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Flammen im Sand

Flammen im Sand

Titel: Flammen im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Gegensprechanlage.
»Moin, Wolf! Kommen Sie mal raus!«
    Erik sorgte dafür, dass die drei Beamten im Raum blieben, während er
zur Staatsanwältin ging, die im Nebenraum auf ihn wartete, hinter einer
Glasscheibe, die vom Vernehmungsraum aus verspiegelt war.
    Frau Dr. Speck war blass und hatte viel von der Selbstsicherheit
eingebüßt, die Erik nicht leiden konnte. Nervös war sie, mit fahrigen Händen
und einem zuckenden Mundwinkel.
    Â»Geht’s Ihrem Schwager schlechter?«, fragte er mitfühlend.
    Sie sah ihn an, als hätte er sie nach dem Gesundheitszustand ihrer
Topfpflanzen gefragt. Dann aber fasste sie sich und zuckte mit den Schultern.
Plötzlich schien ihr aufzugehen, dass sie Eriks Frage ihrer mutlosen Haltung zu
verdanken hatte, und sie straffte sich. »Ab jetzt kümmere ich mich um den
Mann«, sagte sie und wies zu der Glasscheibe, hinter der Jannes Pedersen saß
und auf seine gefesselten Hände starrte, bewacht von drei Beamten, die ihn
nicht aus den Augen ließen. »Die gestohlenen Uhren gehen Sie ab jetzt nichts
mehr an. Sie kümmern sich nur noch um die beiden Mordfälle. Schlimm, dass es
noch keine Erfolge gibt. Wenn ich Menno Koopmann nicht so gut kennen würde,
hätten Sie längst schlechte Presse, Wolf.« Ehe Erik etwas erwidern konnte,
sprach sie schon weiter: »Hat Pedersen Helfershelfer auf Sylt? Haben Sie
jemanden in Verdacht?«
    Erik schüttelte den Kopf. »Ich war mir ziemlich sicher, dass der
Wirt von Käptens Kajüte die Uhren weiterverkauft. Aber die Durchsuchung hat
leider nichts ergeben.«
    Â»Okay.« Die Staatsanwältin war erstaunlich zufrieden mit dieser
Antwort. »Ich werde Pedersen später persönlich vernehmen. So lange, bis er
singt. Da Sie ihn von der Liste der Verdächtigen streichen müssen – wen haben
Sie noch in Verdacht?«
    Â»Vergessen Sie nicht«, antwortete Erik, »dass Pedersen, was den Tod
seiner Frau angeht, noch nicht aus dem Schneider ist.«
    Â»Aber Sie haben gesagt, die Morde wären von ein und demselben Täter
begangen worden.«
    Â»Es sieht so aus. Aber kann man das mit Sicherheit sagen?«
    Â»Okay, ich werde darauf achten«, sagte die Staatsanwältin. »Wenn er
seine Frau umgebracht hat, dann kriege ich das raus.«
    Erik sah ihr nach, wie sie aufrecht und mit schnellen, kleinen
Schritten den Gang hinabging. Wenn er doch auch so zuversichtlich sein könnte!
    Mamma Carlotta hatte einen Entschluss gefasst! Nachdem sie
begriffen hatte, dass die Staatsanwältin ihrem Schwager auf die Spur gekommen
war, wusste sie, dass sie nicht länger warten durfte. Wer konnte schon sagen,
wie Frau Dr. Speck auf die Erkenntnis reagieren würde, dass einer
ihrer Verwandten gestohlene Uhren kaufte und daraus als Letzter in einer Kette
von Dieben, Hehlern und Helfershelfern Geld machte? Wichtiger war es, dafür zu
sorgen, dass Tove nicht in die Schusslinie geriet. Am Ende würde die
Staatsanwältin ihm sämtliche Verfehlungen Stefan Lürsens auch noch anlasten,
damit kein Schatten auf ihre eigene Person fiel.
    Nach dem dritten Saum und dem Versäubern sämtlicher Nähte wusste
sie, was zu tun war. Jannes Pedersen war ohnehin als Hehler entlarvt, an der
Gerechtigkeit änderte sich nichts, wenn die Uhren, die er an Tove übergeben
hatte, in seinem Haus gefunden wurden. Sein Laden, die Werkstatt und die
Wohnung waren bereits durchsucht worden, dort konnte sie die Kartons nicht
verstecken. Blieb nur eine Möglichkeit: Sie musste die Uhren im Modeatelier
unterbringen. Erik würde denken, dass Pedersen die Hehlerware vorsorglich nicht
in seinem Teil des Hauses aufbewahrt hatte. Und hier konnte sie die Uhren
durchaus rein zufällig entdecken, wenn sie es schlau einfädelte.
    Vorsichtshalber hatte sie das Fahrrad hinter dem Haus abgestellt.
Wegen des Windes, hatte sie Geraldine erklärt, denn im Garten, neben den
Mülltonnen, stand das Fahrrad geschützt. Dass Mamma Carlotta zwei Kartons im
Fahrradkorb transportiert hatte, war Geraldine Bertrand gar nicht aufgefallen.
    Ãœber ein geeignetes Versteck in der Schneiderwerkstatt hatte Mamma Carlotta
sich auch schon Gedanken gemacht. Es gab einen Korb am Fuß der Garderobe, in
dem alles gesammelt wurde, was im Modeatelier vergessen und nie abgeholt worden
war. Mehrere Schals, drei Regenschirme, zusammengerollte Zeitungen, Bürsten,
Kämme, Puderdosen. Vieles lag vermutlich schon

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