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Flammen im Sand

Flammen im Sand

Titel: Flammen im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Boden.
»Wenn ich mit der Staatsanwältin verwandt wäre, bekäme ich auch einen
Herzinfarkt!«
    Â»Sören!«
    Â»Ist doch wahr! Gleich wird sie uns vorhalten, dass wir mit den
Morden nicht weitergekommen sind. Dass wir aufs falsche Pferd gesetzt haben!
Und jetzt können wir ihr nicht mal den Zwischenhändler präsentieren, der
Pedersen hier auf Sylt unterstützt hat.«
    Mamma Carlotta hatte das Gefühl, sie sei allein auf der
Welt. Niemand kam ihr entgegen, niemand überholte sie. Und die Autos, die die
Norderstraße entlangfuhren, waren durch die Kapuze kaum zu hören. Der Sturm
trennte Mamma Carlotta von anderen Menschen und von allen Geräuschen, die zum
Leben gehörten. In ihrem Kopf hatte nichts anderes Platz als der Gedanke an die
beiden Gepäckstücke, die in ihrem Fahrradkorb lagen. Zum Glück waren sie schwer
genug, das hatte sie gewissenhaft überprüft, um nicht vom Wind davongetragen zu
werden.
    Den Gedanken an die Uhr in Lucias Nähkästchen verbannte sie, so gut
es ging. So glücklich sie einerseits aus dieser Angelegenheit rausgekommen war,
in den nächsten Jahren würde sie in ständiger Angst leben. Was, wenn Erik
dahinterkam, dass er eine Uhr am Arm trug, die mehr wert war als sein alter
Ford?
    Aber jetzt gab es Wichtigeres zu bedenken! Zum Beispiel, wie sie
Tove erklären sollte, was mit den Uhren geschehen war, die er im Vorratsraum
versteckt hatte. Wie mochte er sich gefühlt haben, als Erik und Sören nichts
Kompromittierendes gefunden hatten? Dass er ihr dieses kleine Wunder zu verdanken
hatte, war ihm sicherlich umgehend klar geworden. Das brauchte sie nicht zu
leugnen. Aber wie sie ihm erklären konnte, woher sie von den Uhren gewusst
hatte, dazu wollte ihr nichts einfallen.
    Sie hob ihren Unterkörper vom Sattel, um noch kraftvoller treten zu
können. Musste sie überhaupt etwas erklären? Tove sollte doch froh sein, dass
sie ihn vor einer Verhaftung bewahrt hatte! Ihr danach mit Vorwürfen zu kommen,
wäre ja noch schöner! Und dass die Uhren in den Besitz der Polizei gehörten,
das musste er auch verstehen. Nur … wie sollte sie das bewerkstelligen, ohne
Tove und sich selbst zu verraten?
    Endlich hatte sie die freie Heidefläche passiert und konnte im Schutz
der Bebauung weiterradeln. Als sie in die Steinmannstraße einbog, war das
Ärgste überstanden. Nur noch ein paar Hundert Meter, dann war sie am
Modeatelier angekommen. Es wurde auch Zeit! Zwar war die Kollektion, die morgen
auf der Modenschau vorgeführt werden sollte, im Großen und Ganzen fertig, aber
mehrere Nähte mussten noch versäubert werden, und ein paar Röcke waren noch
nicht gesäumt.
    Alles musste fertig sein, wenn am Nachmittag die Generalprobe
stattfand. Darauf freute Mamma Carlotta sich unbändig. Nein, nicht unbändig,
korrigierte sie sich insgeheim. Nur so weit selbstverständlich, wie es mit der
Trauer um Yvonne Perrette zu vereinbaren war. Dass sie das nur nicht vergaß!
    Die Frau fiel ihr auf, als sie noch ein gutes Stück vom Altenheim
entfernt war. Sie trat aus dem Eingang und hatte ihre liebe Mühe, ihren Mantel
festzuhalten, der vom Sturm aufgebläht wurde, und dafür zu sorgen, dass das
Kleidungsstück nicht wegwehte, das sie in Händen hielt. Sie kam Mamma Carlotta
bekannt vor und der schwarze Anzug, den sie umklammerte, ebenfalls.
    Nun stieg sie doch vom Fahrrad und schob es eilig hinter einen
Lieferwagen, der ihr Schutz bot. Zwar sah die Staatsanwältin weder nach links
noch nach rechts, aber trotzdem wollte Mamma Carlotta kein Risiko eingehen. Aus
ihrem Versteck hinter dem Lieferwagen konnte sie beobachten, wie Frau Dr. Speck
ihr Auto aufschloss, sich kurz aufrichtete, den schwarzen Anzug ein wenig von
sich weghielt, gerade so weit, dass der Sturm ihn nicht zu fassen bekam, und
ihn kopfschüttelnd betrachtete. Dann legte sie ihn auf den Rücksitz ihres
Wagens. Sie schien in Gedanken versunken zu sein und sogar ein wenig verwirrt.
Jedenfalls schüttelte sie noch immer den Kopf, als sie ins Auto stieg. Und
bevor sie startete, legte sie sogar die Stirn für einige Augenblicke aufs
Lenkrad.
    Herr Lürsen hatte also wieder mal von dem großen Geheimnis
gesprochen, hatte verlangt, dass man ihm in seinen schwarzen Anzug half, und
Frau Dr. Speck
war darauf eingegangen.
    Â»Madonna!«, flüsterte Mamma Carlotta. »Und jetzt?«
    Jannes Pedersen starrte Erik

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