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Flammen im Sand

Flammen im Sand

Titel: Flammen im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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waren. Sollte Yvonne Perrette
tatsächlich verschwunden sein, würde Carolin früh genug davon erfahren. Aber es
bestand ja immer noch die Möglichkeit, dass die hübsche Französin im Bett eines
anderen Mannes übernachtet hatte. Carlotta seufzte tief auf. Dann würde sie
sich damit abfinden müssen, dass Yvonne Perrette eine genauso unmoralische
Person war wie ihre Schwester, und brauchte nur noch dafür zu sorgen, dass
Carolin nichts davon erfuhr. Eine Sechzehnjährige musste noch an die Liebe
glauben und sollte nichts wissen von Untreue und Ehebruch.
    Mamma Carlotta versuchte auch Felix davon zu überzeugen, dass nur
die richtige Kleidung ihn vor dem sicheren Erfrierungstod bewahren würde. Doch
er blieb bei seinem Käppi und behauptete, er würde lieber Ohrenschmerzen in
Kauf nehmen, als auszusehen wie ein Weichei.
    Als Carlotta in die Küche zurückkam, meinte Sören gerade: »Yvonne
Perrette ist erwachsen, sie kann die Nacht verbringen, wo sie will. Und
vielleicht sitzt sie längst wieder an ihrer Nähmaschine, wenn wir in Westerland
ankommen.«
    Â»Ihr wollt als Erstes ins Modeatelier?« Mamma Carlotta setzte sich
wieder zu Erik und Sören an den Tisch. »Jannes Pedersen weiß also immer noch
nicht, dass er kein verlassener Ehemann, sondern Witwer ist?«
    Â»Er war gestern Abend nicht zu Hause«, erklärte Sören. »Mal sehen,
ob wir ihn heute Morgen antreffen.«
    Erik gab ihm einen Wink, und die beiden standen auf. Auch Mamma
Carlotta sprang von ihrem Stuhl hoch. Ihre Müdigkeit war wie weggeblasen. Eilig
beförderte sie alles in den Kühlschrank, was in den nächsten Stunden unter
Qualitätsverlust leiden konnte, Geschirr und Besteck landeten unter großem
Gepolter in der Spüle. »Es ist besser, wenn ich auch schon aufbreche. Heute ist
viel zu tun im Modeatelier.«
    Â»Aber du hast doch gesagt …«, begann Erik.
    Â»Ich habe vergessen, dass Signora Perrette mich gebeten hat, Biesen
für eine Bluse zu nähen. Wenn die bei den Proben für die Modenschau getragen
werden soll, dann muss ich mich beeilen. Übrigens hat Signora Perrette extra
ein Wörterbuch für mich angeschafft. Biesen! Ich könnte sie mit geschlossenen
Augen nähen. Aber die Vokabel kannte ich bisher nicht.«
    Erik warf seiner Schwiegermutter einen Blick zu, der alles verriet,
was er dachte. Doch Mamma Carlotta hielt ihm stand. Solange sie nicht laut und
deutlich sagte, dass sie vor Neugier platzte und unbedingt dabei sein wollte,
wenn Jannes Pedersen von der Ermordung seiner Frau erfuhr, konnte ihr niemand
was nachweisen!
    Geraldine Bertrand schloss gerade die Ladentür auf, als
Erik auf das Gebäude zufuhr.
    Â»Gehen wir erst mal zu Madame Bertrand«, sagte Erik und stieg aus.
    Sören sah ihn erstaunt an. »Wollen wir nicht nach Jannes Pedersen
fragen? Der muss endlich erfahren, dass seine Frau gefunden wurde.«
    Â»Auf eine halbe Stunde kommt es nicht an.« Erik ging auf Geraldine
zu, die auf sie aufmerksam geworden war und in der Ladentür auf sie wartete.
Sie hatte ihre dunklen, halblangen Haare mit Kämmen zurückgesteckt und trug
eine weiße Bluse zu einem hellgrauen schmalen Rock, der mit einem so breiten
Bündchen abschloss, das es beinahe wie ein Mieder aussah. Mehrere Ketten, die
sich auch im Schaufenster des Modeateliers fanden, sorgten dafür, dass die
Schlichtheit nicht langweilig wirkte.
    Sie gönnte den beiden Polizeibeamten nur eine knappe Begrüßung, dann
drehte sie sich um, ging in den Laden zurück und sah Erik und Sören entgegen,
die zögernd eintraten. Sie lehnte sich an die Theke und kreuzte die Arme vor
der Brust. »Sie kommen wegen Yvonne?«
    Erik verzichtete auf eine Antwort. »Erzählen Sie noch mal in aller
Ruhe, was heute Morgen geschehen ist.«
    Geraldine sah durchs Schaufenster auf die Straße, als langweilte es
sie, Erik noch einmal zu berichten, was sie ihm schon am Telefon
auseinandergesetzt hatte. »Ich wollte zu Yvonne und Jannes und ihnen sagen,
dass Sie gestern Abend da waren. Yvonne steht immer sehr früh auf.«
    Â»Jannes Pedersen nicht?«
    Â»Er lag im Wohnzimmer auf dem Sofa, als ich kam.«
    Â»Er hat nicht in seinem Bett geschlafen?«, fragte Erik. »Warum nicht?«
    Â»Das fragen Sie ihn am besten selber«, kam es kurz angebunden
zurück. »Ich bin an der geöffneten Wohnzimmertür vorbeigeschlichen, damit

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