Flammen im Sand
Schwiegertochter davon reden
hören, fragte sich aber bis heute, wozu so ein Schwangerschaftstest nötig war.
Und wie er funktionierte und einer Frau dabei half, sich einer Schwangerschaft
sicher zu sein, war ihr nicht klar.
»Was heiÃt hier: Mit den Morden hast du nichts zu tun! Du
gottverdammtes Arschloch! Du wirst mich noch kennenlernen!«
Mamma Carlotta fuhr zusammen, als in der ersten Etage plötzlich Schritte
dröhnten. Würde Jannes Pedersen jetzt die Treppe heruntergepoltert kommen und
sie fragen, was sie hier zu suchen hatte? Erschrocken versteckte sie die
Schachtel hinter ihrem Rücken, um so schnell wie möglich zu verschwinden. Dann
aber hörte sie eine Tür schlagen und kurz darauf das Geräusch einer
Toilettenbrille, die derart wütend hochgeklappt wurde, dass sie zurückschlug.
Mamma Carlotta war erleichtert. Eilig durchschritt sie das
Wohnzimmer und dann den Wintergarten. Erst jetzt fühlte sie sich sicher. Und da
Geraldine froh sein würde, wenn sie ein paar Minuten länger als nötig mit Wilko
Tadsen unter vier Augen reden konnte, beschloss Mamma Carlotta, herauszufinden,
wie so ein Schwangerschaftstest eigentlich funktionierte. Die Skrupel, die in
ihr hochschossen, drückte sie schnell nieder. Yvonne Perrette würde diesen Test
nicht mehr brauchen, so viel stand fest!
Vorsichtig öffnete sie die Schachtel, griff hinein und brachte ein
zusammengefaltetes Blatt Papier zum Vorschein. Stirnrunzelnd faltete sie es
auseinander. Nein, eine Gebrauchsanweisung für einen Schwangerschaftstest war
das nicht. Verblüfft starrte sie den Geschäftsbrief an, den sie in Händen
hielt. Es handelte sich um einen Brief, der vor fünf Jahren abgeschickt worden
war. Und adressiert war er an ⦠Elske Pedersen!
Ausgiebig betrachtete Erik die Imbiss-Stube, nachdem er
aus dem Wagen gestiegen war. »Käptens Kajüte sieht wirklich viel besser aus
seit der Renovierung.«
Sören blieb vor der Tür stehen und zog die Nase kraus. »Der Geruch
ist eher schlechter geworden. Das riecht nach â¦Â«
»â¦Â nach Grünkohl, der aufgewärmt wird«, vervollständigte Erik seinen
Satz. »Vielleicht macht Tove Griess sich Hoffnungen, dass er den Grünkohl, den
er nach dem Biikebrennen nicht losgeworden ist, heute an den Mann bringt.«
»Ich esse ihn jedenfalls nicht«, sagte Sören.
Erik lachte. »Davon würde ich Ihnen auch dringend abraten! Wenn
meine Schwiegermutter davon erführe, würde sie nie wieder Lasagne für Sie
machen.«
Die Theke von Käptens Kajüte war verwaist. Der einzige Gast zog
seine Bommelmütze ein Stück tiefer in die Stirn und sah aus, als würde er am
liebsten in sein Jever springen und erst wieder auftauchen, wenn die beiden
Polizeibeamten wieder gegangen wären.
»Moin, Tiensch«, begrüÃte Erik ihn. »Schmeckt das Bier schon um
diese Zeit?«
»Bier schmeckt immer, jawoll!«, antwortete Fietje.
»Und wo ist der Käpten, dem diese Kajüte gehört?«, fragte Sören.
»Der telefoniert.« Fietje nickte zu einer Tür hinter der Theke. Sie
führte anscheinend in die Küche, denn durch diese Tür drang der Geruch des
aufgewärmten Grünkohls. Erik meinte sogar, die geräucherten Mettwürste zu
riechen, die noch so lange ihr Fett in den Grünkohl kochen würden, bis sie
selber trocken waren und der Grünkohl unverdaulich geworden war.
Tove Griess sah ärgerlich aus, als er aus der Küche kam, noch
ärgerlicher als sonst. Das mochte daran liegen, dass er es nicht schätzte, wenn
die Obrigkeit bei ihm einkehrte. Ein Lächeln hatte Erik noch nie auf seinem
Gesicht gesehen, aber jetzt sah der Wirt mal wieder so aus, dass einem sogar
seine Mettwürste leidtun konnten.
»Moin, die Herren!«, sagte er. »Was darfâs sein?«
»Die Antwort auf eine Frage«, gab Erik zurück.
»Zu früh für Bier? Sie können auch Kaffee haben! Oder Tee!«
Erik und Sören waren sich einig. Auf jedes Angebot schüttelten sie
unisono die Köpfe.
Erik wollte es so schnell wie möglich hinter sich bringen. Die Frage
stellen, eine Antwort hören, über die er sich ärgern würde, weil sie erlogen
war, und sich dann noch mehr ärgern, weil Tove Griess nicht nachzuweisen sein
würde, dass er Jannes Pedersen deckte. »Erinnern Sie sich an die Nacht von
Dienstag auf Mittwoch?«, fragte
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