern stammte. Seine Hosen und seinen Rock würden sie jedoch nicht ohne Gegenwehr bekommen.
    »Achtung, gleich merken sie, dass wir hier stehen«, raunte Moritz ihm zu.
    Draas nickte und richtete sein Augenmerk wieder auf die Räuber. Auf ein Zeichen ihres Hauptmanns stiegen vier Kerle nach oben und bemühten sich dabei, keinen Lärm zu machen.
    In dem Augenblick richtete sich Moritz auf. »Weshalb so zaghaft, meine Herrschaften? Ihr seht doch, dass wir für euch bereitstehen.«
    Es war, als hätte der Blitz zwischen die Räuber eingeschlagen. Die Männer auf der Treppe wichen so eilig zurück, dass sie mehrere der hinter ihnen stehenden umrissen. Für einige Augenblicke herrschte unten Verwirrung, und es juckte Draas in den Fingern, diese auszunützen und auf die Kerle loszugehen.
    Doch Moritz hielt ihn auf. »Bleib hier! Es bringt uns nichts, wenn wir unsere gute Position aufgeben. Weder wissen wir, wie viele Schurken es sind, noch können wir uns sinnlose Verluste leisten.«
    Er hatte den Satz noch nicht beendet, da hatte der Räuberhauptmann seine Männer wieder unter Kontrolle. Er selbst trat an den Fuß der Treppe, während einer seiner Kumpane den Strahl einer Blendlaterne nach oben richtete.
    »Was wollt ihr ausrichten, Leute? Ist euch das Leben so wenig wert, dass

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