Flammen im Sand
hätte er wissen müssen, dass die
Identifizierung keine Schwierigkeiten machen würde. Mit oder ohne Handtasche.«
Erik nickte und starrte nachdenklich das Brötchen an, das er
eigentlich zum Mund führen wollte. »Vielleicht ist es ihm nur darum gegangen,
den ersten Mordfall zu kopieren.«
»Den Mord eines anderen?«, fragte Sören. »Nein! Elskes Mörder muss
auch Yvonnes Mörder sein. Als Yvonne verschwand, war das Gerippe von List noch
nicht identifiziert. Nur der Mörder konnte wissen, dass wir auf Elske gestoÃen
waren.«
»Und er durfte darauf hoffen, dass wir nie herausfinden, wer da vor
fünf Jahren in List verbuddelt wurde.«
Sören nickte. »Der Mörder hat sich gesagt: Wer einmal sang- und
klanglos von einer Frau verlassen wird, kann auch ein zweites Mal verlassen
werden.«
Erik strich ausgiebig seinen Schnauzer glatt. »Also Jannes
Pedersen!« Er griff zu dem Handy, das Dr. Hillmot neben seinen Teller
gelegt hatte, und blätterte das Menü auf. »Sieht aus, als hätte sie es nicht
oft benutzt. In der Anrufliste sind nur wenige Telefonate verzeichnet. Ein
paarmal steht hier âºJannesâ¹ und zwei- oder dreimal âºGeraldineâ¹. Allerdings gab
es in den letzten Tagen keinen Anruf von Geraldine Bertrand. Dabei hat sie mir
erklärt, sie habe ihre Schwester nach ihrem Verschwinden mindestens hundertmal
auf dem Handy zu erreichen versucht.«
Stille trat ein, die nur Dr. Hillmot nicht berührte. Er widmete
sich weiter seinem Rührei, als habe er mit der Aufklärung der Mordfälle nichts
zu tun. Dass Mamma Carlotta die Vorbereitung des Mittagessens unterbrach und
ihren Schwiegersohn und dessen Assistenten gebannt anblickte, fiel niemandem
auf.
SchlieÃlich durchbrach Sören das Schweigen. »Ich habe gestern Abend
noch mit Gosch telefoniert«, sagte er. »Mit Jürgen Gosch persönlich.«
Erik sah ihn überrascht an. »Sie haben Pedersens Angaben schon
überprüft?«
»Ja, das auch. Herr Gosch will seine Angestellten fragen. Vielleicht
hat einer von ihnen am fraglichen Abend Jannes Pedersen gesehen.«
»Fraglicher Abend?«, erkundigte sich Mamma Carlotta, während sie ein
Stück Gorgonzola aus dem Kühlschrank suchte. »Was heiÃt das?«
Dr. Hillmot war der Einzige, der ihre Zwischenfrage zur
Kenntnis nahm. »Der Abend, an dem Yvonne Perrette verschwand«, antwortete er
zuvorkommend.
Erik legte seine Gabel zur Seite und sah Sören neugierig an. »Haben
Sie auch in Käptens Kajüte angerufen? Hat Tove Griess bestätigt, dass Pedersen
bis nachts um drei bei ihm war?«
»Etwa auch am fraglichen Abend?«, fragte Mamma Carlotta.
Erik, der wusste, wie gern seine Schwiegermutter eine Vokabel
benutzte, die sie gerade gelernt hatte, antwortete nicht auf ihre Frage.
Aber Sören nickte ihr bestätigend zu. »Tove Griess macht seinen
Laden nicht so früh auf«, sagte er dann zu seinem Chef. »Aber ich werde ihn
heute noch fragen. Helfen wird uns das allerdings wenig. Tove wird Pedersens
Alibi bestätigen, so oder so. Ganovenehre!« Dann kam er wieder auf sein Gespräch
mit Herrn Gosch zurück. »Ich habe ihn gefragt, ob es irgendwelche Verhandlungen
mit dem Modeatelier gegeben hat. Wegen einer Zusammenarbeit!«
Erik nickte, als wüsste er die Antwort. »Es gab keine?«
Sören schüttelte den Kopf. »AuÃerdem habe ich heute Morgen bei Wilko
Tadsen angerufen. Der öffnet sein Geschäft schon um sieben, und ich weiÃ, dass
er immer der Erste im Laden ist. Als mein Vater den Wintergarten angebaut hat,
haben wir alle Baumaterialien bei Tadsen gekauft.«
Erik sah seinen Assistenten verständnislos an. »Warum haben Sie bei
Tadsen angerufen?«
»Es war so eine Eingebung. Irgendwie ⦠traue ich Geraldine Bertrand
nicht.«
»Nun rücken Sie schon raus mit der Sprache!«
»Also ⦠ich habe Wilko Tadsen nach der Familie der Mode-Schwestern
gefragt. Er kennt die beiden ja gut.«
»Und?«
»Er sagt, die Eltern waren Buchhändler. Sie hatten einen kleinen
Laden in Avignon.«
Nun begriff Erik, worauf sein Assistent hinauswollte. »Geraldine
Bertrands Vater war also kein Bauunternehmer?«
Sören schüttelte den Kopf. »Ich möchte zu gerne wissen, warum sie
sich in List in der Nähe der Baustelle herumgetrieben hat.«
Erik schob seinen Teller weg und strich sich den
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