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Flammen im Sand

Flammen im Sand

Titel: Flammen im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Hand.
    Nein, das hatte Mamma Carlotta nicht gemeint. Aber die Idee war auf
so wunderbare Weise ungeheuerlich, dass sie vergaß, Frau Kemmertöns beim
Aufsammeln der Brötchen zu helfen. Durch ihre bleierne Müdigkeit fuhr ein
kleiner Blitz, und in dieser kurzen Helligkeit erkannte sie eine mögliche
Lösung des Falls. »Vielleicht hat Geraldine Bertrand ja auch Elske Pedersen
umgebracht!«
    Â»Aber …« Frau Kemmertöns bewies, dass sie in der vergangenen Nacht
besser geschlafen hatte. »Vor fünf Jahren war sie noch gar nicht auf Sylt.«
    Mamma Carlotta erkannte, dass sie sich zu viel zugemutet hatte.
Unfähig, ihre Idee, die sie trotzdem für brisant hielt, weiterzuverfolgen,
verabschiedete sie sich von der Nachbarin, die so aussah, als wartete sie auf
eine Einladung zum Mittagessen. Sie hätte sicherlich eine bekommen, wenn
Carlotta Capellas Sensibilität noch wach gewesen wäre. Aber die war schon
eingeschlafen, bevor sich ihr Köper endlich auf dem Sofa ausstrecken konnte.
    Jemand hatte in der Zwischenzeit die Scherben vom Boden
gefegt, es roch nach einem Putzmittel, als wäre auch gewischt worden. Der
Wintergarten schien der zentrale Ort der Wohnung zu sein. Er verband die
Schneiderei mit der Fahrradwerkstatt durch ein gläsernes Dach und nahm die
Helligkeit auf, die im Garten herrschte. Die ausladenden Korbmöbel waren mit
hübschen bunten Kissen bestückt, auf dem flachen Couchtisch lagen einige
Zeitschriften, in einem kleinen Weinregal steckten ein paar Rotweinflaschen.
    Jannes Pedersen war nicht zu sehen, als Erik und Sören den
Wintergarten betraten. Sie sahen sich achselzuckend an.
    Â»Wo geht’s denn hier in den Fahrradladen?«, fragte Sören.
    Erik nickte zu einer Tür. »Da lang wahrscheinlich.«
    Aber keiner von ihnen überwand die Hemmung, eine Tür in einem
fremden Haus zu öffnen, von der sie nicht wussten, wohin sie führte. Erik
entschloss sich nach ein paar Augenblicken, in die Schneiderwerkstatt zu gehen.
Eine Tür zu öffnen, durch die er bereits gegangen war, kostete ihn keine
Überwindung.
    Dort traf er Carolin an, die über einem Schnittmuster saß, das ihr
augenscheinlich Schwierigkeiten machte. »Du bist allein?«, fragte Erik
überrascht.
    Carolin hob unglücklich die Schultern. »Die Nonna ist schon nach
Hause gefahren. Sie war müde und wollte sich hinlegen.«
    Erik versuchte, sich seine Beunruhigung nicht anmerken zu lassen. Er
konnte sich nicht erinnern, seine Schwiegermutter schon einmal so müde erlebt
zu haben, dass sie sich am hellen Vormittag hinlegte.
    Â»Sie wird doch nicht krank sein?«, fragte er vorsichtig. »Sie wirkte
beim Frühstück regelrecht übernächtigt.«
    Carolin sah ihn erstaunt an. »Die Nonna? Krank?«
    Erik musste lächeln. »Ich weiß, sie war noch nie krank. Aber das
muss nicht immer so bleiben. Ich glaube, wir sollten ihr mehr Freizeit und
Entspannung gönnen, Caro. Sie arbeitet zu viel, wenn sie auf Sylt ist. Und ich
glaube, sie hat in der letzten Nacht schlecht geschlafen. Sonst schläft sie
doch immer wie ein Stein. Überall und in jeder Lebenslage!«
    Carolins Gesicht wurde ängstlich. »Meinst du wirklich, ihr geht es
nicht gut? Ich dachte, das liegt an ihrer Sorge.«
    Â»Was für eine Sorge?«
    Â»Wer weiß, ob Madame Bertrand unter diesen Umständen die Modenschau
macht! Die Nonna hatte sich so darauf gefreut!« Carolin schluckte und ergänzte
unglücklich: »Ich auch.«
    Erik nickte mitfühlend. »Das tut mir leid.«
    Â»Andererseits ist die Modenschau schon überall angekündigt worden«,
machte Carolin sich Mut. »Sogar in der Zeitung. Und seit Tagen hängt ein Schild
im Schaufenster. Es sind auch schon mehrere Eintrittskarten verkauft worden.«
    Erik mochte ihre Hoffnung nicht bestätigen. »Wie soll Madame
Bertrand das schaffen ohne ihre Schwester?« Er sah sich um. »Wo ist sie
überhaupt?«
    Â»Vorn im Laden.« Carolin stieß einen Ellbogen auf das Schnittmuster
und stützte ihren Kopf auf. »Im Moment hilft mir niemand. Am liebsten würde ich
auch nach Hause gehen. Dann könnte ich mit der Nonna an Sörens Hemd arbeiten.
Die würde mir helfen.«
    Â»Das kannst du nicht machen«, mahnte Erik. »Du bist nicht zum
Vergnügen hier, sondern weil du dein Schulpraktikum machst. Außerdem kannst du
Madame Bertrand nicht auch

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