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Flammen im Sand

Flammen im Sand

Titel: Flammen im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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dann
glaubte er ihr das, als wäre der Kriminalhauptkommissar es selber, dessen Verdauungsprobleme
mit Diskretion behandelt werden mussten. Aber dass er ein zweites Mal zur Verschwiegenheit
verpflichtet werden konnte, daran zweifelte Mamma Carlotta erheblich.
    Als sie vor dem Schaufenster des Modeateliers ihr Fahrrad abstellte,
war sie kein bisschen weitergekommen mit ihren Überlegungen. Wie würde sie aus
dieser unangenehmen Geschichte wieder herauskommen? Und wie konnte sie es schaffen,
Tove davon zu überzeugen, dass Schluss sein musste mit den krummen Geschäften?
Dafür aber würde sie ihm erst einmal gestehen müssen, dass sie die Geschäfte
durchschaut hatte. Und wie der bärbeißige Wirt von Käptens Kajüte darauf reagieren
würde, wagte sie sich nicht vorzustellen.
    Wenn sie ihn auch gelegentlich und ganz heimlich einen Freund
nannte, so machte sie sich doch keine Illusionen darüber, dass mit ihm nicht zu
spaßen war, wenn er in die Enge getrieben wurde. Wie oft Tove Griess schon
wegen Körperverletzung im Gefängnis gesessen hatte, wusste sie zum Glück nicht,
und dass er ihr, einem seiner zwei einzigen Stammgäste, etwas Böses antun
konnte, glaubte sie eigentlich nicht. Trotzdem galt es, vorsichtig zu sein. Auf
keinen Fall durfte sie Tove drohen. Überzeugen musste sie ihn und ihn so
geschickt auf den rechten Weg zurückführen, dass er glaubte, er selbst habe
diesen Weg eingeschlagen.
    Geraldine begrüßte sie mit gereizter Miene. »Endlich! Ihr
Schwiegersohn hat mir schon eine Menge Zeit gestohlen. Besteht Carolin wirklich
darauf, heute frei zu haben?« Sie wartete Mamma Carlottas Antwort nicht ab,
sondern fuhr fort: »Ich hoffe, heute Nachmittag kommt sie. Die Proben für die Modenschau
müssen weitergehen. Ich habe die Kosmetikerin bestellt, die das Make-up
ausprobieren wird. Und wir müssen uns überlegen, welche Modelle wir vorführen.
Alles wird nicht fertig werden.« Sie schöpfte tief Luft, als hätte sie sich mit
diesen vielen Worten übernommen. »Auf die drei Kleider und die Frühjahrskombi,
die Yvonne in Arbeit hatte, müssen wir verzichten. Aber ich glaube, das ist
nicht schlimm. Unser Fundus ist groß genug.«
    Nun endlich hatte Mamma Carlotta ihr Erstaunen bewältigt. »Soll das
heißen … die Modenschau findet statt?«
    Â»Ich wäre dumm, wenn ich sie ausfallen ließe«, entgegnete Geraldine.
»Das Atelier wird aus allen Nähten platzen. Ich habe heute Morgen schon wieder
fünf Eintrittskarten verkauft. Es hat sich schnell herumgesprochen, dass die Modenschau
durchgezogen wird. Und wie die Tote heißt, die unter der Biike gefunden wurde,
wissen anscheinend auch alle.«
    Mamma Carlotta fand nur mühsam aus ihrer Erstarrung. »Aber … aber
Sie können doch nicht … Ihre Schwester ist noch nicht mal unter der Erde!«
    Â»Nach einem Mord dauert so was eben länger. Die Gerichtsmedizin! Sie
wissen ja. Aber … was kann ich dafür?«
    Â»Das ist …« Mamma Carlotta brach ab, weil ihr das schwierige
deutsche Wort nicht einfiel.
    Â»Pietätlos?«, fragte Geraldine und lächelte, als ginge es um die
Frage, ob während der Modenschau Sekt oder Prosecco gereicht werden sollte.
»Nicht, wenn wir es richtig machen.«
    Â»Richtig?« Mamma Carlotta lehnte sich gegen den Ladentisch, weil sie
eine Stütze brauchte. Was konnte an dieser Modenschau richtig sein?
    Geraldine Bertrand jedoch war sich ihrer Sache sehr sicher. »Die
Leute sind sensationsgierig. Schon deswegen werden sie kommen. Und die paar,
die diese Modenschau so pietätlos finden wie Sie, können sich beruhigen. Ich
habe gerade den Titel der Veranstaltung geändert.« Sie zeigte auf das Plakat,
das an der Eingangstür hing und einen Aufkleber erhalten hatte.
    Mamma Carlotta öffnete die Tür, weil es nur von außen zu lesen war.
»Modenschau zu Ehren Yvonne Perrettes«, las sie. »Wir zeigen ausschließlich Modelle
der so tragisch ums Leben gekommenen Modeschöpferin!« Sie schloss die Tür
wieder. »Aber wenn wir nur die Modelle nehmen, die Madame Perrette entworfen
hat, ist die Modenschau in einer halben Stunde zu Ende.«
    Â»An der Auswahl der Modelle wird natürlich nichts geändert«,
antwortete Geraldine Bertrand. »Die Leute wissen ja nicht, ob die Entwürfe von
mir oder von Yvonne sind. Wir behaupten, sämtliche

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