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Flammen im Sand

Flammen im Sand

Titel: Flammen im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Umbrien noch nicht rumgesprochen, dass man
auf Sylt früher schlafen geht?«
    Â»Sie hätte dich gern gesprochen«, sagte Carolin zu ihrer Großmutter
und spielte mit den Spitzen ihrer fliegenbeingleichen Wimpern, »aber ich wollte
dich nicht wecken.«
    Dass Carolin darauf verzichtet hatte, sie ans Telefon zu holen,
erleichterte Mamma Carlotta derart, dass sie sich mit einem Mal so fühlte, als
hätte sie in der vergangenen Nacht tief und fest geschlafen und als passierte
auf Sylt nichts Schreckliches, was nur Carlotta Capella in Ordnung bringen
konnte. Etwas, was niemand wissen durfte, vor allem kein Kriminalhauptkommissar.
    Vorsichtshalber beschäftigte sie sich intensiv mit den Panini und
dem Honig, während Carolin berichtete, dass Tante Alessandra frisch verliebt und
eine baldige Verlobung nicht ausgeschlossen sei.
    Der Honig tropfte auf den Tellerrand und von dort auf die
Tischplatte, ohne dass Mamma Carlotta es bemerkte. Erik versuchte, sie darauf
aufmerksam zu machen, aber sie nahm seine hektischen Gesten nicht einmal zur
Kenntnis. »Alessandra hat sich schon wieder verliebt?«, fragte sie ungläubig.
»Zu Weihnachten hat sie uns noch Michele vorgestellt, der angeblich endlich der
Richtige war.«
    Â»Mit Giusto hat sie ihn vielleicht gefunden!« Strahlend sah Carolin
in die Runde, als läge ihr das Glück ihrer jüngsten Tante sehr am Herzen. Dann
aber rückte sie damit heraus, was wirklich hinter ihrer großen Freude steckte:
»Sie hat gesagt, ich darf ihr Verlobungskleid entwerfen, wenn es soweit ist«,
verkündete sie. »Ist das nicht toll?«
    Sörens Begeisterung fiel besonders stürmisch aus, weil er
anscheinend fix begriffen hatte, dass die künftige Modedesignerin keine Zeit
für die Aktualisierung seiner Garderobe haben würde, wenn sie mit dem
Verlobungskleid ihrer Tante beschäftigt war. »Mein Hemd hat Zeit«, sagte er
großzügig. »Ein Verlobungskleid ist wichtiger.«
    Das fand Carolin auch. »Aber leider kennt sie diesen Giusto erst
seit vier Wochen. Das mit der Verlobung kann noch etwas dauern.« Freundlich
lächelte sie Sören an. »Sie brauchen sich also keine Sorgen zu machen. Zuerst
ist Ihr neues Hemd dran. Ich hab’s Ihnen doch versprochen.«
    Â»Wie schön«, brachte Sören heraus und vermied es, seinen Chef
anzusehen, der ihn grinsend betrachtete.
    Carolin trank hastig ihren Tee aus, schob sich ein Panino in den
Mund und verkündete kauend: »Ich fahre ins Modeatelier. Ich will die Abnäher
schon mal anzeichnen.« Sie sah ihre Großmutter bittend an. »Hilfst du mir dann
beim Zuschneiden der Taschen, Nonna?«
    Â»Certo, Carolina!«
    Â»Aufgesetzte Taschen«, erklärte Carolin in Sörens Richtung. »Aber
asymmetrisch! Damit es nicht spießig aussieht!«
    Â»Das kriegen wir hin«, sagte Mamma Carlotta, ohne auf Sörens
ängstlichen Blick zu achten.
    Erik mischte sich ein. »Die Nonna hat schon genug zu tun. Eigentlich
ist sie doch auf Sylt, um Urlaub zu machen.«
    Â»Dummes Zeug! Ich habe noch nie in meinem Leben Urlaub gemacht, da
brauche ich nicht ausgerechnet damit anzufangen, wenn Carolina mich braucht.
Außerdem ist Nähen keine Arbeit, sondern ein Vergnügen. Und wo Sören sich doch
so auf sein neues Hemd freut …«
    Tatsächlich fühlte sie sich von Minute zu Minute besser, die
Schrecken der letzten Nacht fielen allmählich von ihr ab. Und wenn sie nach dem
Mittagessen eine kleine Siesta einschieben konnte und am Abend früher zu Bett
ging als sonst, würde sie am nächsten Morgen nichts mehr davon spüren, dass sie
erst kurz vor dem Frühstück nach Hause gekommen war.
    Sie folgte Carolin zur Tür, sorgte dafür, dass sie die Mütze tief
genug in die Stirn zog, die Jacke fest genug schloss, die Kapuze aufsetzte und
die Handschuhe nicht vergaß. »Willst du nicht die gefütterten Schuhe anziehen,
Carolina? Diese Kälte!«
    Aber Carolin bewies mal wieder, dass sie Eriks Tochter war. Sie nahm
Anmerkungen dieser Art einfach nicht zur Kenntnis. »Sei pünktlich zur Probe da,
Nonna! Heute wird der komplette Ablauf der Modenschau geprobt. Auch die
Moderation! Die wird Madame Perrette übernehmen.«
    Â»Si, si!« Mamma Carlotta zog Carolins Jacke hinten so weit wie
möglich herab und redete so lange von einer Blasenentzündung, bis Madame
Perrette und ihre Moderation vergessen

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