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Flammen im Sand

Flammen im Sand

Titel: Flammen im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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mehr im Casino.« Wilko schüttelte traurig den Kopf. »Marikke hat mir
häufig vorgehalten, dass Jannes meine Freundschaft ausnutzt. Vielleicht hat sie
recht. Anscheinend zweifelt Jannes nicht daran, dass ich ihn decke. Weil ich
ihn schon hundertmal gedeckt habe. Aber in einem Mordfall?« Wilko Tadsen
schüttelte energisch den Kopf. »Nein!«
    Â»Sie sagen also, Jannes hat im Spielcasino nicht so viel Geld
gewonnen, dass er sich ein Haus in der Toskana leisten konnte?«
    Â»Jedenfalls nicht, als ich dabei war.«
    Â»Wussten Sie von diesem Haus in der Toskana?«
    Â»Nein! Er hat nie davon gesprochen.« Wilko Tadsen sah nun regelrecht
enttäuscht aus. »Anscheinend war unsere Freundschaft wirklich einseitig.
Marikke hat es ja schon oft gesagt. Jannes nimmt und du gibst, hat sie mir vorgehalten.
Aber …« Nun sah er aus wie ein kleiner Junge, dessen bester Freund nach Amerika
gezogen war. »… wir sind doch Blutsbrüder.«
    Mamma Carlotta hatte strikt abgewehrt, als die Kosmetikerin
mit der Reinigungsmilch gekommen war, um sie abzuschminken. Diese neu erworbene
Schönheit sollte sie gleich wieder hergeben? Nein, so was musste erhalten,
ausgekostet, bis zum letzten Augenblick genossen werden! Eindringlich sah sie
jedem ins Gesicht, der ihr entgegenkam, alle Welt sollte sehen, dass ihre
Wangen gepudert, ihre Augen dunkel umrahmt, ihre Wimpern getuscht und ihre
Lippen knallrot geschminkt waren. Sie schob ihr Fahrrad nicht nur, weil der
Wind immer heftiger wurde, sondern auch, damit sie sich langsam die Steinmannstraße
hinabbewegen und ihrer Mitwelt die Chance geben konnte, ihr Make-up zur
Kenntnis zu nehmen. Mit jedem Schritt genoss sie ihr neues Körperbewusstsein,
das in den Modellkleidern nur so in die Höhe geschossen war, und musste sich
Mühe geben, das Schicksal der armen Yvonne Perrette nicht zu vergessen. Fest
hatte sie sich vorgenommen, ihre Freude in den Schatten dieses schrecklichen
Mordes zu stellen! Daran musste sie unbedingt denken, ehe das Glück sie
überwältigte. Es gehörte sich nicht, etwas zu genießen, was einer armen Frau
wie Yvonne Perrette nicht mehr vergönnt war.
    Auch Geraldine hatte ihre Models immer wieder daran erinnert.
»Vergesst unsere ersten Proben! Ab jetzt wird nicht mehr gelächelt. Schaut
ernst drein! Aber natürlich nicht mit Leichenbittermiene und auf keinen Fall
schlecht gelaunt. Ernst heißt: sich der Tragik des Augenblicks bewusst sein!«
    Mamma Carlotta war von ihr gelobt worden, angeblich hatte sie als
Einzige erkannt, worauf es Geraldine ankam. Carolin und Vanessa war es
überhaupt nicht gelungen, aus dem Gekicher hinter den Kulissen in den Ernst der
Lage zu finden, und Kirsten, der schon vorher das Lächeln schwergefallen war,
kam mit den neuen Anforderungen auch nicht besser zurecht.
    Auf der Höhe des Altenheims fiel Mamma Carlotta der alte Herr Lürsen
wieder ein. Ob sie ihm noch einmal einen Besuch abstatten sollte? Sicherlich
würde er sich freuen, für eine halbe Stunde Gesellschaft zu haben. Sie würde
dann unauffällig den Schrank öffnen, seinen schwarzen Anzug abtasten und
feststellen, ob die Uhren dort immer noch versteckt waren. Was Stefan Lürsen
wohl mit ihnen machte? Weiterverkaufen natürlich! Aber wie und an wen?
    Mamma Carlotta stieg aufs Rad. Nein, die Mission, die sie zu
erfüllen hatte, war wichtiger als der alte Herr Lürsen. Sie musste dafür
sorgen, dass Tove mit den Betrügereien aufhörte! Wie sie das tun sollte, ohne
gleichzeitig zu gestehen, dass sie des Nachts seinen Vorrat durchsucht und
sogar eine teure Uhr mitgenommen hatte, wusste sie noch nicht. Aber ihr würde
schon was einfallen.
    Es wurde Zeit, Tove auf den rechten Weg zurückzuführen, sonst würde
er im Frühjahr noch im Gefängnis sitzen, wenn sie wieder zu Besuch auf die
Insel kam. Tove musste so bald wie möglich erfahren, dass nun, nach Pedersens
Verhaftung, Schluss war mit dem flotten Handel. Und Schluss auch mit dem neuen
Wohlstand! Jetzt musste Tove nur noch sehen, dass er ungeschoren aus der Sache
herauskam, wenn das ganze Geschäft nach Pedersens Verhaftung platzte. Wie gut,
dass Carolin noch mit Vanessa in die Friedrichstraße gehen wollte, um im
Diavolo einen Milchkaffee zu trinken, und Felix angekündigt hatte, mit einem
Klassenkameraden ein neues Computerspiel auszuprobieren. Niemand würde merken,
wenn Mamma Carlotta statt nach Hause

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